Die Wahrscheinlichkeit, im Landkreis Oldenburg Opfer einer Straftat zu werden, ist so gering wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2019 der Polizeidirektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch hervor. Demnach registrierte die Polizei im 130 144 Einwohner starken Landkreis insgesamt 5554 Fälle. Im Vorjahr waren es noch 6019 Straftaten und somit 465 Delikte mehr. Im Jahr 2009 hatte die Polizei noch 7617 Delikte zu ermitteln
Den Leitenden Kriminaldirektor Jörn Stilke freut das: Grundlage für die Zufriedenheit des Inspektionsleiters ist die sogenannte Häufigkeitszahl, also die Anzahl der festgestellten Straftaten pro 100 000 Einwohner. Diese Kennzahl sank von 4633 Taten auf 4268 Taten, was einer Reduzierung von knapp acht Prozent entspricht. Im Vergleich dazu: Im Landkreis Wesermarsch wurden 5227 Delikte pro 100 000 Einwohner verzeichnet, im Landkreis Vechta 4570. Durchschnittlich liegt dieser Wert in Niedersachsen bei 5286 Straftaten. Der Landkreis Oldenburg zählt damit zu den besonders sicheren Regionen.
Von den im Landkreis registrierten 5554 Straftaten konnten 3362 Fälle aufgeklärt werden. Damit liegt die Aufklärungsquote von 60,53 Prozent zwar marginal unter den Werten der Jahre 2017 (61,05) und 2018 (61,74), ist aber der drittbeste Wert im Zehn-Jahres-Verlauf, wobei die Zahlen insgesamt relativ konstant bleiben. Zieht man den Vergleich zum Landesdurchschnitt (63,44 Prozent), schneidet der Landkreis allerdings etwas schlechter ab.
Ein Großteil der begangenen Straftaten liegt mit 1655 Fällen im Bereich der Eigentumsdelikte. Aber auch hier ist ein deutlicher Rückgang zu erkennen, noch im Vorjahr lag der Wert bei 1950 Delikten. Aufgeklärt werden konnten davon allerdings nur 28 Prozent und damit etwas weniger als noch 2018 (31,5 Prozent). Den Rückgang der Straftaten in diesem Bereich führen die Verantwortlichen unter anderem auf die gute Präventionsarbeit der Polizei zurück.
Präventionsarbeit greift
Insbesondere verweist die Polizei auf die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen, ein Teilbereich der Eigentumsdelikte. Hatte es im Jahr 2018 im Landkreis noch insgesamt 190 Wohnungseinbrüche gegeben, sank die Zahl im Jahr 2019 auf 133 Fälle. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre lag der Höchstwert bei 298 Einbrüchen im Jahr 2015. Auch wenn die Polizei weniger Einbrüche verzeichnete, konnte sie davon allerdings auch nur 13,5 Prozent aufklären. Dieser Wert lag auch schon mal deutlich höher (2014: 37,73 Prozent).
Eine dagegen hohe Aufklärungsquote erzielte die Polizei im Bereich der Roheitsdelikte. Dazu zählen Körperverletzungen, Bedrohungen und Nötigungen. Von den insgesamt 878 Fällen konnten 787 aufgeklärt werden, was einer Quote von 89,6 Prozent entspricht. „Wir senden so den Menschen das Signal, dass gegen sie persönlich gerichtete Taten besonders selten unaufgeklärt bleiben“, betont Jörn Stilke. Dennoch zeigt die Statistik, dass in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahr 49 Fälle mehr vorlagen.
Eine mit 97,1 Prozent sehr gute Aufklärungsquote gelang den Beamten im Bereich der Rauschgiftkriminalität. Von insgesamt 345 Fällen blieben hier nur zehn Delikte unaufgeklärt – ein ähnlich gutes Ergebnis wie in den Vorjahren „Illegal konsumierte Betäubungsmittel schaden in jedem Jahr vielen Menschen. Sie können sich indirekt auch auf das private Umfeld der Konsumierenden auswirken“, kommentiert Polizeirat Andre Wächter, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes bei der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch, die Zahlen. Ebenso könnten Rauschmittel eine besondere Gefährdung im Straßenverkehr verursachen. Insgesamt lässt sich festzustellen, dass die Delikte nach einem deutlichen Hoch von 481 Fällen im Jahr 2017 kontinuierlich wieder abnehmen. Geahndet wird nicht nur der unerlaubte Besitz von Betäubungsmitteln, sondern auch der Handel, der Anbau sowie die Herstellung solcher Mittel.
Relativ konstant blieben die Fallzahlen im Bereich Internetkriminalität. Im Landkreis ermittelte die Polizei in 314 Fällen (2018: 310 Fälle), von denen sie etwa 86 Prozent aufklären konnte. Auch der Zehn-Jahres-Vergleich zeigt in diesem Deliktsfeld relativ gleichbleibende Werte. Von der Statistik separat erfasst werden auch Angriffe gegen Polizeibeamte. Die Bandbreite reicht hier von Bedrohung und Nötigung bis hin zum tätlichen Angriff mit Körperverletzung. 22 Mal erlebten Beamte im Landkreis solche Vorfälle, wobei sämtliche Taten aufgeklärt werden konnten.
Eine leicht positive Entwicklung registrieren die Ermittler in Bezug auf minderjährige und heranwachsende Tatverdächtige bis zu einem Alter von 21 Jahren. Im Landkreis reduzierte sich die Zahl dieser Tatverdächtigen um 53 auf 669 junge Menschen. Kriminalrat Andre Wächter sieht auch hier gute Erfolge in der Präventionsarbeit: „Die intensive Zusammenarbeit der Polizei mit Schulen, dem Jugendamt und weiteren Partnern hat sich bewährt.“ Über alle Altersgruppen hinweg konnten die Beamten 2805 Tatverdächtige ermitteln.