Ganspe. Die Deters Yacht- und Bootswerft stellt nach rund 108 Jahren ihren Geschäftsbetrieb ein. Zum 1. September übernimmt die benachbarte „Fr. Fassmer GmbH & Co KG“ das 19 000 Quadratmeter große Deters-Areal an der Industriestraße samt Gebäuden und Teilen der Maschinen und Einrichtungen, sagt Firmenchef Holger Fassmer. Die Kaufverträge seien am 30. Mai unterschrieben worden. Dirk und Klaus Deters, die gemeinsam in dritter Generation die Deters-Werft führen, wollen sich zu diesem Zeitpunkt nicht öffentlich zum geplanten Wechsel äußern.
Fassmer-Mitarbeiter machen sich derweil ein Bild von der Lage vor Ort. „Wir analysieren, welche Fertigung wir dorthin ausgliedern können“, sagt Holger Fassmer. Das Motzener Traitionsunternehmen fußt mittlerweile auf fünf Standbeinen: Schiffbau, Rettungsbootbau, Deckausrüstung, Windkraft und Verbundtechnik. Genutzt werden solle das Deters-Gelände zudem als Lagerfläche.
Den Betrieb in seiner jetzigen Form wird Fassmer nicht fortführen. „Wir machen nichts von dem weiter, was von Deters gemacht worden ist“, blickt Holger Fassmer voraus. So müssten sich beispielsweise die Kunden, deren Boote bei Deters eingewintert waren, nach alternativen Stellflächen umsehen. Mehr als 3000 Quadratmeter Hallen-Winterlagerplätze und circa 12 000 Quadratmeter Freifläche standen den Eignern kleinerer Jachten zuletzt zur Verfügung. Gute Nachrichten hält Holger Fassmer hingegen für die Angestellten der Deters-Werft bereit. „Wir haben allen Mitarbeitern Angebote gemacht.“ Unter den 13 Angesprochenen befinden sich drei Auszubildende, die ihre Lehre somit bei Fassmer beenden können, wenn sie es wollen.
Vor fast genau acht Jahren hatte die Deters-Werft ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Der Einladung des Traditionsunternehmens aus Ganspe war unter anderem der damalige niedersächsische Wirtschaftsminister Philipp Rösler in die südliche Wesermarsch gefolgt. Noch vor vier Jahren freute sich Werftchef Klaus Deters über den zehnten Prototypen, den sein Betrieb in der mehr als 100-jährigen Unternehmensgeschichte auf den Markt gebracht hat. Ein fünfeinhalb Meter langes Rettungs- und Arbeitsboot aus Aluminium. Eine Bootsgröße, die nach damaliger Auskunft Deters‘ von den großen Werften nicht mehr gebaut wird. Diese Nische hatten die Gansper gerne besetzt. So manches Alu-DLRG-Rettungsboot in Deutschland ist von den Mitarbeitern des Familienbetriebs an der Weser gebaut worden.
Jetzt nähert sich die Werftgeschichte, die 1909 mit dem Bau von Rettungsbooten und Jollen durch Diedrich Deters begann, ihrem Ende. Der Großvater der beiden heutigen Geschäftsführer, Dirk und Klaus Deters, wusste bereits früh, was er wollte. Statt in die elterliche Schmiede einzusteigen, entschied sich der Bardenflether für eine Lehre in der benachbarten Fassmer-Werft.
1909 errichtete Diedrich Deters hinter der Schmiede seines Vaters einen Bootsbauschuppen. Die Lage war allerdings ungünstig. Alle Boote mussten mit einem Gummiwagen zur Weser gefahren werden. Deshalb siedelte der Betrieb 1961 auf sein heutiges Areal zwischen Industriestraße und Weser um.
In ganz Europa unterwegs
Am Standort in Ganspe hat die Deters Yacht- und Bootswerft über Jahrzehnte Schiffe aus Stahl, Aluminium und Holz gebaut. Die Mitarbeiter sind europaweit unterwegs, um Schiffe, Boote, Jachten und Megajachten zu überholen, zu reparieren und auszurüsten. Bei vielen Großwerften sind die Gansper als Zulieferer im Aluminiumbau tätig, ist der Internetseite des Unternehmens zu entnehmen.
Zudem hat sich der Betrieb bei den Großen der Branche einen Namen mit seinen Teakdecks für Megajachten gemacht. Doch auch für kleinere Segel- und Motorjachten haben die Deters-Mitarbeiter Teakdecks gefertigt und verlegt. Einen Traum hatte sich Klaus Deters zu Beginn des Jahrtausends erfüllt. „Auf einem Schiff wie der Gorch Fock das Deck zu verlegen, ist etwas ganz Besonderes. Da träumen die meisten Bootsbauer von“, schwärmte der Bootsbaumeister vor 16 Jahren bei Arbeiten auf dem Großsegler in Elsfleth.