Noch bevor er überhaupt zugelassen war, wurden in der Öffentlichkeit Zweifel an der Wirksamkeit des Impfstoffes von Astra-Zeneca laut. So ist es wohl zu erklären, dass ein Großteil der verfügbaren Dosen in Deutschland bisher nicht genutzt wurden. Laut einer Untersuchung der britischen Zeitung „The Guardian“ sollen bislang gerade einmal 13 Prozent der mehr als 1,4 Millionen Impfstoffdosen verimpft worden sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem „Akzeptanzproblem“ des Vakzins. Um diesem Problem entgegenzutreten, hat sich nun der Landkreis Oldenburg zu Wort gemeldet – mit der Botschaft: „Der Impfstoff von Astra-Zeneca steht zu Unrecht in der Kritik.“
Das Impfzentrum am Westring in Wildeshausen, das von den Maltesern betrieben wird, ist seit dem 15. Dezember einsatzbereit. Seit dem 5. Januar ist – wenn auch zunächst nicht in großen Mengen – Impfstoff vorhanden. Tatsächlicher Betriebsstart im Impfzentrum selbst war dann am 10. Februar. Dort halten sich 30 ärztliche und 32 nicht-ärztliche Mitarbeiter für einen Einsatz bereit. Vorgehalten werden alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe: Biontech/Pfizer, Moderna und Astra-Zeneca.
Keine andere Wahl
Wer jünger als 65 Jahre ist, wird mit dem Vakzin von Astra-Zeneca geimpft. So sieht es die Verordnung des Bundes vor. „Man kann sich den Impfstoff nicht aussuchen. Wer unter 65 Jahre alt ist und geimpft werden will, hat keine andere Wahl“, erläutert Frank Flake. Der Bezirksleiter der Malteser weiß, dass „es vereinzelt Menschen gibt, die diesen Impfstoff nicht wollen“. Doch es sei eine falsche Annahme, dass dieses Vakzin schlecht ist. „Das ist ein guter Impfstoff, so wie alle anderen auch“, betont Flake. In klinischen Studien habe sich eine gute Wirksamkeit gezeigt. Die Wahrscheinlichkeit, einen schweren bis lebensbedrohlichen Erkrankungszustand zu durchleiden, sei durch den Impfstoff von Astra-Zeneca signifikant um 95 Prozent gesenkt worden. Somit sei dieser Impfstoff weder gefährlich noch ungeeignet für die Impfung gegen das Coronavirus. Zum Vergleich: Grippe-Impfstoffe erreichen teilweise nur ein Schutzmaximum von 60 bis 65 Prozent. Auch Langzeitfolgen seien bei den in Deutschland zugelassenen Impfstofftypen zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt und Spekulationen über mögliche negative Effekte vollkommen unseriös.
Allerdings können bei den Impfungen auch Nebenwirkungen auftreten, räumt die ärztliche Leitung des Impfzentrums ein. Impfreaktionen wie Fieber, Muskelschmerzen an der Einstichstelle, Schüttelfrost, Müdigkeit und Gliederschmerzen sind normale Reaktionen des Körpers und ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem auf den Impfstoff anspricht, heißt es. „Die allgemeine Ansicht, dass diese Reaktionen ein schlechtes Zeichen wären, ist falsch.“ Impfreaktionen seien individuell komplett unterschiedlich und hätten keinerlei Aussagekraft hinsichtlich der Güte oder Wirksamkeit des Vakzins.
Besondere Impfzwischenfälle habe es im Landkreis Oldenburg noch nicht gegeben. Zwischenfälle seien meist allergische Reaktionen des Körpers auf die dem Impfstoff zugesetzten Substanzen. Im Impfzentrum stehe das nötige Equipment und Personal bereit, um auf solche Zwischenfälle vorbereitet zu sein.
„Alle Bürger des Landkreises Oldenburg, die eine Impfung wünschen, werden diese auch schnellstmöglich erhalten“, verspricht die Kreisverwaltung. Der erste Schutz gelte allerdings den älteren Personen, unabhängig davon, ob sie eine schwere Erkrankung haben oder nicht. Das Alter ist der wichtigste und höchste Risikofaktor. Außerdem spricht der Landkreis Oldenburg Berufsgruppen, Organisationen und Einrichtungen direkt an, um in der Folge schnell Impfangebote unterbreiten zu können. Ansonsten gelte bei der Vergabe von Impfterminen weiterhin, dass die Anmeldungen zentral über das Land online oder eine Hotline erfolgen müssen. „Hier hat es in den vergangenen Wochen Probleme gegeben, die mittlerweile größtenteils behoben worden sind“, erklärt die Kreisverwaltung. Der Landkreis Oldenburg habe auf die Terminvergabe keinen direkten Einfluss.
Ablauf einer Impfung
Wer einen Termin erhalten hat, soll sich zu diesem im Impfzentrum in Wildeshausen einfinden. Die Malteser bitten diesbezüglich: „Kommen Sie pünktlich, aber nicht überpünktlich.“ Früher als zum vorab vereinbarten Impftermin komme keiner dran. Beim Eintreffen im Impfzentrum wird zunächst die Körpertemperatur bestimmt, und die Hände werden desinfiziert. Das Tragen einer FFP2-Maske sei Pflicht, auch für die geimpften Mitarbeiter des Impfzentrums. Danach werden am Eingangsschalter die Personalien überprüft und der Aufklärungsbogen, der Anamnesebogen sowie – falls kein Impfbuch vorhanden – eine Ersatzbescheinigung ausgehändigt. Diese Bögen seien auszufüllen. Sollten noch Fragen sein, können diese in einem Arzt-Patienten-Gespräch geklärt werden. Die Impfung erfolgt dann in einer der Impfkabinen. Danach soll sich jeder Geimpfte noch etwa 15 Minuten im Erholungsbereich aufhalten, bevor er das Zentrum verlassen kann.
Stand Montagmittag waren kreisweit 6896 Menschen komplett geimpft, weitere 2340 haben ihre Erstimpfung erhalten. Das erscheint noch nicht sehr viel mit Blick auf 130.000 Einwohner im Kreis. Doch es würden täglich mehr, versichert Frank Flake, Bezirksleiter der Malteser. Aktuell gebe es am Westring zwischen 100 und 200 Impftermine pro Tag. „Das variiert und hängt damit zusammen, welche Gruppen gerade dran sind“, erläutert Flake. In der jetzigen Ausbaustufe könnten bis zu 600 Impfungen am Tag verabreicht werden. Und auch wenn die Skepsis gegen das Vakzin von Astra-Zeneca noch länger anhält und die verfügbaren Dosen nicht gleich verimpft werden, landen diese nicht im Müll. „Wir schmeißen nichts weg“, betont Flake und verweist auf die Haltbarkeit von einem halben Jahr.