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Führung über die Anlage Bungerhof gibt ausführliche Einblicke in Geschichte, Grabarten und Gebäude Eine Hochzeit und zwei Taufen auf dem Friedhof

Delmenhorst. Selbst eine Hochzeit und zwei Taufen hat es schon gegeben auf dem Friedhof Bungerhof - wegen des besonderen Ambientes der Kapelle auf dem bewaldeten Gelände. Auch solche Informationen, die sich von den Grabsteinen nicht ablesen lassen, erhielten gestern die Teilnehmer einer Führung. Marco Weiß, hauptberuflich Leiter der städtischen Anlage und ehrenamtlich Vorsitzender von dessen Förderverein erläuterte Gebäude und Grabarten ebenso wie die Historie und Besonderheiten des Friedhofes.
18.07.2011, 05:00 Uhr
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Von Merle Osterthun

Delmenhorst. Selbst eine Hochzeit und zwei Taufen hat es schon gegeben auf dem Friedhof Bungerhof - wegen des besonderen Ambientes der Kapelle auf dem bewaldeten Gelände. Auch solche Informationen, die sich von den Grabsteinen nicht ablesen lassen, erhielten gestern die Teilnehmer einer Führung. Marco Weiß, hauptberuflich Leiter der städtischen Anlage und ehrenamtlich Vorsitzender von dessen Förderverein erläuterte Gebäude und Grabarten ebenso wie die Historie und Besonderheiten des Friedhofes.

Knapp 50 Menschen folgten Weiß über den 1924 angelegten Friedhof in die Kapelle, wo 1929 die erste Beisetzung stattfand. Dort erfuhren sie, in was für einem "Schmuckstück" sie sich gerade befanden. "Wir sitzen hier in einer von drei Bauten der Stadt Delmenhorst, die vom Hamburger Architekten Fritz Höger in dessen besonderer Backsteinbauweise errichtet wurden." Nahezu im Originalzustand, sei lediglich die Decke nach einem Bombentreffer im zweiten Weltkrieg erneuert worden. "Zudem gibt es seit 1999 einen angebauten Waschraum für muslimische Beisetzungen." Architekten aus dem In- und Ausland würden extra zur Begutachtung des Gebäudes anreisen, berichtete er. "Ich selbst bin zwar kein Architekt, aber wenn die Sonne durch die farbigen Fenster in die Kapelle scheint, dann verschlägt es auch mir die Sprache".

Anschließend führte Weiß die Gruppe zum Ehrenfeld des Friedhofes. "Unter anderem steht hier der Stein von Otto Gratzki", erklärte er. "Lange Zeit wussten wir nicht, wer das ist". Durch Zufall und ein wenig Glück habe der Förderverein dann herausgefunden, dass es sich bei Gratzki um einen Delmenhorster Lehrer handelte, der sich zu NS-Zeiten gegen das Regime ausgesprochen hatte. Daraufhin sei er zum Tode verurteilt worden. Noch vor der Vollstreckung war der Krieg jedoch zu Ende. Gratzki habe für seinen Einsatz dann die Ehrenbürgerschaft der Stadt Delmenhorst erhalten sollen, sie jedoch ausgeschlagen, wusste Weiß. "Er hat gesagt, dass dem, was für ihn selbstverständlich ist und für alle anderen auch verständlich sein sollte, keine Ehre gebührt", berichtete er.

Ein paar Schritte weiter machte der Vorsitzende auf einen großen, fast zugewachsenen Findling aufmerksam. "Dies ist ebenfalls ein Grabstein - jedoch ein anonymer", erklärte er und stieg damit in seine Erläuterungen der Grabarten ein.

Während Weiß weiter durch die Reihen der heute fast 15 Hektar großen Ruhestätte führte, berichtete er von einigen ungewöhnlich alten Grabstätten, die es teilweise noch auf dem Friedhof Bungerhof zu finden gibt. "Einige sind wirklich noch aus den Dreißigern." Normalerweise werde ein Grab nach einer Nutzungszeit von 25 Jahren neu vergeben, erläuterte er. "Aber auch, wenn jemand Neues das Grab erhält, bleiben die Überreste seines Vorgängers dort in der Erde", betonte Weiß die Wahrung der Totenruhe.

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