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Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung Einheitlich und transparent

Mit der „Optimierten Praktischen Fahrerlaubnisprüfung“ (OPFEP) ändert sich vor allem die Dokumentation. Fahrlehrer Jörg Thomsen sieht trotz mancher Nachteile eine sinnvoller Neuerung.
07.02.2021, 15:51 Uhr
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Von Niklas Golitschek

Landkreis Diepholz. Jahrelange Planung für zehn Minuten Mehraufwand – auf den ersten Blick ändert sich mit der „Optimierten Praktischen Fahrerlaubnisprüfung“ (OPFEP) seit diesem Jahr nur wenig: Fünf Minuten zusätzliche Fahrtzeit, fünf Minuten mehr Nachbesprechung und ein weiterer Schritt zur Digitalisierung. Jörg Thomsen von der Fahrschule Dodo Garrelfs in Stuhr und Achim spricht von einem „modernen Anstrich“, den die Prüfung durch diese Neuerung erhält.

Mit dieser 13. Änderung der Fahrerlaubnisverordnung ändert sich jedoch einiges im Hintergrund und vor allem für die Prüfer. „Der Fahraufgabenkatalog, die zentrale Bewertungsgrundlage zur Erfassung der Fahrkompetenz der Führerscheinanwärter, wurde im Zuge von OPFEP nicht nur umfassend inhaltlich und methodisch überarbeitet, sondern auch vollständig digitalisiert“, führt Thomsen aus.

Führerschein-Anwärtern dürfte vor allem auffallen, dass die Prüfer nun mit einem Tablet auf der Rückbank Platz nehmen. Dort halten sie in einem Programm fortan ihre Beobachtungen fest. Der nun bundesweit einheitliche Aufgabenkatalog – das elektronische Prüfprotokoll (ePp) – und die digitale Dokumentation sollen auch den Prüflingen zugutekommen, führt Thomsen aus: „Die Ergebnisse werden den Prüflingen unmittelbar nach Ende der Fahrt via E-Mail oder per QR-Code zur Verfügung gestellt und machen den Entscheidungsprozess somit nachvollziehbar und weniger willkürlich.“

Damit schaffe die OPFEP einheitliche und transparente Standards für alle Beteiligten. Sie könne Fahrlehrern außerdem eine detaillierte Grundlage bieten, noch gezielter auszubilden. Im Fahrunterricht würden auch zunehmend Assistenz-Systeme wie Tempomat und Abstandswarner zum Einsatz. Schwieriger solle die Prüfung dadurch jedoch nicht werden. Trotz der zunehmenden Digitalisierung gelte jedoch weiterhin: „Der Prüfer entscheidet. Ich hoffe, dass das nicht irgendwann die Maschine übernimmt.“ Eine Prüfung müsse individuell betrachtet und die Menschlichkeit erhalten bleiben.

Fahrlehrer Thomsen steht den Änderungen durchaus aufgeschlossen gegenüber. Er spricht jedoch auch von einer organisatorischen Herausforderung für die Fahrschulen. „Für uns ist das blöd: Wir haben einen Fahrlehrermangel und können jetzt weniger Schüler durchbringen“, merkt er an. Gleichzeitig würden durch die verlängerte Fahrtzeit die Prüfgebühren erhöht. „Das wird auch bei uns kommen“, vermutet er.

Auch der Tüv Nord hatte als Prüfungs-Organisation das neue System gelobt. „Die OPFEP gibt den Fahrprüferinnen und -prüfern exakte Kriterien an die Hand, mit denen sie die Ausführung der Fahraufgaben beurteilen können“, sagte Verbandspräsident Dirk Stenkamp. Das ePp unterstütze die Prüfer dabei, zu einer Einschätzung zu kommen. Fahrschülern helfe die Auswertung, Stärken und Schwächen zu erkennen – insbesondere bei nicht bestandener Prüfung. Mit den Neuerungen verspricht sich die Organisation, langfristig das Unfallrisiko von Fahranfängern zu senken. Im Jahr 2019 war jeder fünfte Unfall mit Personenschaden von einem Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren hauptverursacht worden.

Bei der Dekra, die ebenfalls an der OPFEP mitgewirkt hat, blickt Andreas Schmidt, Leiter Fahrerlaubniswesen, ebenfalls optimistisch auf die Prüfungsreform: „Damit gibt es bundeseinheitliche Standards, welche Fahraufgaben geprüft werden müssen, welche Anforderungen dabei zu erfüllen sind und wie die Bewertungs- und Entscheidungskriterien aussehen. Das erhöht die Objektivität und die Transparenz im Prüfverfahren. Gleichzeitig ist der Fahraufgabenkatalog in Zukunft eine wichtige Grundlage für die Ausbildung in der Fahrschule.“

Gert Schmidt von der Fahrschule Schmidt in Syke, Weyhe und Bassum gibt sich dagegen zurückhaltend, was die Neuerungen betrifft. „Das Rad ist nicht neu erfunden worden“, bremst der regionale Vertreter des Fahrlehrerverbands die Erwartungen. Um die OPFEP aus praktischer Sicht zu bewerten, sei es ohnehin noch zu früh, da es wegen der Coronavirus-Beschränkungen noch nicht viele Prüfungen gegeben habe. In einigen Monaten wisse man sicher besser, ob sich das neue Konzept bewährt.

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