Martin Prange dachte, dass alle Parteien hinter dem Konzept stehen, mit dem die Landesregierung den Norden voranbringen will. Der Senatsbeauftragte hat falsch gedacht: Jetzt gibt es Kritik an dem mehr als hundert Seiten starken Papier – und an Prange. Sie kommt von der CDU. Einen Tag, nachdem der Senat das sogenannte Integrierte Struktur- und Entwicklungskonzept beschlossen hat.
Für Jörg Kastendiek ist der Bremen-Nord-Plan „unglaubwürdiger Aktionismus“. Dass der Senat drei Monate vor der Bürgerschaftswahl ein Konzept verabschiedet, nennt der Landeschef der CDU aus Bremen-Nord anders: einen „Treppenwitz“. Nach Ansicht von Kastendiek hat Prange in den vergangenen vier Jahren nichts umgesetzt – und sich der Senat für den Norden der Stadt nicht interessiert. Für eine Finanzierung von Projekten, die ihn hätten voranbringen können, ganz zu schweigen.
Chancen vertan
Laut Kastendiek ist ein Konzept beschlossen worden, das weder neue Impulse noch neue Ideen enthält. Viele Vorhaben für den Norden sind ihm zufolge schon vor Jahren angekündigt, aber nicht verwirklicht worden. Als Beispiel nennt der CDU-Landeschef den geplanten Umbau des Vegesacker Bahnhofplatzes. Wirkliche Chancen für den Norden, etwa eine Beteiligung der privaten Jacobs University an einem Aufbau einer neuen medizinischen Fakultät, habe der Senat dagegen quasi im Keim erstickt.
Dass sich Gewerbe- und Wohngebiete im Norden entwickelt haben, schreibt Kastendiek nicht dem Senat zu, sondern dem Engagement privater Investoren. Mit der geplanten Wohnbebauung am Haven Höövt ist der CDU-Chef allerdings nicht zufrieden beziehungsweise mit den Auflagen für den Projektentwickler. Eine 25-Prozent-Quote für Sozialwohnungen hält Kastendiek bei diesem Projekt wegen der Nähe zur Grohner Düne für falsch. Besser wäre es, meint er, wenn die Quote für ein Gebiet gelten könnte statt für ein einzelnes Vorhaben.
Darum will die Union keinen Senatsbeauftragten, der ohne Macht ist, sondern einen eigenständigen Senator für den Norden, der tatsächlich entscheiden kann, was werden soll. Kastendiek sagt, was ihm zufolge auch schon CDU-Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder angekündigt hat: dass sich die Partei bei einem Regierungswechsel im Mai nicht damit zufrieden geben wird, die Verantwortung für den Norden der Stadt an einen bloßen Verwalter abzugeben. Kastendiek: „Wir wollen einen Senator, der sich um Bremen-Nord kümmert.“