Burg-Grambke. Künftig wird in den beiden Kavernen, die bisher von dem SWB-Unternehmen Wesernetz für die Bevorratung von Gas benutzt wurden, Dieselöl gelagert. Das erfuhren jetzt die Mitglieder des Burglesumer Beiratsausschusses für Umwelt und Klimaschutz in ihrer jüngsten Sitzung von Pressesprecher Christoph Brinkmann und Diplom-Ingenieur Michael Geisweller von Wesernetz. Sie informierten auch über den Stand der Arbeiten auf dem Areal am Brokkampsweg.
Wie berichtet, bereitet das Unternehmen aktuell die Rückgabe der beiden Hohlräume an den Erdölbevorratungsverband (EBV) vor, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Hamburg. Der Verband ist Inhaber der insgesamt neun Kavernen in Burg-Grambke, die Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre 1000 Meter unter der Erde in einen Salzstock gebaut wurden. In fünf dieser unterirdischen Hohlräume, die im Auftrag des EBV von der Nord-West Kavernengesellschaft (NWKG) betrieben werden, lagern etwa 1,1 Millionen Tonnen Dieselöl. Sie sind Teil der nationalen Öl-Reserven, die für Krisenfälle bevorratet werden.
1969 wurde die erste Kavernenbohrung in dem Grambker Salzstock – dem einzigen auf Bremer Gebiet – vorgenommen. Anlass war die Einführung der sogenannten Mineralölpflichtbevorratung im Jahr 1966. Insgesamt wurden neun Hohlräume in den Salzstock gebaut; vier dienen als Gasspeicher. Jeweils zwei werden von den Unternehmen Wesernetz und Storengy unterhalten.
Wesernetz gibt die Kavernen im Zuge der Umstellung vom sogenannten L-Gas (energieärmeres Low Caloric Gas) auf H-Gas (High Caloric Gas) auf. „Das H-Gas-Netz ist viel leistungsfähiger, deshalb ist eine Bevorratung wie bisher nicht mehr notwendig“, sagt Brinkmann. Auch weil der Betrieb der Kavernen „nicht gerade günstig“ sei, trenne sich Wesernetz von den Lagerräumen. Zwar werde es weiterhin Gasvorräte in Deutschland geben, „aber in viel größeren Kavernen als denen in Burg-Grambke“.
Um das Gas, das sich noch in den Kavernen befindet, herauszubekommen, muss es mit Wasser verdrängt werden. In der Kaverne dient das Wasser, das aus der Lesum entnommen wird, dann gleichzeitig als Stabilisator des Hohlraums. 208 000 Kubikmeter fasst die Kaverne mit der Nummer 201, die zuerst verfüllt wird. Mehr als 270 000 Kubikmeter Wasser passen in die zweite Kaverne. Über ein vorhandenes sogenanntes Entnahmebauwerk wird das Lesumwasser über ein ebenfalls bereits bestehendes Rohrleitungssystem in die Hohlräume geleitet.
Michael Geisweller trat Bedenken entgegen, durch die Rohre könnten Fische aus der Lesum in die unterirdische Lagerstätte geraten. „Vorne am Einlaufbauwerk befinden sich Rechen, die das verhindern.“ Weil der Ingenieur keine Angaben zur Breite der Rechen machen konnte, wollen die Ausschussmitglieder diese Information nun nachträglich in Erfahrung bringen.
Auswirkungen auf den Wasserstand in der Lesum hat die Entnahme laut Geisweller nicht. „Wir können maximal 120 Kubikmeter Wasser pro Stunde entnehmen. Zum Vergleich: In der Lesum fließen 72 000 Kubikmeter pro Stunde ab.“ Derzeit wird die erste Kaverne auf die Flutung vorbereitet. „Im November haben wir für etwa zehn Tage einen Geräteturm aufgestellt, mit dessen Hilfe ein Rohr in die Kaverne eingeführt wurde“, beschreibt der Ingenieur die Arbeiten.
Betrieb läuft automatisch
Die Injektion von Wasser und die Entnahme von Gas erfolge dann im Wechsel. „Pro Phase werden circa acht bis 20 Tage eingeplant. Die Flutung einer Kaverne, inklusive vorbereitender Arbeiten, nimmt circa 230 Tage in Anspruch.“ Der Betrieb läuft den Angaben nach voll automatisiert rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche. Er werde permanent fernüberwacht, so Geisweller.
Vor Ort werde die Anlage durch die Mitarbeiter der Tagschicht, montags bis sonnabends von 7 bis 17 Uhr, überwacht und instandgehalten. Voraussichtlich im Herbst 2020 werde mit den Vorbereitungen für die Flutung der zweiten Kaverne begonnen. Ab Anfang 2021 werde dann auch diese mit Wasser befüllt. Die Übergabe an den Verpächter, den EBV, ist für 2022 geplant.
Axel Strahl, Pressesprecher der NWKG, bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass künftig Öl in den Kavernen gelagert werden soll. „Wann und was genau passiert, steht noch nicht fest, weil das erst technisch geklärt werden muss.“ In der Ausschusssitzung kam die Frage auf, was mit dem Wasser geschieht, das sich dann über mehrere Jahre in den Kavernen befand. „Es wird in die Weser geleitet“, so Geisweller. Die Frage nach der Höhe des Salzgehalts konnten indes weder die Wesernetz-Vertreter noch Axel Strahl beantworten. „Das hängt davon ab, wie lange das Wasser in der Kaverne war“, so der NWKG-Sprecher. In jedem Fall sei der Salzgehalt unerheblich. „Es handelt sich ja nicht um ein Kalibergwerk.“
Aus dem Publikum wurde während der Sitzung auch die Frage laut, ob sich die Kavernen in ihrer Größe verändern und es dadurch zu Setzungen kommen könnte. Das sei zwar grundsätzlich möglich, so Geisweller. „Aus diesem Grund gibt es regelmäßig Geländeprofilmessungen. Die Eigentümer sind gegenüber dem Bergamt berichtspflichtig.“ Auch die Kavernen werden demnach regelmäßig mittels einer Sonde und Ultraschall vermessen. Auf diese Weise werde festgestellt, wie groß die Hülle, also der Salzstock um die Kaverne herum, ist und ob sich die Form des Hohlraums ändert.