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Regen auf dem Weser-Radweg Urlaub für Hartgesottene

Regen pladdert vom Himmel. Die Sonne lässt sich dieser Tage seltener sehen. Welche Radtouristen es dennoch auf den Weser-Radweg zieht.
29.07.2023, 10:00 Uhr
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Urlaub für Hartgesottene
Von Barbara Wenke

Der Regen prasselt auf das Zeltdach von Valentin und Mathilda Kappen. Drinnen kuscheln sich Vater und Tochter aneinander und frühstücken. Es ist Mathildas erste Radwanderreise. Drei Tage mit zwei Übernachtungen im Zelt auf dem Weser-Radweg. Die Tour hatte sich Valentin Kappen dabei etwas anders vorgestellt. Sonniger.

Aber da die Vierjährige nach dem Frühstück gut gelaunt in ihrem gelben Friesennerz dem Regen trotzt, ist auch Valentin Kappen guter Dinge. "Wir fahren erst mal los", sagt der Bremer, während er auf dem Campingplatz Juliusplate in Berne den Kindersitz an den Lenker seines Fahrrads klemmt. Der Fahrradanhänger bleibt vorerst leer. Mathilda möchte lieber vorne beim Papa sitzen. Packtaschen und Zelt sind am Gepäckträger verstaut. Den Anhänger nutzen die beiden nur, wenn Mathilda ihren Mittagsschlaf hält.

"Wir wollen heute nach Nordenham und dort eine weitere Nacht auf dem Campingplatz bleiben", sagt Valentin Kappen und blickt kurz gen Himmel, der mittlerweile etwas blauer geworden ist. "Aber ich spiele mit der Option, heute noch mit dem Zug zurückzufahren", räumt der junge Vater ein. Die Tour auf dem Weser-Radweg von Bremen nach Nordenham sieht er "als Test, um zu sehen, ob es geht und wir irgendwann eine längere Reise machen können".

Von Saarbrücken an die Nordsee

Die Reise von Edmund Bautz und Jürgen Strauß ist länger. Erheblich länger. 840 Kilometer zeigt Strauß' Fahrrad-Navi bereits beim Zwischenstopp in Vegesack an. Die Saarbrücker haben sich bei ihrer jährlichen gemeinsamen Radtour nicht mit dem 520 Kilometer langen Weser-Radweg zufriedengegeben, sondern auch die Anfahrt aus dem Saarland ins Weserbergland nach Hannoversch Münden mit dem Rad zurückgelegt.

Auf dem Asphalt entlang der Deichstraße in Berne, wo an sonnigen Tagen eine radelnde Gruppe die nächste jagt, oft auch mit Kindern im Grundschulalter, ist dieser Tage trotz Sommerferien in allen Bundesländern wenig los. Der Regen bremst viele Radtouristen aus. Das bekommt auch der Campingplatz auf der Juliusplate zu spüren. Gerade einmal zwei Zelte stehen auf der für Radfahrer reservierten Zeltwiese. Die ist an sonnigen Tagen laut Betreiber Thomas Schweder mit bis zu 20 Zelten bevölkert.

Ich war noch nie am Meer.
Jürgen Strauß, Radtourist aus Saarbrücken

Als sich Valentin und Mathilda Kappen an diesem Vormittag für ihre zweite Etappe fertigmachen, sind Edmund Bautz und Jürgen Strauß schon lange unterwegs. Um sechs Uhr in der früh haben die beiden Freunde im Hotel Atlantic in Vegesack gefrühstückt, sich eine gute Stunde später aufs Fahrrad geschwungen und die Weser gequert. Das Nass von oben kann ihnen nichts anhaben: In wasserdichte Regenbekleidung gehüllt und mit einem klaren Ziel vor Augen passieren sie die südliche Wesermarsch.

"Heute packen wir die Nordsee", blickt Edmund Bautz bei einem Zwischenstopp voraus. "Wir wollen noch etwas von Butjadingen sehen." Jürgen Strauß freut sich besonders: "Ich war noch nie am Meer."

Einen Tag zuvor hatten die Männer aus dem Saarland statt mit Regen mit Gegenwind zu kämpfen. "Auf dem Deich von Bremen nach Lemwerder war der Wind brutal", stellt Jürgen Strauß immer noch ungläubig fest.

Für die beiden erfahrenen Radfernwegnutzer, die stets flott unterwegs sind, stellte der Wind von vorn eine besondere Herausforderung dar. Treten sie doch noch ganz klassisch, ohne technische Unterstützung in die Pedalen. Und legen so weite Entfernungen zurück. "Unsere längste Tagesetappe bei dieser Tour war 180 Kilometer lang", berichtet Edmund Bautz.

Schönheiten am Wegesrand

Die Schönheiten am Wegesrand übersehen die Touristen aus Saarbrücken dabei manchmal. "Vor Lemwerder haben wir einmal ein Schild übersehen. Dann haben wir die Navigation benutzt", erzählt Jürgen Strauß. Die Tour entlang der rund einen Kilometer langen Weserside-Gallery scheinen sie dabei verpasst zu haben. "Graffiti-Kunstwerke haben wir nicht gesehen", stellt Strauß fest. "Wir sind aber auch nicht so die Touristen, die viel gucken."

Valentin und Mathilda Kappen haben die Freiluftgalerie am Tag zuvor passiert. Der Vater aus Bremen kennt die Graffiti. Er erkundet die Wesermarsch oft mit dem Fahrrad. "Den Weser-Radweg bin ich aber noch nie auf voller Länge gefahren", sagt er. Drei oder vier Etappen, das sind seine bevorzugten Touren. Übernachtet wird dabei stets im Zelt oder bei Querfeldeintouren auch mal unterm Baum in der Hängematte.

Für die erste Fahrt mit Töchterchen Mathilda erschien Valentin Kappen der nördlichste Teil der bei der ADFC-Radreiseanalyse 2023 zum vierten Mal als Deutschlands beliebtester Radfernweg gewählte Weser-Radweg ideal. "Hier gibt es immer Orte, wo man etwas essen kann und Strände. Und die Bahn fährt parallel zur Route." Das ist für Vater und Tochter praktisch. Sollte es ihnen zu feucht werden, könnten sie in mehreren Städten in die Regionalbahn steigen und kurzerhand nach Hause fahren.

Für den Rückweg auf die Bahn angewiesen sind auch Edmund Bautz und Jürgen Strauß. Während sie Valentin Kappen Flexibilität bietet, treibt die Bahn die Saarbrücker an. "Der Zug ist gebucht", sagt Edmund Bautz und tritt in die Pedale.

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