Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Katholische Kinder- und Jugendhilfe Für pure Freude auf dem Wasser

Das Theresienhaus hat ein Boot für die Jugendarbeit getauft. Die Einrichtung der katholischen Kinder- und Jugendhilfe kooperiert beim Betrieb der "Theresia" mit dem MTV Nautilus und dem WYC Lemwerder.
12.08.2018, 19:31 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Volker Kölling

Vegesack/Lemwerder. Dieser kleine Aluflitzer wird in den nächsten Jahren oft auf Weser und Lesum zu sehen sein: Das Theresienhaus hat in Lemwerder ein knapp fünf Meter langes Boot für die Jugendarbeit auf den Namen seiner Schutzheiligen „Theresia“ getauft. Die Einrichtung der katholischen Kinder- und Jugendhilfe hat beim Betrieb des Motorbootes den MTV Nautilus und den Weser Yacht Club (WYC) Lemwerder mit an Bord.

Stabil, sicher, schnell – aber mit seinen groben Aluschweißnähten und dem hohen Geräteträger nicht unbedingt schön: Das ist der erste Eindruck der „Alumax Bullit 470“ aus niederländischer Produktion. Hinten dran ist die „Theresia“ mit einem 50-PS-Honda-Außenbordmotor ausgestattet. Sie hat eine Badeleiter, breite Sitzbänke und bietet viel Stauraum. Außerdem hat sie breite schwarze Schaum­stofftender, die gleichzeitig Rückenlehnen für die Mitreisenden sind. Deshalb sagt Thomas Rutka, der Vorsitzende des MTV Nautilus und „Theresia“-Projektbegleiter: „Es ist kein Hochglanzboot. Aber es bringt aus der Erfahrung mit der alten ersten ,Theresia‘ ganz viel mit, um ein wichtiger Baustein unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu werden.“

„Heizer“ dürfen nicht ans Ruder

Das Theresienhaus hat schon in den Zeiten als Kinder- und Jugendheim mit Sitz an der Vegesacker Weserstraße 80 ohne großes Aufsehen mit dem MTV Nautilus und dem WYC in Lemwerder kooperiert. Rutka spricht dabei von einer Win-win-win-Situation: „Wir sind kein Wassersportverein und haben keine Liegeplätze, aber bieten Mitsegelplätze auf einem Wanderkutter. Der Weser Yacht Club macht Segelausbildung, hat kleine Anfängerboote, sowie die Liegeplätze. Und das Theresienhaus möchte Projekte auf dem Wasser umsetzen.“

Laut Prospekt müsste die mit etwa 25 000 Euro ausgepreiste „Theresia“ mit ihrer mittleren Motorisierung mit dreißig Knoten durchs Wasser gleiten können. „Wir gucken bei der Auswahl der Bootsführer schon darauf, dass da keine Heizer ans Ruder kommen“, beruhigt Rutka allerdings die Taufgesellschaft. Er ergänzt: „Dieses Boot hat etwas mehr Freibord zur Seite und vermittelt auch bei schnellerer Fahrt noch ein sicheres Gefühl.“ Mit der alten „Theresia“ habe man manche auch vom Wassersport abgeschreckt, weil alles viel zu nah am nassen Element passierte. Nun sei pure Freude auf dem Wasser garantiert.

Tatsächlich gab es offenbar auch früher schon eine ganze Menge Kids, auf die die Fahrten mit „Theresia I“ nachhaltig Wirkung gezeigt haben. Christoph Pietsch, Gastgeber der Tauffeier und Leiter des Theresienhauses als Stiftung der Katholischen Kinder- und Jugendhilfe im Bistum Hildesheim, erklärt den Nutzen des Bootes aus der Sicht des Pädagogen: „Einige derjenigen, die aus unserem Wassersportprojekt herausgewachsen sind, nennen die Zeit auf dem Wasser als stabilisierendes Moment – als eine der eindrucksvollsten Erfahrungen in der Zeit bei uns.“ Auf einem kleinen Boot müsse man sich mit der Andersartigkeit des Anderen auseinandersetzen. Da gehe es um Kommunikation und darum, gemeinsam einen Weg über das Wasser zu finden. Pietsch: „Das hat sich großartig bewährt.“

Die Einrichtung ist nach der Aufgabe des Standortes an der Weserstraße keinesfalls kleiner geworden: Laut Pietsch laufen heute nur noch die Führung und die Verwaltung zentral. Die Arbeit mit den eher schwierigen Kindern und Familien spielt sich hingegen in Wohngruppen an zwölf verschiedenen Standorten in Bremen-Nord und in Osterholz-Scharmbeck ab, die in ein ganz normales Umfeld eingebettet sind. 300 Personen zählt Pietsch zu diesem betreuten Kreis von Menschen. 153 Mitarbeiter hat die Einrichtung, die als freier kirchlicher Träger zu 100 Prozent unter der Aufsicht der Jugendämter arbeitet.

Zum Theresienhaus gehört ab Herbst auch noch eine individualpädagogische Betreuungsstelle in Hude. Außerdem ziehen Leitung und Verwaltung bald an den Grohner Markt in einen Neubau. Weil in Grohn auch die meisten Kinder und Jugendlichen der Einrichtung wohnen, ist nicht zu befürchten, dass der „Theresia“ die Crew ausgeht. Mitunter wird sie auch nur von einer Person auf dem Wasser bewegt werden: Erich Prößler vom Vorstand des Weser Yacht Clubs Lemwerder berichtet von dem Engagement des Vereins-Segellehrers Antonio Heitor. Er will die „Theresia“ als Trainerboot nutzen, wenn die Jollensegler des Vereins sich vor dem Hafenbecken tummeln.

Ein Boot für die Gruppenausbildung

Dem WYC steht mit der Alumax jetzt ein optimales Boot für Gruppen in der praktischen Ausbildung für die ersten Sportbootführerscheine zur Verfügung. Bis zu sechs Erwachsene kann die „Theresia“ zuladen. Auf etwa 50 Einsatztage pro Jahr kam laut Rutka schon das alte Boot. Dieser Nutzungsgrad könnte von dem neuen Gleiter bereits im ersten Betriebsjahr eingeholt werden. Rutka verspricht, dass auch die neue „Theresia“ im Herbst als letztes Boot aus dem Wasser geht.

Als vierte und fünfte Taufredner verabreden Lemwerders Bürgermeisterin Regina Neuke und Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt schon einmal eine Inspektionstour auf der Weser. Dicht ist das Boot dafür jedenfalls: Taufpatin Sina Korte hat die Steuerbordseite nach der sechsten Rede durch den MTV Jugendwart Maik Staudinger mit Sekt eingeschäumt. Drinnen bleibt es trocken.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)