Baggerführer Dieter Purnhagen nimmt einen Big Pack in die Zange. Ein Kubikmeter Dämmwolle füllt den großen weißen Sack, den Purnhagen mit seinem 18-Tonnen-Kettenbagger in einen blauen Container plumpsen lässt, wo sich schon über 60 vollgepackte Big Packs stapeln. Unter der Brücke des Haven Höövt schaufelt sein Kollege Hermann Schmidt schon den nächsten Sack voll. Knöcheltief steht der Mitarbeiter einer Abbruchfirma aus Weyhe in einem Schuttteppich aus Dämmwolle, die der Bagger seit Donnerstag vom Boden der 44 Meter langen und zehn Meter breiten gläsernen Brücke geschält hat.
Die jetzt nicht mehr gläsern ist. Die großen Fensterscheiben sind fast alle weg, zwischen Stahlstützen klafft Leere. 18 rund drei mal fünf Meter große Glasflächen, jede untergliedert in neun kleine Felder, sind am Donnerstag mit einem Greifbagger Stück für Stück demontiert worden. Das Glas füllt jetzt einen Container, daneben stapeln sich die Metall-Fensterrahmen auf einem Haufen. Nur ein paar Scheiben im hinteren Bereich der Brücke, der erst später angepackt wird, stehen noch.
Am Montag wird der Rest der Dämmung am Brückenboden und an den zwei großen Stützpfeilern entfernt. Dann wollen die Abbruchspezialisten auch das Dach samt Stahlkonstruktion abreißen. Teerpappe, Dämmung, Trapezblech und Eisenträger kommen runter. Ebenso die roten Leitungen der Sprinkleranlage und die schwarzen Heizungsrohre, die unter der bereits abgenommenen Deckenverkleidung sichtbar sind.
Schwerstarbeit beim Abriss
Für den Dachabriss wird – wie schon bei der Demontage der Fenster – ein 24-Tonnen-Bagger eingesetzt. „Mit dem kommen wir bis in eine Höhe von neun Metern“, sagt der Mann, der den Bagger führen wird. Seinen Namen will der Mitarbeiter der Abbruchfirma nicht nennen. Der große Bagger wird auch die größte Schwerstarbeit beim Brückenabriss übernehmen: den Abbruch des Betonbodens und der Stützpfeiler. Dafür ist zusätzliches Spezialwerkzeug nötig, das neben dem Bagger schon bereit liegt: eine rund drei Tonnen schwere Betonzange wird den Brückenboden anknabbern.
Eigentlich sollte damit schon am Freitag begonnen werden. So hatte es die Zeitplanung von Michael Ley, Bauleiter des beauftragten Generalunternehmens, zunächst vorgesehen. Jetzt wird der Bagger ein paar Tage später loslegen. „Man kann alles noch so minutiös durchplanen, selten kann man es auch genauso minutiös ausführen. Bei manchen Arbeiten geht es schneller, bei anderen dauert es länger. Auf einer Baustelle geht es eben nicht zu wie in der Automobilbranche, wo alles exakt getaktet ist“, nimmt der Bauleiter die Abweichungen vom Zeitplan gelassen. Das Abschälen der Dämmung habe mehr Zeit gebraucht als erwartet. „Ich gehe davon aus, dass wir am Dienstag oder Mittwoch nächster Woche mit dem Betonabbruch beginnen können“, so Ley.
Die Mitarbeiter der Abbruchfirma füllen derweil die letzten Big Packs. Dieter Purnhagen glättet mit seinem Bagger die rund 250 Kubikmeter Erde, die als Schutz für die Fläche unter der Brücke aufgeschüttet wurden. Aufräumarbeiten, bevor es ins Wochenende geht. „Wir wollen hier eine saubere Baustelle haben“, sagt Ley.
Es ist nicht die einzige Baustelle, um die er sich im Haven Höövt kümmern muss. Schon seit Monaten wird der hintere Gebäudeteil D des Einkaufszentrums umgebaut und soll dann „Kontor am alten Speicher“ heißen. „Zurzeit sind die Heizungsbauer, Trockenbauer und Maler drin“, berichtet der Bauleiter. Bis auf Tedi seien alle Läden raus. „Wann auch Tedi auszieht, entscheidet sich in den nächsten Tagen“ so Ley. Nach seinen Worten ist noch zu klären, wo das Geschäft unterkommen kann. Einige andere Läden wie Deichmann und Kik sind für die Dauer des Umbaus übergangsweise in den vorderen Gebäudeteil B ausgewichen. Der Umbau von Gebäudeteil D soll im Frühjahr 2019 abgeschlossen sein, bestätigt Ley bisherige Terminaussagen.
Die Projektentwicklungsgesellschaft plant mit einem Eröffnungstermin für März 2019. Danach soll ab Mai der Abriss von Gebäudeteil B erfolgen. An seiner Stelle wird ein neues Quartier mit Wohnungen, Dienstleistungen und Gastronomie entstehen. Auch die Polizeiinspektion Nordwest soll hier in einem neuen Gebäude unterkommen.