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Eulengruppe Auf der Spur der nächtlichen Jäger

Die AG Eulenschutz ist an der Biologischen Station Osterholz-Scharmbeck angesiedelt und auch in Bremen-Nord aktiv. Die Mitstreiter sorgen dafür, dass sich die Greifvögel in der Region wieder vermehren.
08.01.2020, 08:44 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Bremen-Nord/Kreis Osterholz. Reglos sitzt eine Waldohreule im Geäst eines Laubbaumes. Als sie, mit einer 270-Grad-Drehung ihres Kopfes, hinter sich das Rascheln einer Maus hört, ist sie in blitzschnellem und völlig lautlosem Flug zur Stelle. Sie greift sich die Beute mit ihren scharfen Krallen und verschlingt sie in einem Bissen. Die Überreste – Knochen und Fell – werden als Speiballen, sogenannte Gewölle, später wieder heraufgewürgt und ausgeschieden.

Eulen jagen im Sitzen oder im Flug, und vor allem nachts. Tagsüber schlafen sie meist, und dank ihrer besonders empfindlichen Netzhaut können sie auch bei wenig Licht ihre Beute ausmachen. Doch wegen ihrer nächtlichen Lebensweise bekommt man Eulen nur selten zu Gesicht, und deshalb sind auch viele Standorte, an denen Eulen brüten, in der Region bisher unbekannt.

Die Arbeitsgruppe Eulenschutz kümmert sich um diese räuberisch lebenden Greifvögel, die es zunehmend schwer haben in einer intensiv genutzten, strukturarmen Kulturlandschaft, aber auch im Siedlungsbereich des Menschen, in dem immer mehr Nistgelegenheiten an Gebäuden verschwinden.

Angesiedelt ist die Arbeitsgruppe bei der Biologischen Station Osterholz-Scharmbeck (Bios), dem Natur- und Umweltzentrum im Landkreis Osterholz. Hier sind auch Nordbremer Eulenfreunde aktiv. Die Bios unterstützt zum Beispiel die Naturschutzbehörden der Landkreise Osterholz und Cuxhaven bei der Betreuung von Schutzgebieten, indem sie Tier- und Pflanzenbestände erfasst oder Pflege- und Entwicklungskonzepte erstellt. Darüber hinaus ist die Bios auch in der Umweltbildung tätig, unternimmt naturkundliche Exkursionen in die Umgebung und bringt sich im Rahmen der Verbandsbeteiligung auch in politische Entscheidungen, zum Beispiel bei Straßenplanungen, ein.

Seit 2017 kümmert sich die AG Eulenschutz um heimische Eulen, deren Artenzahl in Norddeutschland überschaubar ist. Im Mittelpunkt stehen die Schleiereule, ein Gebäudebrüter, aber auch der kleinere Waldkauz, der in alten Bäumen nistet, sowie die Waldohreule, die vor allem offenes Gelände besiedelt. Sie sind die drei häufigsten Arten in der Region, doch es gibt auch noch seltenere Bewohner, wie den Steinkauz, die Sumpfohreule und nicht zuletzt die größte nächtliche Greifvogelart, den Uhu, der sich in den letzten Jahren ausgebreitet hat.

„Der Steinkauz ist eher südlich verbreitet und kommt heute im Landkreis nicht mehr vor, und die Sumpfohreule ist ein seltener Bewohner von Feuchtgebieten“, sagt Antje Kappel, die bei der Bios die Eulengruppe leitet. Die Aktivität der Arbeitsgruppe dreht sich vor allem um Eulenarten, denen mit der Schaffung von Nistgelegenheiten aktiv geholfen werden kann: „Wir bauen Nistkästen für Waldkäuze und Schleiereulen und bringen sie auch an geeigneten Standorten an“, sagt Sonja Ostrowski, die in der Eulengruppe aktiv ist. „Und da manche Nistkästen in Höhen von vier bis fünf Metern angebracht werden, hilft uns manchmal auch die Feuerwehr mit langen Leitern aus“, sagt sie.

Eulen-Nistkästen und auch Niströhren für den Steinkauz gibt die Arbeitsgruppe Eulenschutz gegen eine Spende ab. So kann jeder auf dem Dachboden oder auch im eigenen Garten etwas für Eulen tun. Die AG kann trotz ihres kurzen Bestehens schon Erfolge vorweisen: Im Großraum Schwanewede-Meyenburg-Hülseberg konnte die AG in diesem Jahr 29 Jungtiere von Schleiereulen zählen. Aber auch andernorts war der Bruterfolg teilweise hoch – was allerdings auch am guten Nahrungsangebot in den beiden letzten Jahren liegt. „Es waren gute Mäusejahre, und das wirkt sich auf Schleiereulen auf zweifache Weise aus: Zum einen legen die Schleiereulen statt der sonst vier bis sieben Eier dann knapp doppelt so viele, zum anderen machen sie im gleichen Jahr noch eine zweite Brut“, sagt Antje Kappel.

Der Schleiereule, einem Mäusejäger, macht vor allem der Ausbau von Scheunen und Dachböden im Zuge der energetischen Sanierung von Gebäuden, zu schaffen – viele Eulenlöcher gehen damit verloren. Doch mit geeigneten Kästen kann der Schleiereule geholfen werden. In einer Landschaft, die von häufig umgebrochenen Äckern geprägt ist, haben Schleiereulen es schwer, da das regelmäßige Pflügen auch die Mäuse-Populationen dezimiert.

Während die Schleiereule ein reiner Gebäudebrüter ist und die Nähe menschlicher Siedlungen sucht, siedelt der Waldkauz im Wald in alten Bäumen. Doch weil Altbaumbestände in durchgeforsteten Wäldern meist Mangelware sind und auch im Sinne der Verkehrssicherung häufig gefällt werden, ist der Waldkauz stark zurückgegangen. Genügend alte Bäume gibt es nur noch an wenigen Standorten in Bremen-Nord, wie zum Beispiel in Knoops Park oder in Wätjens Park.

Ein anderes Leben führt die größere Waldohreule, die ihren Namen von den auffälligen Ohren aus Federn trägt. Als Bewohner eher offenen Geländes kommt sie auch in Parks oder Gärten vor und bevorzugt Nadelbäume, die ihr ausreichend Deckung bieten und in denen sie gern die Nester von Krähen, Elstern oder Mäusebussarden annimmt. In der kalten Jahreszeit bilden die Eulen Schlafgemeinschaften und können in geeigneten Bäumen in großen Mengen gefunden werden „In Meyenburg haben wir einmal eine alte Thuja entdeckt, in der sich im Winter zehn Waldohreulen zugleich aufgehalten haben“, sagt Sonja Ostrowski. Solche Erlebnisse gehören zu den Höhepunkten der AG Eulenschutz, die auch nächtliche Exkursionen unternimmt, um Eulen live zu erleben.

Info

Zur Sache

Kontakt und Treffpunkte

Inzwischen hat sich ein fester Stamm von Mitarbeitern rekrutiert, die in Workshops qualifiziert worden sind, um anschließend als Eulenbotschafter und Eulenschutzbetreuer auftreten zu können. Derzeit sind 35 Personen in der Gruppe, von Jugendlichen bis zu Senioren, und etwa 15 von ihnen sind aktiv beim Bau und Aufhängen von Nistkästen dabei. Die AG Eulenschutz trifft sich jeden letzten Dienstag im Monat, 19 Uhr, in der Bios, Lindenstraße 40, in Osterholz-Scharmbeck. Der nächste Termin ist Dienstag, 20. Januar. Am Sonnabend, 8. Februar, trifft sich die Gruppe zum gemeinsamen Nisthilfebau in Schwanewede-Meyenburg. Wer Eulen sichtet oder Interesse an einer Mitarbeit hat, kann sich an die Arbeitsgruppe Eulenschutz bei Antje Kappel unter Telefon 04791 / 898 441 oder unter der E-Mail eulen@biologische-station-osterholz.de melden. Weitere Informationen gibt es unter der Homepage der Bios unter www.biologische-station-osterholz.de.

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