Kurz nach dem Jahreswechsel treffen sich in der südlichen Wesermarsch traditionell die Mitglieder der Ortsfeuerwehren, um das Vorjahr Revue passieren zu lassen. Am vergangenen Wochenende hielten die Einsatzkräfte der Schwerpunktfeuerwehren aus Lemwerder und Berne Rückschau. Dabei warfen sie aber auch schon einen Blick auf das Jahr 2019.
Lemwerders Ortsbrandmeister Lars Prößler stellte eine enorme Steigerung der Einsatzzahlen seiner Wehr fest. Durchschnittlich rücke seine Truppe zu rund 50 Einsätzen pro Jahr aus. Im abgelaufenen Jahr 2018 waren es hingegen 72 Einsätze. Neben Fehlalarmen und Hilfseinsätzen stehen dabei drei Großbrände in der Jahresbilanz.
So hielten unter anderem ein Speicherbrand bei der Tischlerei Rodiek, zwei brennende Reetdachhäuser in Altenesch sowie das Feuer im Vegesacker Schwimmdock der Lürssen-Werft, dem eine Luxus-Jacht zum Opfer fiel, die Lemwerderaner Ortsfeuerwehr in Atem. Mit Dienstabenden und ehrenamtlichen Einsätzen wie beim jährlichen Drachenfest kommen die Lemwerderaner Feuerwehrleute für das abgelaufene Jahr auf rund 25 000 Dienststunden.
Auf dem Papier stehen dem Ortsbrandmeister 75 Einsatzkräfte zur Brandbekämpfung und für Hilfeleistungen zur Verfügung. „Das sieht nicht schlecht aus“, sagt Prößler. In der Realität könne er bei Einsätzen zur Tageszeit aber nur auf 20 Prozent seiner Truppe zurückgreifen. „60 Mitglieder arbeiten außerhalb Lemwerders.“ Deshalb werden in der südlichsten Wesermarschgemeinde tagsüber immer die Ortswehren aus Altenesch und Bardewisch mit alarmiert, wenn ein Einsatz ansteht.
Der Blick nach vorne stimmt Lars Prößler besonders froh. „In diesem Jahr soll der Feuerwehrhausumbau weitergehen.“ Neben einer neuen Fahrzeughalle erhält die Ortswehr Lemwerder neue Umkleideräume und Duschen. „Wir bekommen eine sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung“, berichtet Prößler. Das Gerätehaus erhält einen Anbau mit Schleuse. So kommt die Alltagskleidung der Einsatzkräfte nicht mehr mit der vom Brandrauch kontaminierten Einsatzkleidung in Berührung.
In Berne zogen Ortswehr, Gemeindeverwaltung und Politik eine positive Bilanz des abgelaufenen Jahres. Auch zu den 32 Einsätzen der Berner Wehr zählten die Großbrände in Altenesch und Vegesack. Zwölfmal wurde die Ortswehr zudem zu Hilfseinsätzen gerufen, achtmal rückte sie wegen Fehlalarmen umsonst aus.
„Eine vernünftige Ausstattung ist wichtig, damit die Einsatzkräfte gut wieder nach Hause kommen“, zeigte die Landtagsabgeordnete Karin Logemann (SPD) Verständnis für die Wünsche der Feuerwehr. Das Tanklöschfahrzeug (TLF) 16/24, Baujahr 1993, ist in die Jahre gekommen. „Je länger wir die Autos fahren, desto mehr Reparaturen und Kosten fallen an“, erklärte Stefan Krings. Der Berner Ortsbrandmeister freut sich schon auf ein zugesagtes neues TFL: Das Ortskommando will das Ersatzfahrzeug nach dem aktuellen Stand der Technik in diesem Jahr konzipieren.
"Alle Einwohner wissen zu schätzen, was die Feuerwehr leistet“, versicherte Bernes zweite Bürgermeisterin, Elke Belsemeyer (CDU). Umso mehr schmerzt es die Feuerwehrleute, wenn ihr freiwilliges Engagement in den sozialen Medien unverhältnismäßig kritisiert wird. Wie bei einer nächtlichen Großübung Ende Juli 2018 zu einer angenommenen Kollision zwischen einer Lok und einem Bus. Die Übung habe Sonntagnacht stattfinden müssen, „da in dieser Zeit der Zugverkehr ruht“, erklärte Stefan Krings. 135 Facebook-Einträge waren die Folge. „Es ist zu laut, es ist zu hell, ich kann nicht schlafen“, sei da gepostet worden. „Wenn es nach manchen Leuten geht, passt es mit Übungsszenarien nie“, stellte der Ortsbrandmeister fest.
Einen sehr guten Ruf haben sich die Wesermarsch-Feuerwehren über die Kreisgrenzen hinaus erworben, hielt Kreisbrandmeister Hartmut Schierenstedt dagegen. Als Beispiele nannte er den Brand der Luxus-Jacht bei Lürssen sowie den Einsatz beim Moorbrand in Meppen. Aus der Katastrophe im Vegesacker Dock sollen Lehren gezogen werden, kündigte Gemeindebrandmeister Klaus Niekamp an. „Wir werden mit Lürssen ein Ausbildungskonzept ,Schiffsbrand auf Werften' erarbeiten.“
Im Jahr 2018 ließen sich alle Mitglieder der Berner Ortswehr zum Thema Elektromobilität fortbilden. Vier junge Feuerwehrmänner zwischen 18 und 36 Jahren absolvierten zudem erforderliche Lehrgänge für die nächsten Dienstgrade. Oberbrandmeister Herbert Meyer erhielt für seine jahrzehntelange Tätigkeit die Verdienstmedaille in Silber des Oldenburgischen Feuerwehrverbandes. Hartmut Schierenstedt beschrieb den stellvertretenden Gemeindebrandmeister als „einen Ruhepol zwischen Gemeinde und Truppe“.