Ursprünglich sollten sie gegen Passanten vorgehen, die ihren Müll einfach auf die Straße statt in die Tonne werfen. Gegen Radler, die in der Fußgängerzone fahren. Gegen Hundehalter, die ihr Tier nicht an der Leine haben. Dann kam Corona – und mit dem Virus stiegen die Anforderungen an die Kräfte des Ordnungsdienstes der Stadt. Inzwischen sind sie so hoch, dass die Teams, die in den Quartieren unterwegs sind und das Einhalten von Hygiene-Auflagen überwachen, verstärkt werden sollen.
Anfangs waren es 18 Frauen und Männer, die in Uniformen wie Polizisten auf Streife gegangen sind, ohne welche zu sein, mittlerweile sind es zwölf mehr – aber eben nicht genug. Rose Gerdts-Schiffler sagt, dass das Ordnungsamt mehr Personal braucht und jetzt auch bekommt. Die Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) zählt nicht nur weitere Außen-, sondern auch zusätzliche Innendienstler auf. Die Behörde hat verschiedene Stellen um Amtshilfe gebeten. Es geht um Quarantänekontrollen, aber auch um die Bearbeitung von Anträgen des Corona-Sofortprogramms, um pensionierte Polizeibeamte, aber auch um studentische Hilfskräfte. Zunächst soll das Amt 23 zusätzliche Kräfte bekommen, später mehr.
Wie sich das Plus an Personal auf die Arbeit des Ordnungsdienstes im Norden der Stadt auswirken wird, ist momentan noch unklar. Behördenmitarbeiterin Gerdts-Schiffler sagt, dass die Teams bisher überall eingesetzt wurden, quasi von Burg bis Farge. Dass sie jedoch schwerpunktmäßig in den Stadtteilen Vegesack und Blumenthal unterwegs sind. Und dass sie es neben den herkömmlichen Ordnungswidrigkeiten immer wieder mit unterschiedlichen Verstößen gegen Corona-Auflagen zu tun haben: mit Menschen, die keine Maske tragen, wie mit Leuten, die Abstände nicht einhalten. Mit Pflichtverletzungen von Reiserückkehrern und Versammlungsteilnehmern wie von Partygängern, Veranstaltern und Gastronomen.
Auf wie viele Verstöße die Ordnungsdienstkräfte bei ihren Streifengängen in Burglesumer, Blumenthaler und Vegesacker Quartieren inzwischen gekommen sind, lässt sich laut Gerdts-Schiffler nicht beantworten. Die Senatorsprecherin sagt, dass eine Zahl für den Bremer Norden nicht gesondert ausgewiesen wird. Stadtweit sind ihr zufolge bisher 3303 Ordnungswidrigkeiten registriert worden, weil Corona-Regeln nicht eingehalten wurden. Eine andere Ziffer lautet: 311.575 – sie steht für die Höhe des Bußgeldes, das vom Mitarbeitern des Ordnungsamtes wegen Missachtung von Hygiene-Verordnungen der Gesundheitsbehörden sowie Allgemeinverfügungen des Bundes und Landes bislang erlassen wurden.
Die Polizei entlasten
Während Bürgerschaftsabgeordnete sagen, dass Gespräche zwischen Ordnungsdienstkräften und Maskenmuffeln nicht immer so friedlich verlaufen, dass Aufforderungen gleich befolgt werden, spricht Behördenmitarbeiterin Gerdts-Schiffler von überwiegend verständnisvollen Reaktionen. Und davon, dass sich das Streifenpersonal regelmäßig die Gästelisten von Gastronomen zeigen lässt, auch wenn Restaurantbesucher davon berichten, dass sie nirgendwo Namen, Adresse und Telefonnummer hinterlassen mussten. Im Beirat Blumenthal sind die Außendienstler des Amtes ebenfalls immer wieder Themen. In der Regel fragen die Fraktionen, wo die Frauen und Männer eigentlich sind, die eingestellt wurden, um die Polizei zu entlasten.
Vor zweieinhalb Jahren hat das Amt damit begonnen, die ersten Kräfte auszubilden und auf Streife zu schicken. Nicht etwa als Ersatz für Polizisten, sondern als Ergänzung. Das Kalkül der Innenbehörde: Übernehmen die einen die Ordnungswidrigkeiten, haben die anderen mehr Zeit, Straftaten zu verfolgen.