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Marode Lesumbrücke Probebohrungen im Beton

Die Lesumbrücke auf der A27 muss saniert oder ersetzt werden. Im Vordergrund steht jetzt aber, den Verkehr von der stark geschädigten Fahrbahnseite gen Hannover zu holen. Weserfähren sind eine Alternative.
06.12.2018, 17:24 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Bremen-Nord. Der desolate Zustand der Autobahnbrücke über die Lesum auf der A 27 ist erst seit wenigen Tagen bekannt, führt aber schon zu weitreichen Behinderungen. Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) hat angesichts der Risiken sofort gehandelt und trifft jetzt die Vorbereitungen, um den Verkehr so schnell wie möglich“ von der Fahrbahn Richtung Verden / Hannover zu holen, so Martin Stellmann vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV). „Wir haben alle Schweißperlen auf der Stirn.“

Derzeit schafft ein Bautrupp die Voraussetzungen dafür, um die in Richtung Hannover führende Fahrbahn komplett sperren zu können. Dafür muss der gesamte Verkehr mit je zwei Spuren pro Richtung auf die nach Bremerhaven führende Fahrbahn verlagert werden.

Und das ist eine Herausforderung, da die Lesumbrücke aus zwei separaten Baukörpern, also zwei Brücken, besteht. Jede verfügt über eine Fahrbahn mit je drei Spuren plus Standstreifen. Dazwischen ist eine Lücke. „Und hier gibt es einen Höhenversatz, wir müssen erst mal Asphalt aufbringen, um die Verkehre verschwenken zu können“, so der Experte.

Der Fahrbahnwechsel werde vorbereitet, während der Verkehr weiterfließt. Eine Sperrung der A27 ist nicht vorgesehen. Vollendet wird die vorbereitende Baumaßnahme voraussichtlich in der 51. Kalenderwoche, also frühestens am 17. Dezember. „Das Ganze ist ein Kraftakt, und wir sind noch ganz am Anfang. Ein Zeitplan existiert noch nicht“, sagt Stellmann. Besonders schwierig sei es, Unternehmen zu finden, „die noch Bau- und Prüfkapazitäten“ haben. „Alle Auftragsbücher sind knallvoll.“

Die Stahlproben aus der Brücke werden in einem Institut in Halle untersucht. Mit einem Lochschneider werden mehrere Zentimeter große Proben entnommen, „an Stellen, die eine Lochschwächung vertragen“, so Stellmann.

Gleichzeitig gelte es, Partien zu beproben, die durch „Biegemomente und Schubkräfte“ besonders belastet seien. „Die Brücke ist ein Patient, der vermeintlich schwer krank ist. Wir machen hier die Ursachenforschung, und dafür brauchen wir eine ganze Weile.“

Täglich passieren 80 000 Fahrzeuge die Brücke, darunter 7,5 Prozent Lastwagen. Klar ist, dass Staus in Richtung Bremen am Morgen und auf der Gegenfahrbahn am Abend in den nächsten Monaten nicht zu vermeiden sind.

Kritisch werde es aber vor allem bei Unfällen im Baustellenbereich, sagt Stellmann und prophezeit: „Und es wird Unfälle geben, denn an solchen Stellen passieren immer Unfälle.“

Ausweichempfehlungen gibt das Amt für Straßen und Verkehr nicht. Aber viele Autofahrer suchen bereits nach Alternativen. Eine Möglichkeit, die Staus zu umgehen, sind die Weserfähren, die zwischen Farge und Berne, Blumenthal und Motzen sowie Vegesack und Lemwerder im Pendelbetrieb verkehren.

Andreas Bettray, Geschäftsführer der Fähren Bremen-Stedingen GmbH, hat erst Dienstag von den voraussichtlichen Ansturm auf die Fähren erfahren und war perplex. An sich wollte das Unternehmen die Stundenzahl der Mitarbeiter zwischen Weihnachten und Neujahr reduzieren und an den drei Fährstationen bis zum 7. Januar jeweils nur ein Schiff fahren lassen.

In Rücksprache mit seinen Mitarbeitern hat Andreas Bettray nun aber entschieden, „den verkehrlichen Belastungen zu begegnen“ und die Kapazitäten zu erweitern. „Wir werden deshalb schon ab dem 2. Januar mit fünf Schiffen im Einsatz sein.

Unsere Mitarbeiter sind motiviert, die Herausforderung anzunehmen“, so der Geschäftsführer und lobt die „betriebliche Flexibilität“. An Bord werde zudem mehr Personal arbeiten, um die Abläufe zu beschleunigen. Zum Einsatz kämen dann auch studentische Hilfskräfte und Pensionäre.

Das sechste Schiff des Fährunternehmens werde noch vor Weihnachten in die Werft gehen und als Reserve fungieren, sollten alle Stricke reißen. Einsatzbar wäre es auch als zweite Fähre im Pendelverkehr zwischen Blumenthal und Motzen. „Diese Verbindung gilt unter Pendlern als Geheimtipp“, weiß Bettray. Die Schiffe seien eigentlich nie voll und die Wartezeiten kurz. „Deshalb will ich diesen Tipp jetzt weiterleiten.“

Im Internet ist die Teilsperrung der Brücke, deren Dauer zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss ist, seit Dienstagabend engagiert diskutiert worden. „Da die Züge bereits jetzt rappelvoll sind, muss über einen massiv verstärkten Fahrzeugeinsatz auf den Strecken Vegesack-Bremen und Osterholz-Scharmbeck-Bremen nachgedacht werden. Wenn es die Nordwestbahn nicht allein schafft, muss die Deutsche Bahn mit einspringen“, fordert zum Beispiel ein Leser auf www.weser-kurier.de.

Ein anderer erinnert: „Jetzt rächt sich, was die Bremer Politik 40 Jahre verpennt hat: eine weitere Weserquerung.“

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