Bremen-Nord/Schwanewede. Seit Monaten dürfen Beherbergungsbetriebe nur noch in Ausnahmefällen Gäste aufnehmen. Viele Häuser haben ihren Betrieb deshalb bis auf Weiteres eingestellt. Andere halten Ihre Türen für die wenigen offen, die einchecken dürfen. Denn es gibt sie auch jetzt, die Reisenden, die auf eine Übernachtungsmöglichkeit angewiesen sind. Einige Betreiber versuchen mit zusätzlichen Konzepten außerdem, den Ausfall der touristischen Besucher zu kompensieren. Auch im Bremer Norden bleiben nicht alle Zimmer unbelegt.
Fast 80 Prozent der 20 Zimmer des Hotels Havenhaus am Utkiek werden von Geschäftsreisenden bewohnt, darunter sind auch Gäste, die unter Quarantäne stehen. Für sie hat Betreiber Phillip Thiekötter extra eine Etage reserviert. Die Gäste stammen aus aller Welt und müssen sich nach ihrer Anreise prophylaktisch in eine vorgeschriebene Isolation von bis zu 14 Tagen begeben. Die verbringen sie in ihren Zimmern. Dreimal am Tag stellt ihnen das Team Essen vor die Tür.
„Die Stimmung ist insgesamt positiv“, berichtet der Havenhaus-Betreiber. „Die Gäste nutzen die Zeit, um zur Ruhe zu kommen oder arbeiten vom Zimmer aus.“ Sie stammen aus Südafrika, den Philippinen, Großbritannien, Skandinavien und aus den Niederlanden. Aber auch inländische Besucher checken ein. Dabei handelt es sich um Mitarbeiter von Subunternehmen, die zu Meetings anreisen oder Arbeiten vor Ort ausführen müssen.
Auch im Atlantic Hotel Vegesack wird der Betrieb für Geschäftsreisende aufrecht gehalten. „95 Prozent unserer Gäste arbeiten in den Unternehmen der Umgebung. Der Rest wird aus ethisch-sozialen Gründen beherbergt“, erklärt Direktorin Heike Bode. Dazu gehören Anlässe wie zum Beispiel Beerdigungen, Besuche bei erkrankten Verwandten oder Notartermine, die vor Ort abgewickelt werden müssen.
Der Wegfall des touristischen Standbeins ist laut Bode einschneidend, denn mit den wenigen erlaubten Gästen sei das Haus nicht ausgelastet. Deshalb befindet sich ein Großteil der Belegschaft in Kurzarbeit. Konzepte wie die Idee, Hotelzimmer als Homeoffice-Ersatz anzubieten, trafen im Atlantic Hotel Vegesack nicht auf ausreichend Resonanz und wurden deshalb wieder eingestellt. „Ich finde solche kreative Ideen wirklich toll, aber sie bringen keinen wirklichen Umsatz“, so Bode.
Im Hotel Schwanenberg in Schwanewede kümmert sich das Ehepaar Franke inzwischen alleine um die wenigen Gäste. Hauptsächlich Handwerker finden dort ein Zuhause auf Zeit, erhalten Frühstück und Abendessen aufs Zimmer. „Es lohnt sich nicht wirklich und die staatlichen Hilfen sind unzureichend. Wir mussten im vergangenen Jahr viel, von dem was wir erwirtschaftet haben investieren, um die Kosten zu decken“, berichtet Betreiber Josef Franke.
Touristen und Übernachtungsgäste, die im angeschlossenen Restaurant essen und feiern, fallen weg und auch weniger Handwerker checken ein. „Das hängt mit dem Corona-Ausbruch bei Lürssen zusammen, aber auch viele andere Firmen und private Auftraggeber verzichten auf Arbeiter von außerhalb“, weiß Franke. „Aktuell haben wir in der Woche fünf bis sechs Gäste. Vor Corona waren unsere 18 Zimmer immer voll“, beschreibt der Hotelbetreiber die Lage. Auch Termine für Feiern zwischen Mai und Juli könne man nur unter Vorbehalt vergeben.
Im Hotel Fährhaus Farge hält man den Betrieb vor allem deshalb aufrecht, weil für die Betreiber die Verpflichtung dem Gast gegenüber an erster Stelle steht. „Wie nehmen die Gäste auf, weil sie ja irgendwo hin müssen“, erklärt Raimund Stöver. „Wir freuen uns, dass sie arbeiten können und sehen uns in der Verantwortung.“ Es seien hauptsächlich Stammgäste, die bei den Firmen der Umgebung arbeiten. Im Schnitt werden drei bis acht Personen beherbergt, am Wochenende steht das Haus leer. „Der Personalaufwand ist groß und es rechnet sich nicht“, so Stöver. Deshalb müsse er die Besucher zum Essen woanders hinschicken. „Die Küche in Betrieb zu setzen lohnt sich nicht, da wir hauptsächlich mit schnell verderblicher Frischware arbeiten.“
Raimund Stöver hofft auf eine Verbesserung ab Herbst „Wenn alle so weit durchgeimpft sind.“ Mehr Unterstützung wünscht sich der Vorsitzende des Gaststättenverbands Dehoga Bremen-Nord von der Politik. „Es wäre schön, wenn die Versprechen eingehalten und die Hilfen endlich kommen würden“, so der Hotelier. „Ich spreche für alle, wenn ich sage, dass eine Insolvenzwelle auf uns zurollt, wenn wir weiter nicht öffnen dürfen."
Das Beherbungsverbot
Die Beherbergungsverbote werden zur Eindämmung des Infektionsgeschehens eingesetzt. Besteht ein Beherbergungsverbot, sind Betreiber von Hotels und Pensionen verpflichtet, Übernachtungswillige abzuweisen. Unterschieden wird zwischen einem selektiven und einem umfassenden Beherbergungsverbot. Ersteres betrifft Reisende aus Risikogebieten. Ausnahmen gelten, wenn ein aktueller negativer Corona-Test vorgelegt werden kann. Als umfassend wird das Verbot bezeichnet, wenn allen touristisch Reisenden eine Beherbergung verweigert werden muss. Nur Geschäftsreisende und Verwandtenbesuche ohne touristischen Anlass sind möglich.
Im Zuge der neunzehnten Corona-Verordnung wurden die Bremer Beherbergungsbetriebe für alle Gäste geschlossen, deren Wohnsitz oder ständigen Aufenthaltsort sich nicht in dem Bundesland befindet. Seit dem 2. November 2020 gelten deutschlandweit umfassende Beherbergungsverbote. Übernachtungen sind seitdem nur noch in notwendigen und ausdrücklich nicht touristischen Fällen möglich. Über die Weihnachtsfeiertage lockerte Bremen das Verbot und ermöglichte es so, dass vom 24. bis zum 26. Dezember Verwandte von außerhalb im Hotel übernachten durften. Seitdem gilt wieder das umfassende Beherbergungsverbot.