Normalerweise finden täglich unzählige Konzerte überall auf der Welt statt. Damit das Publikum nicht vor leeren Bühnen steht, ist im Vorfeld viel Arbeit nötig. Genau darum kümmert sich die Nordbremer Agentur „The Emotional Zone“. „Ich kümmere mich hauptsächlich um das Booking von Musikern, das heißt, ich sorge dafür, dass Musiker nicht nur in Bremen, sondern auch in Europa spielen können“, erläutert Inhaber Patrick Fechner seine Arbeit.
Für die Hansestadt sei er ein sogenannter Local-Scout. Damit kämen Musiker, die in Bremen spielen wollen, an seinem Schreibtisch nicht vorbei. „Ich betreue unter anderem die Markthalle Acht am Domshof, die Ständige Vertretung in der Böttcherstraße und das El Campo in Osterholz-Scharmbeck. Wer in Bremen und der Region spielen will, aber keinen Plan hat, der landet irgendwann bei mir. Das nennt sich dann Local-Scout“, erläutert er.
Als solcher arbeitet er die meiste Zeit von zu Hause aus. „Ich bin Alleinunternehmer und arbeite je nach Projektstatus mit freien Mitarbeitern zusammen“, berichtet Fechner, der das Unternehmen vor vier Jahren gegründet hat. Zuvor war der Nordbremer für das Marketing eines Fotoapparate-Herstellers tätig. „Irgendwann kam einer junger Kollege frisch von der Uni und wusste, er hatte die Weisheit mit Löffel gefressen. Ich dachte mir damals, der Junge hat überhaupt keine Ahnung und es ist jetzt der richtige Zeitpunkt zu gehen“, erinnert er sich. Weil er sich sowieso verändern wollte und bereits Kontakt zu einigen Bands hatte, machte er sich 2016 mit „The Emotional Zone“ selbstständig.
Auch wenn er mit diesem Schritt die Branche gewechselt hat, sind seine Aufgaben nahezu identisch geblieben. „Es war immer das Thema, ich brauche Bands, Musik, Bespaßung oder was auch immer. Das war immer Teil meiner normalen Arbeit. Von daher wusste ich, ich kann das“, sagt Fechner. Zu den Künstlern, die „The Emotional Zone“ betreut, gehören unter anderem der Nordbremer Musiker Matthias Monka, Mister Swing und Ann Doka. „Diese Musiker betreue ich auch Überregional. Das heißt, will jemand von ihnen auf Tour, plane und bereite ich die Tour vor“, erzählt er.
Fechner betreut nicht nur Künstler aus Bremen, sondern organisiert auch die Touren für internationale Musiker wie die Kanadierin Loreena McKennitt und die britische Band Livingston. Dass er auch für internationale Künstler tätig ist, liegt an der Arbeitsweise in der Musikwelt. „Die Branche agiert unter dem Credo 'Man kennt sich'. Vor einigen Jahren trat zum Beispiel die Band Livingston in Bremen als Vorband vom Grafen von Unheilig auf. Die Band fand ich hammergeil, aber die kannte kein Mensch. Ich habe die Band direkt auf der Bürgerweide angesprochen und bin über einen Musiker, der zufälligerweise aus Bremen kam, an die Band geraten und habe so für sie die Konzerte gemacht“, erinnert sich der Nordbremer. „Die Musiker tauschen sich natürlich untereinander aus. Wie ist die Atmosphäre, wie läuft das in der Vorbereitung, wie läuft das in der Durchführung? Dann berichten sie: 'Der kann das, der hat Koordinationsfähigkeiten und der macht das entspannt für uns.' Und dann empfiehlt der Musiker mich an andere weiter. Das ist eigentlich die Basis.“
Unerlässlich für Fechners Arbeit ist sein Netzwerk, das er sich im Laufe der Jahre sowohl in der Region als auch europaweit aufgebaut hat. Das gibt ihm die Möglichkeit, für jeden Künstler an jedem Ort die passende Bühne ausfindig machen zu können. „Ich muss wissen, wo in welcher Stadt ich welchen Laden bekommen kann, welche Stromversorgung die haben, wie groß die Bühne ist und ob das Catering in Ordnung ist. Da steckt schon ein Riesen-Netzwerk dahinter“, sagt er.
Veranstaltungen für Firmen
Dieses Netzwerk hilft ihm auch, wenn er Veranstaltungen für Firmen organisiert. Wenn etwa für ein Sommerfest Hüpfburg oder Bratwurststände gewünscht sind, nimmt er kurzerhand Kontakt mit den Betreibern auf und koordiniert das Event entsprechend. „Aber ein Teil ist immer Livemusik. Eine Veranstaltung ohne Livemusik ist nicht die Basis, auf der ich arbeite“, betont Fechner.
Das gilt auch für sein Projekt „Rooftop“. Sein Plan: Konzerte auf dem Dach des Finanzamtes in der Bremer Innenstadt zu veranstalten. Doch um diese Idee umsetzen zu können, muss zunächst die Frage geklärt werden, wie viele Personen dürfen eigentlich zeitgleich das Dach betreten? Bisher fehle ein entsprechendes Gutachten, das darüber Auskunft gibt. An der Idee hält er aber trotzdem fest und fragt alle zwei Monate bei der Senatskanzlei nach. „Die Optik auf dem Dach, man guckt direkt vom Finanzamt auf die Türme vom Dom. Das ist der Burner. Die Atmosphäre ist wirklich super schön“, sagt er.
Erfahrungen mit solchen Konzerten hat er bereits andernorts gemacht, zum Beispiel in Hamburg und in Amsterdam. Auch wenn das Finanzamt in nächster Zeit nicht als Veranstaltungsort zur Verfügung steht, will er noch in diesem Jahr ein solches Konzert in seiner Heimatstadt realisieren. „Die Ständige Vertretung baut in diesem Jahr ihren Dachgarten auf. Da werden wir in diesem Jahr das erste Konzert in Bremen machen“, sagt Fechner.
Derzeit plagen Patrick Fechner Umsatzeinbußen wegen der Corona-Pandemie. „Aktuell finden logischerweise weder in der Markthalle Acht noch im El Campo Konzerte statt. Dadurch bekomme ich auch kein Honorar“, sagt er. Da er aber antizyklisch arbeite, brechen ihm nicht alle Einnahmen gleichzeitig weg. „Ich plane jetzt gerade die Abschlusstour von Loreena McKennitt 2022. Dafür habe ich nun Ruhe und ausreichend Zeit. Gelder für Touren, die bereits gelaufen sind, laufen jetzt ein. Das heißt, ich merke es zwar, weil Honorare fehlen, aber es bringt mich nicht um“, sagt der Nordbremer. Im Oktober werde er die Verdienstausfälle vielleicht spüren. Doch bis dahin denke er über die Situation nicht nach. Bis zum Herbst werde sich sowieso alles wieder normalisiert haben, prognostiziert er.