Neuenkirchen. Die Gesichter der Erwachsenen zeigten zum Frühstück noch deutliche Spuren einer kurzen Nacht. Die Stimmung allerdings war überaus positiv. Während mehr als 50 Kinder die morgendlichen Sonnenstrahlen zum Toben im Wasser nutzten, räumten andere ihre Zelte ein. Eine Nacht voller Aktionen lag hinter ihnen. Jetzt warteten alle nur auf ein Ergebnis: Wer ist Sieger im Wettkampf der Campingkinder im Freibad Neuenkirchen? Kurz darauf brach Jubel aus. Gewonnen hatte die Gruppe "Meerjungfrauen".
"In den letzten drei Tagen hatten wir noch mehr als 20 Anmeldungen." Badleiter Olaf Kück genoss am frühen Morgen sichtlich den Sonnenschein und den starken Kaffee. Das lag nicht etwa daran, dass mit der zehnten Veranstaltung "Zeltlager im Freibad Neuenkirchen" im Rahmen des Schwaneweder Ferienspaßangebotes ein kleines Jubiläum gefeiert werden konnte. Vielmehr lag der Blick des Freibadleiters auf der positiven Entwicklung.
"Je mehr Kinder, um so einfacher"
"Als uns Gemeindejugendpfleger Jörg Heine vor gut einem Jahrzehnt ansprach, ob wir uns eine Ferienaktion im Freibad vorstellen könnten, waren wir von Anfang an mit vielen Ideen dabei", blickte Olaf Kück zurück und erinnert sich noch an das erste Zeltlager mit rund 40 Kindern. "Je weniger Kinder da sind, um so mehr sind wir Erwachsenen gefordert. Sind viele Kinder da, beschäftigen sie sich miteinander."
Es ist die langjährige Erfahrung, die da aus dem Badleiter spricht. Die Übernachtung im Zelt im Freibad Neuenkirchen entwickelte sich nämlich im Lauf der Zeit "zu einem Renner". Durchschnittlich 70 Kinder ließen sich den Spaß mit "Mondscheinschwimmen" oder Lagerfeuer nicht entgehen. "Dieses Mal hatten wir wegen dem Wetter allerdings arge Bedenken", gesteht Olaf Kück. Umso erfreuter ist er, dass sich diese nicht bewahrheiten sollten.
Mit insgesamt 103 Kinder im Alter von acht bis 13 Jahren war der Teilnehmerrekord gebrochen. "Dazu hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns. Pünktlich zum Zeltaufbau brach Mittwochnachmittag der Himmel auf, es wurde warm und die Sonne schien", hat der Badleiter gut lachen.
Für den Fall der Fälle hatten allerdings Olaf Kück und weitere zehn aufpassende Erwachsene eine nächtliche Alternative im Gepäck: "Wir haben vorher alles abgeklärt. Bei 103 Kindern hätten wir beispielsweise bei Gewitter in der Nacht nicht so schnell alle Eltern erreichen können. Da wären wir im Bedarfsfall einfach mit Matratzen unterm Arm im Gänsemarsch in die benachbarte Turnhalle der Grundschule umgezogen." Diese Problematik stellte sich allerdings nicht. Ganz im Gegenteil.
"Wir durften bis 23 Uhr Schwimmen." Die zehnjährige Giulia war am frühen Morgen immer noch völlig aus dem Häuschen. "Es war einfach super toll, absolut cool, im nächsten Jahr sind wir wieder dabei", lautete das Echo von Giulia und ihren Mitstreitern Dennis (10), Joel (10) und Marius (11). Joel, der schon in der Nacht zuvor am Lagerfeuer seine Gitarre auspackte und für musikalische Stimmung sorgte, saß mit den drei Freunden noch am Morgen vor dem Zelt, die Gitarre im Anschlag. Während Joel und Marius schon ein Jahr zuvor die Atmosphäre beim Zelten im Freibad genossen hatten, war es für Giulia und Dennis das erste Mal. Die vier hatten schnell Freundschaft geschlossen, schließlich waren sie in der "Schwammkopfgruppe" gemeinsam zum Wettkampf gegen die anderen Kinder angetreten.
"Es ist absolut erstaunlich, wie schnell die Kinder nach einfachen Vorgaben hier soziale Kontakte knüpfen", erklärte Badleiter Olaf Kück Hintergründe. Einen Tag zuvor kannten sich nämlich viele noch gar nicht. Das Organisationsteam hatte sich zu Beginn fünf Kinder als Leiter herausgepickt, die sich für die Gruppen "Schwammkopf", "Sardellen", "Meerjungfrauen", "Plankton" und "Kakerlaken" jeweils 20 Mitstreiter selber suchen sollten. "Das klappte hervorragend", war einen Tag später der Badleiter immer noch erstaunt.
Kleine Gruppen-Wettkämpfe, wie Klettern am vier Meter hohen Seil, Wetttauchen nach Steinen ("für die Steine gab es Kleinigkeiten am Kiosk") oder Slalomtouren um Hindernisse ließen erst gar keine Langeweile aufkommen. Poolnudeln oder Reifen waren für die kleinen "Wasserratten" da und nach dem Verlassen des kühlenden Nass ab 23 Uhr hieß es Aufwärmen am Lagerfeuer, Hunger stillen mit Gegrilltem oder selbst Stockbrot backen. Knapp drei Stunden später hatte Badleiter Olaf Kück nach seiner Abschlussrunde über den Freibadzeltplatz dann selbst Gelegenheit für einen kurzen Schlaf. Denn: Um 4.30 Uhr waren die ersten Frühaufsteher schon wieder zum Spielen bereit, ab 5.30 Uhr die Kinder schon wieder im Wasser.
"Ein Kompliment muss ich den Mädchen machen, die waren - zumindest beim Seilklettern - viel sportlicher als die Jungs", zog Olaf Kück zum Abschluss Fazit. Über eines freute er sich besonders: "Es herrschte trotz der hohen Teilnehmerzahl eine tolle, freundschaftliche Atmosphäre."