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Hüttenwanderung in Osttirol Wanderung unter riesigen Schwingen

Der Adlerweg am Großvenediger in Osttirol bietet neben Ruhe eine abwechslungsreiche Landschaft und Tierwelt.
26.08.2024, 17:29 Uhr
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Wanderung unter riesigen Schwingen
Von Kim Wengoborski

Die ersten Höhenmeter am Großvenediger in Osttirol sind schnell gemacht. Nachdem die Wanderer zunächst gemütlich in Hinterbichl in der Nähe der imposanten Umbaltal-Wasserfälle genächtigt haben, geht es in aller Frühe mit dem Hüttentaxi rasant hinauf in die Berge. Nahe der Johannishütte ist Endstation. Motorisierte Privatfahrzeuge kommen dort nicht mehr weiter. Der Fahrer überlässt seine Gäste nun der Wildnis. Rund 1250 Höhenmeter bis zur Eisseehütte sind es an diesem Tag.

Mit dabei ist Bergführer Wolfgang Islitzer. Er legt besonderen Wert auf das Schuhwerk. Es müsse unbedingt die Knöchel schützen, betont er. „Man knickt auf dem unebenen Gelände leicht um“, so der Osttiroler. Bevor der 61-Jährige Bergführer wurde, musste er Prüfungen im Eis und im Fels bestehen. Man müsse mental und körperlich fit sein, um andere in den Bergen führen zu können, erzählt er. Islitzer war schon als Kind gern wandern, kletterte über Stock und Stein und hielt nach Mineralien Ausschau. „Steine suchen ist wie eine Sucht. Es ist toll, wenn sie so funkeln“, sagt der Bergführer.

Blütenpracht in den Bergen

Doch noch zahlreiche weitere und vor allem leicht zu entdeckende Schätze zieren den Großvenediger und die anliegenden Berge und Täler: Blüten in Hellblau, Bordeauxrot, Gelb und Violett bedecken die Wiesen und Hänge und verströmen ihren süßlich-würzigen Duft. Wer genau hinschaut, entdeckt möglicherweise Enzian, Kohlröschen, Feuerlilie oder Primeln.

Je höher die Gruppe kommt, desto karger wird die Umgebung. Gesteine bilden den Boden, auf dem sich die Wanderer vorwärtsbewegen. Mit etwas Glück lassen sich Quarze oder andere Steine entdecken.

Zunächst fast unbemerkt huschen kleine Gestalten über die Hänge – hellbraune, flache Körper, die sich hervorragend in die karge Landschaft fügen. Ein Pfeifen ertönt. „Das sind Murmeltiere“, sagt Wolfgang Islitzer und zeigt dann auf ein Tierchen, das mutig seine Nase aus einem runden Erdloch hervorstreckt. Aus sicherer Entfernung beobachtet es die Wanderer. „Sie schmecken sehr lecker, etwa wie Hase oder Wild“, sagt Islitzer schmunzelnd, wohlwissend, dass einige seiner Wandergefährten den Gedanken an ein gebratenes Murmeltier ein wenig befremdlich finden könnten. Er erzählt, dass die Tiere sich nun wieder stark ausbreiten, nachdem ihre Anzahl unter anderem wegen der Jagd zurückgegangen ist.

Steinadler ziehen ihre Kreise

Die plüschigen Bergbewohner haben abgesehen von jagenden Menschen noch andere Sorgen – Steinadler, die ihre Kreise am Himmel ziehen. Auch ihr Bestand hatte sich stark verringert. Nun sind sie wieder häufiger in den Bergen zu sehen, ebenso wie die majestätischen Gänse- sowie Bartgeier. Letztere zählen mit knapp drei Metern Flügelspannweite zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Je weiter die Wanderer ins Gebirge vordringen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, die außergewöhnlichen Tiere am Himmel zu erblicken. Erklingen laute Pfiffe, dann warnen sich die Murmeltiere möglicherweise vor herannahenden Feinden. Vor den Geiern müssen sie sich weniger fürchten, denn die fressen hauptsächlich Aas.

Der Adlerweg wurde im Jahr 2004 im Rahmen einer Innsbrucker Initiative ins Leben gerufen. Hüttenwirte, einige Bauern und Hüttenträger halfen mit, die Route zu gestalten und auf diese Weise die Wirtschaftskraft der Region zu stärken.

Der Adlerweg ist ideal für Einsteiger

Wolfgang Islitzer mag besonders die Ruhe am Adlerweg. Im Gegensatz zu populäreren Strecken sei dieser nicht überlaufen und daher auch für Einsteiger geeignet. „Man fühlt sich vielleicht gehetzt, wenn ständig einer hinter einem läuft und überholen will“, sagt der Bergführer. Entspannt geht es auch auf den Hütten zu, in denen in der Regel ausreichend Platz vorhanden ist. Im besten Fall sollten Wanderer sich die Übernachtung im Vorfeld reservieren. Doch es kommt vor, dass unangemeldete Personen auf den Hütten erscheinen und wegen schlechten Wetters oder der hereinbrechenden Nacht nicht weggeschickt werden können. „Dann wird es manchmal eng“, sagt Islitzer.

Nach rund sechs Stunden Wanderung gelangt die Gruppe zur Eisseehütte auf 2521 Höhenmetern. Erschöpft werden die Rucksäcke abgelegt und die Zimmer aufgesucht. Die Wanderer sollten so wenig Ausrüstung und Kleidung wie möglich dabeihaben. Denn in den Bergen, wo der Körper ohnehin schon an seine Belastungsgrenze gebracht wird, kann jedes Gramm eines zu viel sein. Ein dünner Hüttenschlafsack, da die Bettwäsche auf den Hütten nicht täglich gewaschen wird, dünne Funktionskleidung, die sich leicht auslüften und wieder tragen lässt, leichte Verpflegung und eine auffüllbare Flasche sind die Basics.

Heutzutage muss Islitzer alle Touren dokumentieren, unter anderem mit Fotos: „Am Berg geht die Sicherheit vor.“ Er erwartet daher, dass die Wanderer trittsicher und schwindelfrei sind.

Die Wandersaison ist kurz

Von etwa Juli bis Ende August ist rund um die Gipfel einiges los. Im Frühjahr oder Herbst sind die Touren mitunter gefährlich, es drohen Sturzbäche aus höheren Lagen, und Schneefelder behindern die Wanderer. Je nach Witterung erstreckt sich die weiße Masse über die Wege und macht das Vorankommen schwierig. Die Wanderer müssen häufig Umwege gehen. Auf einer Tour Ende Juni hat Islitzer sogenannte Grödel dabei. Wie Schneeketten können sie am Schuh befestigt werden und geben Halt auf rutschigem Grund.

Nach etwa vier Stunden gelangt die Gruppe zur Bonn-Matreier-Hütte auf 2750 Metern. Dort empfängt Hüttenwirt
Andreas Rainer die Gäste. Der 37-Jährige hat die Hütte vor drei Jahren übernommen. Unterstützung bekommt er von seinen Eltern Karin und Walter sowie seiner Schwester. Nahe der Hütte betreibt sein Vater eine Bäckerei, sodass die Besucher mit frischem Brot und Brötchen versorgt sind. An einem Kamin können sie sich bei Kälte aufwärmen. Bei Sonnenschein bietet die Terrasse einen beeindruckenden Blick auf die Berggipfel und das Tal.

Am darauffolgenden Morgen geht es wieder hinab. Nachdem die Wanderer in den vergangenen Tagen hauptsächlich von Steinen und Moosen umgeben waren, überzieht nun sattes Grün die Umgebung. Zurück am Parkplatz wartet bereits das Hüttentaxi, welches sie die letzten Höhenmeter zurück ins Tal bringt.

Zur Sache

Hüttenwandern

Tipp: Für die Wanderungen zur Eisseehütte und zur Bonn-Matreier-Hütte sollten die Wanderer über eine gute Kondition verfügen. Aber auch Familien mit geübten Kindern können diesen Weg nehmen. Vor dem Ausflug lohnt ein Anruf bei den Hüttenwirten. Diese können eine aktuelle Auskunft über das Wetter und verfügbare Schlafplätze geben.

Infos: www.venediger-bergfuehrer.at

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Die Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband Osttirol.
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