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Serie: "Ab in die Tonne" Wie Bremer Gartenabfall in wertvollen Dünger umgewandelt wird

Laub, Rasen- und Strauchschnitt müssen zur Recyclingstation gebracht werden. Nahrungsmittel- und Küchenabfälle landen in der Biotonne, die von der Bremer Stadtreinigung geleert wird. Was passiert danach?
04.09.2025, 05:00 Uhr
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Wie Bremer Gartenabfall in wertvollen Dünger umgewandelt wird
Von Ulrike Troue

Auf den ersten Blick geben die dunklen Wälle im Schatten der Windräder ein idyllisches Bild ab. Dabei ist auf dem Gelände der Gesellschaft Kompostierung Nord (KNO) zwischen Blocklanddeponie und Recyclingstation viel in Bewegung, um angelieferten Grünschnitt in nährstoffreichen Kompost umzuwandeln.

"Jeden Tag kommen rund zehn Fahrzeuge mit zehn Containern, je nach Witterung", berichtet Benjamin Lampa, Betriebsleiter der KNO-Kompostierungsanlage. Ihm zufolge liefern sie dabei zwischen sechs und acht Megagramm (Mg) an – ein Megagramm entspricht einer Tonne. Das genaue Gewicht hänge zum Beispiel davon ab, ob Laub oder Baumwurzeln geladen wurden.

Der Grünabfall der Bremer Stadtreinigung (DBS) macht etwa die Hälfte der Lieferungen aus. Die andere stammt von Gartenbaubetrieben und Kleinunternehmen. In der Abfallbilanz für 2024 weist die DBS 23.181 Mg Gartenabfälle aus. Das entspricht bei 577.626 Einwohnern umgerechnet 40,14 Kilogramm pro Kopf. Aufgrund der trockenen Sommer ist die jährliche Menge seit 2019 deutlich gesunken.

Mehrere Stationen

Den ersten Stopp legt der DBS-Transporter vor dem Verwaltungstrakt zur Anmeldung ein. Danach geht es über die elektronische Waage für die Kostenberechnung. Diese Grünabfall-Lieferung wird am Ende der ersten Miete abgekippt. So heißen die bis zu vier Meter hohen, etwa zehn Meter breiten und 50 Meter langen aufgeschütteten Wälle im Fachjargon.

"Dort bleibt diese Ladung circa zwei Wochen liegen, bis wir uns von hinten nach vorne gearbeitet haben", erklärt Benjamin Lampa. Gemeint ist damit das große Schreddern. Unter lautem Getöse zerquetscht, zermalmt und zerschneidet die Maschine alles, was ihr zwischen die Zähne kommt und dann durchs Trommelsieb geleitet wird. Das Förderband spuckt die in grobe Stücke zerkleinerten Gartenabfälle hinten wieder aus. Die verbleiben dann weitere zwei Wochen auf dem ersten Grünabfallstapel.

Und was hat der Mann in der Warnweste da zu suchen? "Alles, was mit Plastik und Metall zu tun hat", sagt der KNO-Mitarbeiter, der per Hand die "dicksten Brocken" einsammelt. "Plastik ist das Schlimmste. Das kann man nicht alles rausfischen."

Der Anteil an Kunststoffen und Metall im Grünschnitt beträgt rund drei Prozent. "Einige Sachen verrotten auch, weil sie hier eine lange Liegezeit haben", ergänzt Benjamin Lampa. Schließlich "durchwandert" der Grünabfall auf dem acht Hektar großen Gelände in sechs bis sieben Monaten konstant und kontrolliert einen Rundkurs.

Biomasse auf Wanderschaft

"Wir arbeiten ohne chemische Zusatzstoffe, nur mit Sauerstoff", betont Lampa. Bei der Rottung zersetzen aerobe Mikroorganismen, etwa sauerstoffliebende Pilze oder Bakterien, den Grünschnitt zu Kompost. Dafür sind fachgerechtes Aufschichten und die richtige Temperatur wichtig. Einmal im Monat werden die Berge aus Gartenresten von Radladern umgesetzt. Beim Be- oder Abladen steigen wegen der Eigenwärme der Biomasse Dampfschwaden auf. Dabei zieht einem ihr erdig, bittersüß und leicht muffig riechender Duft besonders intensiv in die Nase.

Beim Wiederaufschichten an der nächsten Station wird der Grünabfall auf halber Höhe mit Strukturmaterial abgedeckt, ehe die nächste Ladung draufgekippt wird. Die Mucksel-Zwischenschicht sorge für bessere Durchlüftung, erläutert Lampa. Unter guten Bedingungen erwärmen die Mikroorganismen die Mieten "im Innern auf 60 bis 80 Grad", wie er aus täglichen Kontrollmessungen weiß.

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Nach etwa einem halben Jahr hat sich der Grünabfall in fast schwarzen Kompost verwandelt. Nun muss er noch die Siebmaschine durchlaufen. Die Siebtrommeln mit unterschiedlichen Porengrößen erledigen das feinere Aussorten der verbliebenen Fremdmaterialreste. "Die Überbleibsel verwenden wir auch als Strukturmaterial", erklärt der Betriebsleiter.

Der wertvolle Dünger landet danach in einer der drei Lagerhallen, je nach Körnung. MIt "Bremer Kompost" beliefert die KNO zu 70 Prozent größere Endabnehmer, die ihn für Baumärkte abpacken, und die Erdenindustrie, die ihn zu Blumenerde weiterverarbeitet.

Der Betriebsleiter weist ausdrücklich darauf hin, dass auch Privatpersonen Kompost, Pflanzenerde, Gartenboden, Häcksel und Rindenmulch in 22-Kilo-Säcken direkt in Walle kaufen können. Eine Handvoll von ihnen ist gerade im rückwärtigen Bereich mit dem Abladen von Ästen, Hecken- und Grasschnitt auf den Haufen für privaten Grünschnitt beschäftigt.

Abfall wird zwischengelagert

Die Nahrungsmittel- und Küchenabfälle aus den privaten Bioabfalltonnen karren die DBS-Fahrzeuge auch zur Kompostierungsanlage. Dort werden sie nach Aussage von Jasmin Kornau-Pitzer, Referatsleiterin Abfallwirtschaft, zwischengelagert und dann in eine Bioabfallvergärungsanlage in Bohmte bei Osnabrück gebracht. In dem dort angewandten Wiederverwertungsprozess entsteht in einer vorgeschalteten Vergärungsstufe Biogas, das in Strom umgewandelt wird. Und aus Gärrückständen wird Kompost, den überwiegend Landwirte einsetzen.

Die DBS-Abfallbilanz für 2024 dokumentiert, dass in 113.662 Bremer Biotonnen 24.135 Mg Bioabfall gesammelt worden sind. Das entspricht 41,78 Kilogramm pro Einwohner. Durch mehr Sammelbehälter prognostiziert die DBS bis 2030 einen Zuwachs von etwa sechs Prozent.

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