Starkregen, Gewitter, Überflutungen, Trockenheit: Extremwetter ist längst kein Phänomen mehr, das es nur auf anderen Kontinenten gibt. Auch bei uns in Bremen müssen Konzerte wegen eines Gewitters abgesagt werden, steht das Wasser nach starken Regengüssen auf der Straße und in Senken zum Teil kniehoch. Im Umland sollen Gärten nicht mehr gewässert werden, wenn es mal wieder wochenlang nicht geregnet hat. Wie kommt es dazu, dass sich die Auswüchse des Wetters nicht mehr kontrollieren lassen?
Dieser Frage geht das Klimahaus mit der Dauerausstellung Wetterextreme nach. Beinahe vier Jahre lang wurden drei Ebenen umgebaut: Treppen wurden abgebrochen, Lichthöfe geschlossen und insgesamt 48 Kilometer Kabel verlegt. Auf drei Etagen sind dabei drei Bereiche entstanden: Unten der eher spielerische Einstieg ins Thema, der zum Mitmachen animiert, oben die Berichte von Augenzeugen, die Opfer von Extremwetter wurden. Das Herzstück der neuen Ausstellung ist aber ein riesiger Fahrstuhl, der im Klimahaus Uplift genannt wird. Der Name hat eine Bedeutung: In der Meteorologie beschreibt der Begriff aufsteigende Luftmassen.
Erstmals Fahrt im Uplift
In keinem anderen Museum oder Wissenschaftshaus wurde bisher solch ein Element in eine Ausstellung eingebaut. Innerhalb von zwölf Minuten bewegt sich der Uplift mit bis zu 40 Personen acht Meter in die Höhe – je nach Szenario neigt oder dreht er sich. Für die Besucher geht es mitten hinein in extrem schlechtes Wetter: Hitze reißt den Boden auf, das knisternde Feuer klingt unangenehm echt, Starkregen und Flut scheinen über die Wände zu spülen, Wind zerzaust die Haare. Das Besondere an der Fahrt im Uplift ist, dass die Elemente lebensecht dargestellt werden. Das heißt, es wird kein Film von Regen gezeigt, das Wasser stürzt in dem Raum wirklich herab – allerdings im sicheren Abstand zu den Besuchern. Eine 360-Grad-Inszenierung macht die Fahrt zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Das passiert auch, weil Spezialeffekte wie Nebel- und Raucheffekte, ein Wasservorhang und die Windmaschinen die Elemente sinnlich erfahrbar machen.
Während der Fahrt kommen die Hintergrundinformationen von der Schauspielerin Tatja Seibt als Erzählerin. Bevor es aber auf die wilde Wetterfahrt geht, erzählt die Meteorologin und ausgebildete Astronautin Insa Thiele-Eich, wie sie das Wetter bereits während ihrer Kindheit fasziniert hat und gibt zudem Denkanstöße.
Zum Wettermoderator werden
Doch zunächst haben die Besucher die Möglichkeit, im Studio mit Green Screen in die Rolle von Wettermoderatoren zu schlüpfen. Spielerisch können sie auf der ersten Ebene die Dynamik eines Tornados erleben oder mit den Händen Wolken anfassen und verschieben.

Im letzten Themenbereich erzählen Augenzeugen von ihren Erfahrungen mit Extremwetter.
Mit der zentralen Frage „Wer wollen wir gewesen sein?“ betreten die Gäste nach der Fahrt mit dem Uplift die dritte Etage, wo sie auf zwölf Augenzeugen treffen, die Opfer von Wetterextremen geworden sind. Sie berichten von ihren realen Erfahrungen mit Extremwetter. Beispielsweise spricht ein Polizeitaucher aus dem Ahrtal über die Flutkatastrophe 2021, erläutert ein spanischer Unternehmer, wie die Klimakrise die Landwirtschaft verändert und erzählt eine junge Frau aus Bangladesch, wie sie einen Zyklon überlebt hat. Die Kieler Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London ordnet die Berichte aus wissenschaftlicher Sicht, aber leicht verständlich ein. „Mit dieser Ausstellung erweitern wir das Besuchererlebnis um eine fesselnde, wissenschaftlich fundierte Dimension“, sagt Ingrid Hayen, Geschäftsführerin des Klimahaus Bremerhaven.