Ottersberg. Ungezählte Schritte (und Raupen), 13 Kilo Rucksackgepäck pro Nase, zwölf Fremde zwischen Ü 30 und Ü 50, sieben Männer, fünf Frauen, fünf Wahrnehmungsübungen im Wald, zwei Nächte, ein Erlebnis. Das sind die Zutaten für ein Wochenende, das sich wie ein 14tägiger Urlaub anfühlt - so beschreibt die Bremerin Simone H. ihre Teilnahme an dem Erlebniswochenende "Draußen-Sein", das von dem Ottersberger Sascha Heuer angeleitet wird.
An einem Wochenende auf Auto, Kühlschrank, Herd, Heizung, Fernseher, Computer, Bett und Dach verzichten? Das ist das auf den ersten Blick spärliche Angebot in dem Wochenendeseminar des Natur- und Wildnispädagogen Heuer, der den Teilnehmern empfiehlt, die Errungenschaften der Zivilisation für einige Tage gegen Wind, Wetter, Gemeinschaft, Campingkocher und Rucksack einzutauschen.
Offensichtlich mit Erfolg: Das erste Seminar dieser Art fand im Mai statt - und das Interesse daran war groß. Zehn Teilnehmer machten sich unter Leitung von Heuer und seinem Kollegen Johannes Heine mit den Rucksack auf die tägliche 10-Kilometer-Wanderung im Bereich Sottrum, Ahausen und Hellwege. Hier erkundete die Gruppe die Landschaft, kletterte über Baumstämme, watete durch Flüsse, baute eine Schutzhütte oder folgte Tierspuren. Übernachtet wurde im Freien.
Zelte sind hier Fehlanzeige
Zelte sind an diesem Erlebniswochenende Fehlanzeige - statt dessen muss eine Plastikplane ausreichen, um Schutz vor Regen zu bieten. Manche Teilnehmer bauten sich allerdings mit der Plane keinen provisorischen Unterstand, sondern legten das Plastik kurzerhand über Schlafsack und Isomatte. "Wir campen nicht, sondern wir lagern", sagt Heuer - irgendwo wo es schön ist, an der Wümme, auf einer Wiese oder im Wald. Das Essen wird vor Ort zubereitet - wegen der Trockenheit wurde im Mai allerdings nicht am Lagerfeuer gekocht, sondern aus Sicherheitsgründen mit dem Spiritus-Kocher.
"Dank unserer zwei kundigen Führer Sascha und Johannes konnten wir uns alle gleich mehrfach fallen lassen", schwärmt Simone von dem Seminar. Simone: "So fielen wir aus unserer Komfortzone in eine Natur, die uns freundlich aufnahm. Wir fielen außerdem aus unserem vertrauten Alltagsgefüge in eine bunt gemischte Gruppe, die für Alle Platz bot und sich überraschend schnell harmonisch zusammenfügte".
Und hin und wieder kamen die Teilnehmer auch an ihre ganz persönliche Grenzen. "Das tut gut. Das brauchen wir", meint Simone und verweist darauf, dass sie an diesem Wochenende eine Menge gelernt hat. " Lächerlich einfache Dinge, die man im Alltag schon mal vergisst. Zum Beispiel, dass die Natur da draußen nicht aus feindlich gesinnten Elementen besteht, vor denen ich mich schützen muss, sondern dass ich ein Teil von ihr bin. Dass ein einziges Wochenende eine Reise in eine Parallelwelt in unmittelbarer Nähe sein kann, wenn wir nur vor die Haustür gehen." Unterstützt wird die Erlebnistour im Freien mit Wahrnehmungsübungen, wie beispielsweise Meditation mit dem Rücken am Baumstamm. Das nächste Seminar dieser Art ist in Planung. Vom 15. bis 17. Juli können Eltern mit ihren Kindern - ab acht Jahren - die Natur auf besondere Weise erleben. Geleitet wird das Seminar erneut von Sascha Heuer - mit dabei sind weiter Anja Becker und Torben Kovarik.
Weitere Informationen und Anmeldung unter www. sascha-heuer.de und Telefon 04205/ 532448. Die Kosten betragen 80 Euro pro Erwachsenen.