Bremen-Nord. Die „Vegefeuer“, der Holzkutter der MTV-Jugendgruppe, ist wieder unterwegs. Das Schiff wird dazu genutzt, Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Segeln und die Bootsfahrt schmackhaft zu machen. Doch ehe das mehr als 20 Jahre alte Segelschiff jetzt einsatzbereit war, war mehr Arbeit notwendig, als die Aktiven zu Saisonbeginn ahnen konnten.
Wie der Verein MTV Nautilus selbst, so begann auch die Jugendabteilung bescheiden. Eine einzige Gruppe wurde ursprünglich für die Zwölf- bis 18-Jährigen angeboten. Die Ausstattung war dürftig. Für maritime Erlebnisse wurden schwimmende Untersätze ausgeliehen. Ein altes, vier Meter langes Schlauchboot mit Motor, das sich als Arbeitsboot für den Segellogger BV2 „Vegesack“ nicht bewährt hatte, wurde schließlich das erste Boot der Jugendgruppe.
Seit 1999 ist das Flaggschiff der Jugendabteilung ein Holzneubau, der Jugendwanderkutter „Vegefeuer“. Ziel der Jugendgruppe ist es seitdem, Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, die maritimen Traditionen kennenzulernen. Wichtigstes Handwerkzeug dabei ist der Jugendwanderkutter „Vegefeuer“. Fahrten damit führten in der Vergangenheit weit über das Unterweser-Revier hinaus, teilweise bis nach Kopenhagen. Um Betrieb, Wartung, Pflege und Instandhaltung des Kutters kümmert sich eine eigene Gruppe. „Hier hat jede Altersstufe die Gelegenheit, Aufgaben für den Kutter und die Gemeinschaft zu übernehmen“, sagt Jana Schöbel.
Die „Vegefeuer“ tut nun schon seit mehr als 20 Jahren ihren Dienst. „Der Zahn der Zeit und wohl auch das ein oder andere unglückliche Manöver haben an dem Schiff ihre Spuren hinterlassen“, schildert Jana Schöbel. Erst Ende 2018 seien die Masten des 8,50 Meter langen und 2,52 Meter breiten Segelbootes, das von 1996 bis 1999 auf der Werft Bremer Bootsbau Vegesack (BBV) gebaut wurde, komplett überholt worden. „In der Saison 2019 hatten wir mit einem relativ starken Wassereinfall zu kämpfen, so stellte sich heraus, dass der Holz-Schwertkasten undicht geworden war“, erzählt sie. Vor Saisonbeginn 2020 erfolgte die Überholung auf einer Werft. Ein Schwertkasten aus Edelstahl ersetzt nun den alten Holzkasten.
Doch kaum zu Wasser gelassen, zeigte sich die nächste Baustelle. „An der Außenhaut hatte der Lack das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Er begann sich vom Holz zu trennen“, zeigt Schöbel die Probleme auf. Der ursprüngliche Plan lautete: Das Schiff aus dem Wasser holen, die beschädigten Stellen reparieren und es schnellstmöglich wieder zu Wasser lassen. Doch das Ausmaß der Beschädigung war bedeutend größer als zuvor sichtbar. „Glücklicherweise hatten wir die Unterstützung des MTV Nautilus und des Vereinspartners, dem Weser Yacht Club (WYC) Bremen“, berichtet Jana Schöbel.
Sie ist im Übrigen mit ihren 27 Jahren eine der Älteren aus der Altersgruppe der 23- bis 30-Jährigen. „Insgesamt sind wir acht bis zehn aktive Leute in unserer Altersgruppe“, sagt Schöbel. Wer welche Aufgabe übernehmen könne, hänge immer von Freizeit, von Arbeit oder Studium ab.
Die „Vegefeuer“ hat ihren festen Liegeplatz im Hafen in Lemwerder. Dort wurde im Sommer geslippt, die „Vegefeuer“ also aus dem Wasser geholt, und in die Halle des WYC auf einem Trailer untergebracht. „Das Trio Leif Ampts, Jana Schöbel und Maik Staudinger stand an einem Freitagnachmittag Ende Juli/Anfang August bereit, um die Kernarbeit zu übernehmen: Holz abziehen. „Immer wenn wir dachten, wir seien fertig, haben wir weiter abgezogen. Bis schließlich das schlechte, alte, spröde und verbleichte Holz gewichen war. Hervor kam das schöne, gute und nach Harz duftende Holz“, erinnert sich Jana Schöbel an die aufwendige Arbeit.
Als nächster Arbeitsschritt folgte das Schleifen. „Erst mit Maschine und im Anschluss von Hand, immer entlang der Maserung des Holzes“, so Schöbel, die auch von weiterer Unterstützung berichtet. Ein Bootsbauer stand den „Laien mit Erfahrung“ zur Seite. „Eine wertvolle Hilfe, von ihm haben wir viel gelernt.“ Dann kam die erste Schicht neuer Lack. Und damit machte sich Stolz unter den Aktiven breit.
Drei Tage waren für die ersten drei Schichten Lack eingeplant. Doch die hohen Außentemperaturen machten dem Team einen Strich durch die Rechnung. „Es war nachmittags schlicht zu warm, um in der Halle zu lackieren“, erinnert sich Jana Schöbel. So wurde in den frühen Morgenstunden gearbeitet. Später wurde mit grobem Papier geschliffen, sodass auch die Maserung des Holzes keine Spuren mehr im Lackaufbau hinterlassen konnte. Am Ende wurden es neun Schichten Lack und etwa 250 Arbeitsstunden.
„Insgesamt rund drei Wochen lang hatten wir ordentlich zu tun, haben wir den Jugendwanderkutter vom Wasserpass bis zur Scheuerleiste von seinem alten Lack befreit und neuen aufgetragen.“ 500 Euro Materialkosten, inklusive selbst mitgebrachter sowie vom Bootsbauer zur Verfügung gestellter Werkzeuge stehen neben den zahlreichen kostenlos geleisteten Arbeitsstunden auf der Liste. „Ein Kostenvoranschlag für eine Überholung auf einer Werft sprach von 8000 bis 12 000 Euro für diese Restauration“, so Jana Schöbel.
Umso mehr freut sie sich, dass sie zusammen mit Leif Ampts und Lennart Schmidt nach den Arbeiten ein Wochenende für einen Segeltörn von Lemwerder über Bremerhaven nach Fedderwardersiel und zurück auf dem frisch überholten Jugendwanderkutter nutzen konnte.
Neues Training ab 2021
Jana Schöbel macht darauf aufmerksam, dass ab der kommenden Saison 2021 die Jugendgruppe immer montags trainieren wird. Bei Interesse ist jeder ab elf Jahren willkommen, um mit der Jugendcrew mitzusegeln. Einzige Voraussetzung: die Jugendlichen müssen schwimmen können. Schwimmwesten werden gestellt.
Ebenfalls ist angedacht, eine Erwachsenen-Segelgruppe zu gründen, die Erfahrungen mit dem Jugendwanderkutter sammeln kann. Saisonbeginn, sofern es keine Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gibt, ist voraussichtlich Mitte/Ende April 2021. Ansprechpartner ist Leif Ampts unter der Adresse vegefeuer.segeln@t-online.de.