Landkreis Osterholz. Die Meldungen über die jüngsten Coronavirus-Fälle aus Nordrhein-Westfalen und Süddeutschland haben die Menschen offensichtlich aufgeschreckt. In den Apotheken herrscht Hochbetrieb. Um ihre Kunden trotz des Andrangs umfassend zu informieren, hätten sie inzwischen Blätter mit Hinweisen des Robert-Koch-Instituts ausgelegt, teilt die Alte Apotheke in Osterholz-Scharmbeck mit. Dort läutet bereits sei dem frühen Morgen unablässig das Telefon. Es werde nach Mundschutz und nach Desinfektionsmittel gefragt. Die ewig gleiche Antwort: „Ausverkauft“.
Ähnlich schildern die Mitarbeiter der Koppelapotheke die aktuelle Lage. Mundschutz, Desinfektionsmittel, die seien gefragt. Beides sei aber nur noch schwer, beziehungsweise gar nicht zu bekommen. Ein Anruf der Koppelapotheke bei einem Lieferanten von Desinfektionsmittel ergab, dass vor Mitte März mit keiner Lieferung zu rechnen sei. Eine Mitarbeiterin der Lilien-Apotheke in Lilienthal berichtet, dass manche Kunden schon Medikamentenvorräte anlegten, um auf Engpässe oder für Notfälle vorbereitet zu sein.
Uwe Hansmann, Inhaber mehrerer Apotheken in Lilienthal und Osterholz-Scharmbeck hat die selbe Erfahrung gemacht. Über den normalen Pharmagroßhandel seien die Artikel ausverkauft, nun versuche er, die Ware über Direktkontakte zu beziehen. „Aber auch, wenn das klappen sollte, werden wir die Nachfrage kaum bedienen können.“
Ergebnis: Die Leute versuchen ihr Glück in den Supermärkten. Zwar gibt es dort noch keine echten Hamsterkäufe, aber manche Produkte sind stärker als üblich gefragt. Solveig Hannemann, Pressesprecherin der Famila-Handelsmarkt Kiel, bestätigt: „Wir verzeichnen bei unserer Filiale in Osterholz-Scharmbeck leicht erhöhte Verkäufe bei Desinfektionsmitteln, Nudeln und Konserven.“
Volker Dinkuhn, Büroleiter des Reisestudios am Markt, sieht den Tourismus in einer „Abwartephase“, wenn er auf Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs auf seine Branche angesprochen wird. „Es ist noch zu früh, um darüber etwas sagen zu können. Bisher bekommen wir lediglich Anrufe von beunruhigten Kunden, die bereits gebucht haben.“ Das betreffe vornehmlich die Kanarischen Inseln, nachdem auf Teneriffa etwa 1000 Urlauber in einem Hotel isoliert wurden.
Seine Kollegin Melanie Strate vom TUI-Reisecenter macht auf der Basis von Gesprächen mit Kunden eine Zurückhaltung gegenüber Asienreisen aus. Italien, in dessen Norden Ortschaften abgeriegelt wurden, spiele für ihr Geschäft keine sonderlich große Rolle, eher doch Griechenland, Türkei und Spanien. Stornierungen habe es bisher keine gegeben. In solchen Fällen spiele das Thema der Kostenübernahme eine Rolle. Die wiederum hängt davon ab, ob das Auswärtige Amt entsprechende Reisewarnungen veröffentlicht hat. Solche offiziellen Empfehlungen zeichnen sich durch ihre hohe Gerichtsverwertbarkeit aus. Was Italien betrifft, wird – Stand Redaktionsschluss – nur vom Besuch einer Provinz in der Lombardei und einer Stadt in der Provinz Padua abgeraten.
„In Grenzen“ hält sich auch die Zahl besorgter Kunden, die sich an Britta Strauß vom Deutschen DER-Reisebüro wegen der sich epidemisch ausbreitenden Lungenkrankheit wenden. „Ich hatte zwei Anrufe wegen unserer China-Reisen und einer betraf Lanzarote, wobei sich das nicht auf den Virus, sondern auf den Sturm bezog“, berichtet die Büroleiterin. Noch sei es so, dass die Kunden in Telefonaten den „Corona“-Begriff häufig eher humorig verwendeten.