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DIE NORDDEUTSCHE vor 25 Jahren Kulturzentrum im ehemaligen Knast

Vor 25 Jahren haben sich die Nordbremer unter anderem mit der Zukunft der ehemaligen Strafanstalt in Lesum beschäftigt. In der NORDDEUTSCHEN ging es zudem um mangelnde Parkplätze am Schwimmbad in Vegesack.
28.12.2018, 19:23 Uhr
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Von Gabriela Keller

Große Pläne für einen früheren Jugendknast: „‘Letzte Chance für ehemalige Strafanstalt‘ – Drucker wollen in Lesum Kulturzentrum schaffen“, titelte DIE NORDDEUTSCHE auf den Tag genau vor 25 Jahren auf ihrer ersten Seite. Auf das Gebäude hinter dem Polizeirevier im Ortskern an der Hindenburgstraße hatte die Oldenburger Bildungswerkstatt „Druckstelle“ ein Auge geworden. Der Verein, der sich der Förderung alter Druck- und Handwerkstechniken mit Kursen für Kinder und Fortbildungen für Lehrer verschrieben hatte, suchte größere Räumlichkeiten. Im Herzen Lesums wollte Werkstatt-Betreiber Peter Vöge ein „Zentrum für Buchkultur“ errichten: mit Werkstätten für handgeschöpfte Papier, Kalligrafie, Buchbinderei, Ateliers für Buchdruck, Lithografie, Radierung und Tiefdruck. Auch eine Fachbuchhandlung, eine Galerie und ein Café sollten in den Ex-Knast einziehen.

Der Burglesumer Beirat, dem Vöge sein Konzept vorstellte, sei „nach anfänglicher Skepsis begeistert“ gewesen, berichtete DIE NORDDEUTSCHE am 29. Dezember 1993. Zu den Konditionen hieß es: Der Werkstatt-Betreiber fordere einen „langfristigen günstigen Pachtvertrag und will möglichst nicht mehr als eine Mark Miete pro Quadratmeter zahlen.“ Im Gegenzug wäre er bereit, die Sanierung der Vollzugsanstalt zu finanzieren. Die geschätzten Kosten wurden mit 600 000 bis 700 000 Mark beziffert. Am Ende wurde nichts aus den Plänen, unter anderem wegen der erforderlichen umfangreichen und teuren Umbaumaßnahmen. In den Folgejahren lieferten Nachnutzungsideen für die alte Haftanstalt immer wieder Stoff für Schlagzeilen. Im Dezember 1998 erwarb der Architekt Andreas Schemmel die Immobilie. Sein Plan, dort eine Gaststätte mit eigener Brauerei einzurichten, zerschlug sich allerdings ebenso wie Überlegungen für ein kleines Hotel, eine Regionalbibliothek oder ein Seniorenheim. Erst im Juni 2002 kam es zum Umbau. Im sanierten Knast befinden sich seitdem Luxuswohnungen, außerdem Laden- und Büroflächen.

Parkplatz-Suche beim Neujahrsschwimmen. Das Jahr 1994 begann für Besucher des Fritz-Piaskowski-Bades in Vegesack mit der Suche nach einem Parkplatz. 400 Badegäste tummelten sich am Neujahrstag im Freizeitbad, vor dem Wasserspaß sei es auf dem Parkplatz eng geworden, berichtete DIE NORDDEUTSCHE am 3. Januar 1994. Pläne für mehr Stellflächen lagen da schon bei der Gesellschaft für öffentliche Bäder (GföB), wie die Bremer Bäder-Gesellschaft zu der Zeit noch hieß, in der Schublade. Die Idee: Ein zweigeschossiges Parkdeck sollte Raum für 100 zusätzliche Parkplätze schaffen. Immer mehr Bad- und Fitnessstudio-Besucher kritisierten, dass der Parkplatz viel zu klein sei, berichtetet DIE NORDDEUTSCHE. „Teilweise wird dort sogar bis in den späten Abend auf den Fahrspuren zwischen den Parkplatz-Reihen zusätzlich ein- bis zweispurig geparkt, so dass oftmals kaum noch ein Durchkommen ist.“ Der Bäder-Gesellschaft war auch aus wirtschaftlichen Gründen an einer Entschärfung der Parkplatz-Probleme gelegen.

„Wenn wir keine ausreichenden Parkplätze vorweisen können, bekommen wir kein Investitionsvorhaben auf dem Badgelände genehmigt“, zitierte DIE NORDDEUTSCHE den damaligen Geschäftsführer Peter Heise. Die GföB hegte unter anderem Pläne, mit einer gewerblich betriebenen Sportstätte auf dem Badgelände mehr Besucher zu locken und auf diese Weise mehr Geld zu erwirtschaften. Das zweigeschossige Parkdeck mit geplanten 152 Parkplätzen blieb ein Traum. Vor 20 Jahren wurden die vorhandenen Stellflächen vor dem Bad aufgestockt, von 84 auf 120 – für 1,9 Millionen Mark. Silvester 1993 zeigte sich bei einer Feierstunde in der Lützow-Kaserne in Schwanewede der Kommandeur der dort stationierten Panzergrenadierbrigade 32 besorgt – um den inneren Frieden in der Bundesrepublik, nicht um den Kasernenstandort. Die zunehmende Arbeitslosigkeit und ausländerfeindliche Reaktionen bereiteten ihm Sorge, zitierte DIE NORDDEUTSCHE Oberst Friedmar Teßmer. Weiter berichtete unsere Zeitung: „Der Standort Schwanewede ist, auch bei den derzeitigen Diskussionen um weitere Truppenverminderungen, gesichert. Das ist die feste Überzeugung von Oberst Teßmer.“ Bekanntlich kam es anders. 37 Jahre nach ihrer Aufstellung am Standort Schwanewede wurde die Panzergrenadierbrigade 32 im Herbst 1996 aufgelöst. Es war der Anfang vom Ende des Bundeswehr-Standortes. Als Erste schloss 2004 die Weser-Geest-Kaserne in Neuenkirchen, dort hat sich inzwischen ein Gewerbepark entwickelt. Im Herbst 2015 folgte das Aus für die Lützow-Kaserne. Seitdem überlegt die Gemeinde Schwanewede, wie sich das Gelände nachnutzen lässt. Ein städtebauliches Entwicklungskonzept sieht vor allem Wohnbebauung und Freizeitnutzung, dazu etwas Gewerbe vor. Offen ist, ob die Kommune das ehemalige Militärareal von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kauft und es selbst entwickelt oder einen Investor ins Boot holt.

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