Oyten/Landkreis. Und plötzlich waren alle Ersparnisse weg: Für einen Mittsechziger aus Oyten haben ein entgegengenommenes Telefonat am vergangenen Dienstag und die daraus resultierenden Ereignisse fatale Konsequenzen gehabt. Wie die Polizei berichtet, war der Mann von falschen Beamten angerufen worden und hatte den Trickbetrug dahinter nicht erkannt. So übergab er den angeblichen Gesetzeshütern mehr als 20 000 Euro. Dieser Fall aus Oyten zeige laut Polizei, "dass nicht nur hochbetagte Menschen Trickbetrügern zum Opfer fallen können". Da die von den Tätern angewandte Masche aufgrund ihrer Häufigkeit brandaktuell und trotzdem offenbar noch nicht jedem bekannt sei, möchten die Beamten nochmals auf dieses kriminelle Vorgehen hinweisen und über das richtige Verhalten im Fall der Fälle aufklären.
Denn die Wahrscheinlichkeit dafür ist alles andere als gering. Allein bei der Polizeiinspektion Verden/Osterholz werden derzeit nach eigenen Angaben täglich durchschnittlich rund 30 Taten angezeigt, in denen unbekannte Straftäter ihre meist älteren Opfer zu Hause anrufen und ihnen gegenüber vorgeben, Polizisten zu sein. Die Polizei geht davon aus, dass die Dunkelziffer sogar noch deutlich höher liegen dürfte, da derartige Taten erfahrungsgemäß nicht immer angezeigt werden. Dass das dreiste Vorgehen auch immer wieder von Erfolg gekrönt sein kann, zeigt nicht nur der Fall aus Oyten. Erst vor wenigen Tagen hatte eine Nachbarin in Rotenburg erst in letzter Sekunde verhindern können, dass ein hochbetagtes Ehepaar mehrere zehntausend Euro an die Verbrecher übergibt (wir berichteten).
Das Vorgehen der Trickbetrüger ist dabei zumeist gleich: Im Laufe des Gesprächs versuchen sie, an Informationen über die finanziellen Verhältnisse der Angerufenen zu gelangen. "Die Täter, die sich als Polizisten oder Kripobeamte einer örtlichen Polizeidienststelle oder des LKA vorstellen, schaffen es mithilfe eines technischen Tricks sogar oft, die korrekte Nummer der hiesigen Polizeidienststelle oder die Nummer ,110' im Display der Angerufenen anzeigen zu lassen", will die Polizei betont haben, dass die Bürger trotz realistischer Nummernanzeige auf der Hut sein müssen.
Die vermeintlichen Beamten erzählen dann meist eine Geschichte von einem Einbruch oder einem Überfall in der Umgebung und geben vor, dass auch die Wertgegenstände des Angerufenen in Gefahr seien. "Oftmals wird die Legende aufgebaut, dass auch das Geld auf der Bank unsicher sei", beschreiben die Beamten weiter. Letztlich werde dem Angerufenen rhetorisch geschickt glaubhaft gemacht, dass es am sichersten sei, das Geld und Wertgegenstände zu Hause aufzubewahren und einem vermeintlichen Polizisten zu übergeben, der es hier zu einem späteren Zeitpunkt dann abholen werde.
So ist es auch dem Geschädigten aus Oyten widerfahren, der nun kaum Aussicht auf Rückerlangung des Geldes haben dürfte. Denn obwohl die Ermittlungen vom Polizeikommissariat Achim aufgenommen worden sind, so sei es doch schwierig, nach der Geldübergabe den oder die Täter ausfindig zu machen. Da die Kriminalitätsverhütung in diesem Deliktsbereich daher besonders wichtig sei, geben die Beamten einige Tipps und Hinweise, die es Betrügern möglichst schwer machen sollen.
"Zunächst sollte jeder darauf gefasst sein, ebenfalls Anrufe falscher Polizisten zu erhalten, insbesondere dann, wenn man mit einem Vornamen im Telefonbuch verzeichnet ist, der darauf schließen lässt, dass der Anschlussinhaber lebensälter ist", warnt die Polizeiinspektion. Wenn ein Anruf erfolge, sollten die Betroffenen einen kühlen Kopf bewahren, keinerlei Informationen preisgeben und den Telefonhörer einfach auflegen. Anschließend sollte der Fall bei der echten Polizei angezeigt werden. Dabei sollte die Telefonnummer der örtlichen Polizei und nicht jene Nummer, die die unbekannten Anrufer genannt haben, verwendet werden.
Außerdem gelte: "Von angeblichen Amtspersonen wie zum Beispiel Polizisten sollte stets der Dienstausweis gefordert werden. Außerdem würde die echte Polizei niemals um Geldbeträge bitten." Ohnehin sollte keinesfalls Geld an unbekannte Personen übergeben werden. Auch in die Wohnung sollten sie niemals gelassen werden. Die Beamten nehmen bei der Verhinderung weiterer Tragödien wie in Oyten auch die Angehörigen in die Pflicht: Damit diese Straftaten ins Bewusstsein aller Senioren gelangen, bitten sie dringend darum, sich innerhalb der Familie oder auch in der Nachbarschaft mit diesem Thema auseinanderzusetzen.