Rönnebeck. Die Stadt bereitet Pläne vor, damit am Rönnebecker Hafen 250 anspruchsvolle Wohnungen gebaut werden können. Nach Auskunft der Baubehörde gibt es bereits in diesem frühen Stadium einen Investor, der Interesse an dem Projekt angemeldet hat. Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger allerdings klagt vor dem Verwaltungsgericht gegen das Vorhaben. Der Blumenthaler will dort weiterhin eine Steinbrechanlage betreiben. Es ist bereits der zweite Konflikt in Bremen-Nord, der sich ums Wohnen am Wasser entspinnt.
Am Donnerstag, 20. September, entscheiden die Mitglieder der Baudeputation, wie es weitergeht am Rönnebecker Hafen. Sie wollen dann laut Tagesordnung einen Beschluss erneuern, der so schon einmal 1991 gefasst worden ist. Im Kern bedeutet er: Am Rönnebecker Hafen soll künftig keine Industrie mehr möglich sein, es soll gehobenes Wohnen stattfinden, der wunderbaren Lage an Weser und Geesthang angemessen. Wolfgang Kumpfer, Leiter der Verfahrensabteilung beim Senator für Bau, erklärt: „Damals hat man schon erkannt, dass eine Werftnutzung dort keine Zukunft hat. Das hat sich auch bewahrheitet, ein Großteil der Grundstücke liegt brach.“
Zwei Eigentümer betroffen
Zwei Eigentümer gibt es an der Bürgermeister-Dehnkamp-Straße, die die Wohnbaupläne betreffen. Auf einem Grundstück, so heißt es in den Unterlagen für die Sitzung am Donnerstag, befinden sich Altbauten eines Metall verarbeitenden Betriebs, „der seit Jahren nur noch restgenutzt“ werde. Der Eigentümer sei zudem bereit, sich an der Wohnungsbauentwicklung zu beteiligen.
Nicht aber Jan-Gerd Kröger. Er besitzt ein Erbbaurecht an einem Grundstück. Und der Bauunternehmer sagt klar, dass er an seinen Plänen für eine Steinbrechanlage in Rönnebeck festhalten will. Er klagt gegen die Stadt und hofft auf einen Gerichtstermin Anfang 2019, vielleicht früher. „Wir sollen offenbar mit aller Macht aus Bremen vertrieben werden“, glaubt er und verweist zum einen auf die mehr als hundertjährige Tradition seines Unternehmens, zum anderen auf die mehr als 100 Arbeitsplätze.
Kröger besteht darauf, dass das Gebiet am Rönnebecker Hafen Industrie erlaubt. Und er erwähnt auch die Werft, die auf der gegenüberliegenden Weserseite liegt und von der ebenfalls Lärm ausgehe. Der Präses der Handwerkskammer sieht mit den Wohnungsbauplänen einen ähnlichen Konflikt heraufziehen wie an der Weserstraße. Wie berichtet, hat dort die Lürssen Werft erbitterten Widerstand gegen Pläne angekündigt, am Rand des Stadtgartens zwei Wohntürme zu bauen. Kröger: „Das hier ist Industriegebiet. Und Wohnen verträgt sich nicht mit der Werft, die auf der anderen Seite liegt. Ich werde mein Grundstück nicht hergeben.“ Ein Gespräch, sagt Jan-Gerd Kröger, sei mit ihm in dieser Angelegenheit in den vergangenen Monaten nicht geführt worden.
Um die Steinbrechanlage, die Kröger weiterhin plant, hat es im Ortsteil bereits erbitterte Auseinandersetzungen gegeben. Im September 2016 waren allein 140 Anwohner zur Einwohnerversammlung in der nahen Turnhalle erschienen und machten ihren Widerstand deutlich. Zu diesem Zeitpunkt war die Steinbrechanlage formal bereits genehmigt. Nur wenige Tage später verkündete der Bausenator allerdings, die Genehmigung sei ausgesetzt und es werde nun nach einem alternativen Standort gesucht.
Geschehen ist in diese Richtung offenkundig wenig, denn die Diskussion fokussiert sich unverändert auf den Rönnebecker Hafen. Die planungsrechtliche Ausgangslage hier ist einigermaßen kompliziert. Tatsächlich gelten am Rönnebecker Hafen noch alte Pläne aus den Jahren 1961 und 1963, die Industrie erlauben. Und damit auch industriellen Lärm. Im Widerspruch dazu steht der Flächennutzungsplan von 2004, der hier schon Wohnungen vorsieht. Auch die neue Version des Flächennutzungsplans bestätigt das. Zudem spielt die Frage des Erbbaurechts eine Rolle bei der Auseinandersetzung. Während Kröger von „meinem Grundstück“ spricht, geht die Stadt davon aus, dass Areal nur „befristet und unter dem Vorbehalt einer perspektivischen Veränderung“ an den Bauunternehmer gegeben hat.
Wolfgang Kumpfer von der Baubehörde sagt zum Konflikt nichts. Aber er verweist darauf, dass der Stadt eine Machbarkeitsstudie vorliegt. Die Studie befasse sich mit der Frage, ob Hochwasserschutz und Wohnen auf den Grundstücken zwischen Weser und Bürgermeister-Dehnkamp-Straße vernünftig in Einklang zu bringen sind. „Das hat das Gutachten positiv beschieden.“ Angesichts der Konflikte und der ungelösten Frage, wie dort Hochwasserschutz gewährleistet wird, ist allerdings auch Kumpfer sicher: „Das wird keine einfache Planung.“ Nicht ohne Grund sei die Sache seit 1991 nicht angefasst worden.
Der Fachmann ist dennoch überzeugt, dass die Planung geeignet ist, Blumenthal zu stabilisieren. Auch in den Papieren für die Sitzung am Donnerstag ist von einer „erheblichen positiven Wirkung auf die weitere Entwicklung des Ortsteils Rönnebeck“ die Rede, sogar „im Weiteren für den Bremer Norden“. Das hatte im Frühjahr auch bereits der Blumenthaler Beirat so gesehen. Er hatte den Senat aufgefordert, für dieses Projekt auf die Sozialbauquote von 25 Prozent zu verzichten. Dazu aber finden sich in den Unterlagen für die Deputationssitzung keine Angaben.
Die Sitzung findet am Donnerstag, 20. September, um 15 Uhr im Haus der Bürgerschaft, Börsenhof A, Raum 416, statt. Die Unterlagen finden sich auf der Internetseite des Bausenators im Abschnitt „Deputation“.