Bremen-Nord. Die Monate zwischen Mai und September gelten als Hochsaison für Hochzeiten in Deutschland. Zahlreiche Feiern wurden bereits organisiert. Doch aufgrund der Pandemie und der anhaltenden Kontaktsperre mussten diese vorerst aufs Eis gelegt werden. Für die Hochzeitsplanerin Nadine Daniel und ihre Agentur „True Love Events“ in Blumenthal bedeutet das viel Organisation und Ungewissheit. „Wir wissen nicht, inwieweit Hochzeiten in diesem Jahr überhaupt noch laufen können“, sagt Daniel.
Die meisten der geplanten Hochzeitsfeiern wurden auf das Ende des Jahres oder gleich ins nächste Jahr verlegt. Einige der Feiern, die im Juli und August stattfinden sollen, stehen auch weiterhin mit einem großen Fragezeichen im Kalender der Hochzeitsplanerin. Für diese Feiern gebe es allerdings bereits geplante Termine im nächsten Jahr – als ein Plan B. Die Nordbremer Hochzeitsplanerin muss derzeit viel umorganisieren und mit Locations, Catering-Firmen und Standesämtern telefonieren. Bislang wurden alle von ihr geplanten Hochzeiten nur verschoben – noch keine wurde abgesagt.
Dennoch steht Nadine Daniel finanziell vor Schwierigkeiten. Auch wenn die Brautpaare in der Regel eine Anzahlung bei der Buchung der Feier tätigen, werde der Hauptbetrag erst 14 Tage vor der Hochzeit fällig. Für Daniel bedeutet das im Moment: keine weiteren Einnahmen. Hinzu kommt, dass ihre Agentur zum ersten April eine Gewerbeeinheit angemietet hat für einen Showroom und ein kleines Brautkleidersortiment.
„Finanziell gestaltet sich diese Erweiterung als noch schwieriger. Die nächste Miete ist bald fällig.“ Am 26. März habe sie die Sofort-Hilfe des Landes Bremen beantragt. Doch noch sei kein Geld bei ihr angekommen. Viele in der Hochzeitsbranche gehe es ähnlich. Sie leiden momentan, so Daniel.
Soforthilfe deckt Kosten nicht
„Wir haben feste Partner, mit denen wir oft zusammenarbeiten. Von zwei Dienstleistern haben wir bereits gehört, dass sie überlegen aufzugeben. Wir hoffen, dass sie durchhalten“, sagt Daniel. „Die Situation ist sehr schwierig für uns alle in der Hochzeitsbranche. Jede Woche wird etwas anderes von der Politik entschieden. Wir kämpfen uns Tag für Tag durch und hoffen, dass wir bald Klarheit haben.“ Auch die Orte, die mit Hochzeitsfeiern Geld verdienen, leiden laut Daniel stark unter den Auswirkungen der Pandemie. Wie berichtet, hat es erste Insolvenzanträge gegeben. Ein ähnliches Schicksal droht auch den Catering-Firmen, die Hochzeitsfeiern beliefern. „Uns sind alle Aufträge weggebrochen“, schildert Paul Weiser vom Catering Service Weiser in Blumenthal. „Finanziell stehen wir in der Catering-Branche kurz vor dem Ruin.“
Die Soforthilfe des Landes Bremen habe sein Unternehmen zwar erhalten. Doch das Geld decke nur die Hälfte von dem, was die Firma jeden Monat an Verbindlichkeiten habe. Er versuche, seine Mitarbeiter in Teilzeit zu beschäftigen. „Ich opfere dafür meine gesamten privaten Rücklagen, die ich mir aufgebaut habe, auch für meine Rente“, klagt der Einzelunternehmer. „Das Geld ist in zwei oder drei Monaten weg. Für die Rücklage habe ich 15 Jahre lange gebraucht.“ Einen Kredit will der Geschäftsmann noch nicht aufnehmen. „Ich weiß auch nicht, warum ich das machen sollte. Dann hätte ich ein verschuldetes Unternehmen.“
Es werde seiner Meinung nach in der Öffentlichkeit so getan, als ob es der Gastronomie wieder gut gehe, da wieder Restaurants öffnen können. Doch auch die Catering-Unternehmen gehören zur Gastronomie. Die Nische der Eventbranche werde momentan in den öffentlichen Diskussionen nicht berücksichtigt. „Ich wünsche mir eine vernünftige Unterstützung für diejenigen, die momentan nichts machen können“, sagt Weiser.
Kleider für das nächste Jahr
Neben den Hochzeiten und Firmenfeiern generiere er 60 Prozent seines Umsatzes durch die Schul-, Kita- und Betriebsverpflegung. Doch die meisten Firmen haben ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Auch in den Schulen seien bisher nur wenige Kinder. Mitte Juli beginnen zudem die Sommerferien. Dann herrschten wieder sechs Wochen Ruhe und keine Einnahmen. Seine Aufträge für die Belieferung von Hochzeitsfeiern seien ins nächste Jahr verlegt worden. „Uns fehlt jetzt das Geld“, betont Weiser. „Ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll.“
Auch im Brautmodengeschäft lief es zunächst schlecht, sagt Carmen Heinrich. Sie führt die Secondhand-Brautboutique „Dein Kleid“ in St. Magnus. „Die ersten Wochen nach dem Lockdown waren schwierig“, sagt die Inhaberin. „Wir haben auf die Informationen der Regierung gewartet. Da war man etwas in der Schwebe.“ Sie habe in dieser Zeit finanzielle Einbußen machen müssen. Doch mittlerweile habe sich die Lage wieder beruhigt.
Viele ihrer Kundinnen haben Heinrichs zufolge inzwischen neu gebucht. Der Grund: Die meisten Brautpaare haben damit begonnen, sich mit den Corona-Auflagen zu arrangieren und ihre Pläne anzupassen. Carmen Heinrich: „Die Bräute tragen ihr Brautkleid zweimal. Einmal in diesem Jahr im kleinen Rahmen im Standesamt. Und das zweite Mal im nächsten Jahr bei der großen Feier.“
Im Vergleich zum Rest der Hochzeitsbranche habe sie daher Glück gehabt. „Das Geschäft ist wieder gut angelaufen“, sagt die Inhaberin. Doch sie spüre die derzeitige Unsicherheit auch bei vielen Bräuten, die in ihr Geschäft kommen. „Viele hoffen natürlich, dass die Feier doch noch Ende des Sommers stattfinden kann“, sagt Heinrich. Einige fänden sich gut mit der Situation ab, andere seien sehr enttäuscht.
Heinrich hofft, dass doch noch einige Feiern in diesem Jahr stattfinden können. Sie wünsche es den Brautpaaren, den Catering-Firmen, den Locations und anderen Dienstleistern, wie Traurednern und Fotografen. Die Hoffnung sei da, betont die Geschäftsfrau, von allen Beteiligten.