Mit den Reiserückkehrern erwartet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in den kommenden Tagen auch einen Ansturm auf ihre Corona-Ambulanz in Bremen-Nord. Die Testzahlen in beiden Bremer Ambulanzen der Kassenärztlichen Vereinigung sind seit April steigend. Immer wieder erscheinen Patienten aber offenbar auch gar nicht erst zum Test. Seit April haben demnach 144 Nordbremer ihren Termin in Blumenthal ohne Abmeldung verstreichen lassen. Eine Strafe erwartet die Testverweigerer laut KV nicht. Die Gesundheitsbehörde sieht aktuell auch keinen Bedarf zu handeln.
Eigentlich ist Christoph Fox bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Bremen für Fragen von Journalisten zuständig. In diesen Tagen telefoniert er hauptsächlich mit Arztpraxen, die Fragen zur Abwicklung der Tests haben. „Das Problem ist, dass es bei den Corona-Testungen so viele verschiedene Konstellationen gibt. Es gibt Testungen für Patienten mit Symptomen, für Reiserückkehrer, Testungen für Firmen-Mitarbeiter, für Kindergärten, Schulen...und damit verschiedene Abrechnungswege für die Praxen“, erläutert Fox. Dazu kommt nun noch die die Möglichkeit für Einreisende aus dem Ausland, sich innerhalb von 72 Stunden kostenlos auf das Coronavirus testen zu lassen. Die Praxen seien mit dieser Situation überfordert.
Zahl der Testpersonen auf 698 gestiegen
Der politische Wille, verstärkt zu testen, werde in den Praxen seit Monaten konsequent umgesetzt. Das spiegelt sich in den Zahlen der genommenen Abstriche in den Corona-Ambulanzen in Blumenthal und in der Vahr wider. Die Zahl der Testpersonen stieg allein in Blumenthal von April bis Juli dieses Jahres von 468 auf 698. Fox: „Der Anteil der positiv Getesteten liegt bei 1,84 Prozent.“ Dieser Mittelwert sei im Sommer zu erwarten gewesen. Anfangs lag der Anteil laut Fox bei drei Prozent.
Über die Gründe, warum 144 Patienten, die von ihrem Hausarzt zur Abklärung der Symptome in die Corona-Ambulanz geschickt worden waren, nie dort ankamen, darüber mag der Sprecher nicht spekulieren. „Wir können hier noch keine große Linie erkennen." Ähnliche Zahlen würden in der Ambulanz in der Vahr registriert. "Für uns ist das Ganze vor allem ärgerlich, weil der Praxisablauf gestört wird“, sagt Christoph Fox. Die Termine in den Ambulanzen seien dicht getaktet. „Wir haben manchmal Zwei- bis Drei-Minuten-Takte."
Zudem würden in Kürze zusätzliche viele Reiserückkehrer in den Corona-Ambulanzen erwartet. „Einige Reiserückkehrer machen sich bereits auf eigene Faust auf zur Ambulanz. Sie brauchen aber eine Überweisung vom Hausarzt“, so Christoph Fox.
Der Arzt, der die Nordbremer Ambulanz leitet, schildert: „Die Frequenz liegt im Mittel zwischen 20 und 40 Tests am Tag.“ Drei Teams lösen sich seiner Aussage nach bei der Arbeit ab. Die Zahl derer, die nicht zum Test kommen, liege zwischen null und vier Personen am Tag. „Es ist ärgerlich, wenn jemand am Mittwoch einen Testtermin vereinbart und dann am Donnerstag verkündet, er wolle doch lieber nicht getestet werden. So etwas stört den Ablauf und nimmt anderen den Platz weg. Aber auch eine Meinungsänderung muss erlaubt sein und die Rate ist noch erträglich.“ Es dürfe nicht vergessen werden, das die meisten Testpatienten krank sein und da müsse man auch Verständnis dafür haben, wenn jemand Zeit oder Ort verwechselt oder einfach nicht aus der Koje komme, so der Mediziner.
Großes Test-Interesse
Auch in der von der Gesundheitsbehörde betriebenen Corona-Ambulanz in der Messehalle in Bremen-Mitte sei das Interesse an einem Test weiterhin hoch, stellt Lukas Fuhrmann, Pressesprecher im Haus der Senatorin für Gesundheit fest. Die Gesundheitsbehörde vergibt jedoch anders als die KV keine Termine. Ebenso großes Interesse verzeichnete die Behörde in den ersten Tagen am Flughafen. Fuhrmann: „Unsere Angebote werden also gut wahrgenommen, weshalb wir hier aktuell keinen Bedarf sehen, zu handeln.“ Diejenigen, die vom Hausarzt eine Überweisung für einen Corona-Test bekämen, seien gesetzlich nicht zum Test verpflichtet.
Einreisende aus Risikogebieten sind ab dem heutigen Sonnabend gesetzlich zum Test verpflichtet. Risikogebiete sind Staaten oder Regionen, für die zum Zeitpunkt der Einreise in die Bundesrepublik ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus besteht. Das Robert Koch-Institut aktualisiert fortlaufend eine Liste der Risikogebiete. Wer einreist, muss nach der neuen Testpflichtverordnung entweder ein negatives Testergebnis auf SARS-CoV-2 nachweisen oder innerhalb von 14 Tagen nach der Einreise einen Test machen. Die konkrete Umsetzung erfolgt durch die Bundesländer.
Dazu sagt Lukas Fuhrmann als Sprecher der Gesundheitsbehörde: „Wir werden keine körperliche Gewalt anwenden, um Reiserückkehrer zu testen.“ Zurzeit bereite sich das Gesundheitsressort darauf vor, die Testpflicht „zu bewerben“.
Menschen, die sich ohne vorherigen Arztbesuch und auf eigene Kosten auf Covid-19 testen lassen möchten, bietet die Johanniter-Unfall-Hilfe neuerdings eine Möglichkeit. Auf dem Hof der Hilfsorganisation in Habenhausen ist eine mobile Ambulanz aufgebaut. Die mobile Einrichtung ist montags und donnerstags in der Zeit von 18 bis 21 geöffnet. Sonnabends kann man sich dort von 10 bis 14 Uhr testen lassen. Eine Anmeldung unter 0800 – 00 19 214 oder online ist erforderlich. Zudem muss ein Ausweis mitgebracht werden. Der Corona-Test kostet 94,94 Euro und wird per Rechnung abgerechnet. Die Kosten werden nicht von den jeweiligen Krankenkassen übernommen, eine Überweisung deshalb in diesem Fall nicht notwendig.