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Kommentar zum Ende des Gasthauses Dammsiel Grübelnde Gastronomen

Die Rückzugsankündigung der Betreiber des Gasthauses Dammsiel im Blockland lässt aufhorchen. Dabei sortiert er sich ein in eine Reihe ähnlicher Fälle und ist die Folge eines Trends, kommentiert André Fesser.
19.01.2020, 09:47 Uhr
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Grübelnde Gastronomen
Von André Fesser

So viel Zuspruch gibt es selten. Kaum hatten die Betreiber des Gasthauses Dammsiel bekannt gegeben, ihr Lokal im Blockland in naher Zukunft schließen zu wollen, häuften sich auch schon die Mitteilungen derer, die diese Entwicklung bedauerten. Das Gasthaus hat eine so lange Geschichte, dass viele Menschen aus der Region beiderseits der Wümme in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten beim Sonntagsausflug dort eingekehrt sind. Manchem einstigen Besucher hängt noch immer der Duft von Apfelkuchen mit Sahne oder Schnitzel mit Bratkartoffeln in der Nase.

Doch auf Erinnerungen lässt sich keine Zukunft aufbauen. Das Dammsiel ist zwar ein Goldstück – angesichts der besonderen Lage glänzt es aber vor allem dann, wenn die Sonne scheint und der Mensch aufs Fahrrad steigt. Ein Schicksal, das es mit anderen Häusern teilt, die man gezielt ansteuern muss, weil sie eben nicht auf dem täglichen Weg liegen. Das Autoverbot im Blockland erschwert die Lage für dort ansässige Gastronomiebetriebe noch zusätzlich.

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Dieses spezielle Problem haben andere Gastronomen zwar nicht, der Trend der Zeit bringt aber auch sie ins Grübeln, ob der Betrieb eines Gasthauses auf dem Land noch die richtige Geschäftsidee ist. Gleich mehrfach haben sich Restaurantchefs der Gegend in den vergangenen Jahren aus dem klassischen Geschäft mit Mittagstisch und Abendmenü verabschiedet. Vielfach begründeten sie diesen Schritt mit den veränderten Konsumgewohnheiten der potenziellen Gäste. Wer sein Mittagessen auch beim Bäcker bekommt und das Abendbrot vom Pizzadienst bezieht, muss eben nicht mehr ins Gasthaus gehen. So fehlen den Betreibern die Erlöse, die sie brauchen, um auch mal was auf die Seite legen und ihren Laden irgendwann modernisieren zu können. Hinzu kommt die Personalmisere. Der Markt gibt zu wenige Leute her, die wissen, wie es in der Küche und beim Gast am Tisch laufen muss. Wer es weiß, kommt bevorzugt in Bremen, der Stadt der kurzen Wege, unter. Warum auch nach Worpswede, Hepstedt oder ins Blockland fahren, wenn man im nahen Umfeld als Köchin oder Kellner Geld verdienen kann?

Letztlich hat der Verbraucher diese Entwicklung selbst in der Hand. Wer in diesen Tagen bedauert, dass am Dammsiel demnächst das Licht ausgeht, muss sich fragen, wann er selbst zuletzt dort eingekehrt ist. Denn ein solches Angebot lässt sich nur dann erhalten, wenn eine verlässliche Nachfrage besteht. Emotionen allein können die Kasse nicht füllen.

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