Schwanewede. Zu 103 Einsätzen ist die Ortswehr Schwanewede im vergangenen Jahr alarmiert worden, jedes Mal ist sie dabei mit ihrem Tanklöschfahrzeug TLF 16/24 ausgerückt. Seit über 24 Jahren steht das Feuerwehrauto in Diensten der Schwerpunkt-Wehr, nun sind Reparaturen fällig. Ein neues Fahrzeug wird es wie berichtet so schnell nicht geben, erst soll ein Feuerwehr-Bedarfsplan für die Gemeinde aufgestellt werden.
„24 Jahre sind sicherlich ein hohes Alter für ein Feuerwehrfahrzeug, das stark beansprucht wird“, sagt der stellvertretende Schwaneweder Gemeindebrandmeister Andreas Desczka. Deshalb befürworte das Gemeindekommando auch die Neuanschaffung eines Fahrzeuges für die Schwaneweder Schwerpunkt-Wehr. Desczka widerspricht der Einschätzung des Schwaneweder Ortsbrandmeisters Jörg Laude, wonach frühestens im Doppelhaushalt 2022/23 Geld für ein neues TLF bereitstehen könnte. „Die Mittel für ein neues Fahrzeug werden wir schon für den Doppelhaushalt 2020/21 beantragen“, sagt der stellvertretende Gemeindebrandmeister. Eine Summe von 400 000 Euro sei im Gespräch.
Desczka spricht bewusst von einem „Fahrzeug“, nicht von einem Tanklöschfahrzeug. „Ob es wieder ein TLF oder ein anderer Fahrzeug-Typ wird, das wird der Feuerwehr-Bedarfsplan zeigen, den ein externer Gutachter erstellen soll.“ Der Gutachter werde darin Empfehlungen zur Ausrüstung der Wehren machen. „Es wäre nicht vernünftig, jetzt Geld für ein TLF auszugeben, wenn das Gutachten am Ende zu dem Ergebnis kommen sollte, dass die Schwaneweder Wehr einen ganz anderen Fahrzeug-Typ braucht.“
Mit ihrer Planung für das neue Fahrzeug müssen die Schwaneweder Brandschützer nach den Worten des stellvertretenden Gemeindebrandmeisters auch nicht warten, bis der Bedarfsplan steht. Ob TLF oder nicht –, „die Unterschiede zwischen den Fahrzeug-Typen werden nicht so groß sein“, meint Desczka. Die Grobplanung für ein TLF lasse sich auch auf einen anderen Typ übertragen.
Was, wenn das betagte Schwaneweder Einsatzfahrzeug bei einer Alarmierung schlappmacht und nicht ausrücken kann? In dem Fall stehe der Wehr immer noch ihr Hilfeleistungslöschfahrzeug zur Verfügung. „Das ist Baujahr 2011 und hochwertig“, so Desczka. „Eventuell müssen für die Wasserversorgung zusätzlich noch weitere Wehren mitalarmiert werden. Das ist auch heute schon normaler Feuerwehr-Alltag, wenn ein Fahrzeug mal nicht anspringt.“ Für den schlimmsten Fall, dass das reparaturbedürftige Schwaneweder TLF kurzfristig den TÜV nicht mehr besteht, hat das Kommando der Gemeindefeuerwehr laut Desczka zusammen mit der Kommune schon eine Notlösung überlegt: „Dann müssen wir ein Fahrzeug leihen.“
Laufzeiten sind nicht festgelegt
Die Schwaneweder Ortswehr befürchtet wie berichtet, dass sie erst 2024 mit einem neuen Fahrzeug rechnen kann. Im Gemeindekommando rechnen sie damit, dass es schneller geht. „Wir gehen von zwei bis zweieinhalb Jahren aus“, sagt Desczka. Sobald der Schwaneweder Verwaltungsausschuss der Finanzierung des Bedarfsplanes zugestimmt habe, werde ein Gutachter beauftragt.
Festgelegte Laufzeiten für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr gibt es laut Desczka nicht. „Der Zustand der Fahrzeuge wird immer individuell beurteilt.“ Typ, Nutzungsgrad, Pflegezustand und andere Faktoren spielten eine Rolle dabei, wie lange ein Fahrzeug einsatztauglich sei. Das TLF der Ortswehr Schwanewede ist nicht das älteste Feuerwehrauto in der Gemeinde mit ihren insgesamt zehn freiwilligen Feuerwehren. Den Rekord hält das Tanklöschfahrzeug 8-18 W aus Meyenburg, Baujahr 1982. Das W steht für Waldbrand. Der geländegängige Unimog gehört zur Generation der sogenannten niedersächsischen Waldbrandtanker, die nach 1975 eingeführt wurden, als verheerende Brände die Lüneburger Heide verwüsteten.
Zwei weitere Waldbrand-Fahrzeuge, die auch bei normalen Einsätzen zum Zuge kommen, gibt es in der Gemeinde Schwanewede: eines in Leuchtenburg und eines in Neuenkirchen. Mit 35 und 30 Jahren zählen sie wie das Meyenburger Fahrzeug zu den Feuerwehr-Oldtimern. „Der Unimog ist ein Arbeitstier, das Fahrgestell ist sehr robust und geht kaum kaputt“, sagt der stellvertretende Gemeindebrandmeister. Auch deshalb hat sich die Meyenburger Wehr dafür entschieden, ihr hochbetagtes Tanklöschfahrzeug runderneuern zu lassen, statt ein neues Feuerwehrauto anzuschaffen. Motor und Fahrgestell sind generalüberholt, ein nachgerüsteter Turbolader bringt mehr PS. Erneuert worden ist der Aufbau mit moderner feuerwehrtechnischer Ausrüstung. „Die Sanierung soll eine Laufzeit-Verlängerung von mindestens zehn Jahren bringen“, so Desczka.
Nach dem Meyerburger Vorbild wird nach seinen Worten jetzt der 35 Jahre alte Leuchtenburger Waldbrandtanker instandgesetzt und umgebaut. „Das Fahrzeug ist schon weg zum Neuaufbau.“ Ursprünglich sollte als Dritter im Bunde auch der Neuenkirchener Waldbrandtanker folgen. Jetzt heißt es vom Gemeindekommando: „In Neuenkirchen werden wir wie in Schwanewede anhand der Empfehlungen im Bedarfsplan entscheiden, ob der heutige Fahrzeug-Typ oder ein anderer sinnvoll ist.“ Handlungsdruck besteht laut Desczka bei dem 30 Jahre alten Oldtimer nicht. Der Neuenkirchener Ortsbrandmeister kann das bestätigen. „Das Fahrzeug ist vollkommen intakt, Reparaturen stehen derzeit nicht auf dem Zettel. Bei den TÜV-Abnahmen hat es bis bisher keine Mängel gegeben“, sagt Rolf Thies.
Kein technisches, sondern ein anderes Problem sieht der Wehrchef beim Oldtimer. Das Dorf und seine Gewerbegebiete wachsen, die Zahl der Einsätze nimmt zu. Auf der anderen Seite seien in der Tagesbereitschaft die benötigten Kräfte nicht immer auf einen Schlag zur Stelle. Im alten Tanklöschfahrzeug hätten nur drei Brandschützer Platz. Die Wehr hat noch ein Löschgruppen-Fahrzeug, Baujahr 1995. Das könne aber erst losfahren, wenn die Besatzung von neun Feuerwehrleuten vollständig sei.
„Es gibt Tanklöschfahrzeuge für sechs Mann. Die habe ich schneller zusammen als zwölf Mann. Damit könnten wir gleich mit dem ersten Fahrzeug mit mehr Kräften ausrücken“, argumentiert Thies. Deshalb tendiere er zu einem neuen TLF, solle das alte einmal seinen Geist aufgeben. „Aber das ist noch Zukunftsmusik.“
Mit 29 Jahren kommt bald auch das Löschgruppen-Fahrzeug in Rade ins Oldtimer-Alter. In der Ortschaft steht auch das älteste Einsatzfahrzeug im Fuhrpark der Gemeindefeuerwehr: das Feuerwehrboot „Flori“, Baujahr 1976. „Die Fahrzeuge in Meyenburg, Leuchtenburg und Rade gehören mit zu den ältesten im Landkreis Osterholz“, sagt Kreisbrandmeister Jan Hinken. Empfehlungen, ab wann ein Einsatzfahrzeug auszumustern ist, macht der Kreisfeuerwehrverband nach seinen Angaben nicht. Zum über 24 Jahre alten Tanklöschfahrzeug in Schwanewede gefragt, meint Hinken: Für ein Ersteinsatzfahrzeug in einer Schwerpunkt-Wehr mit den häufigsten Einsätzen in der Gemeinde habe das TLF „innerhalb von 24 Jahren seinen Einsatzwert gut abgeleistet und verdient es, in den Feuerwehr-Ruhestand zu gehen“. Er könne aber auch die Argumentation des Gemeindebrandmeisters und der Gemeinde nachvollziehen, zunächst die Empfehlungen des Bedarfsplanes zur künftigen Ausrüstung der Ortswehren abzuwarten. „Ich halte diese Vorgehensweise für richtig.“