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Frauenberatung Raum für eigene Gefühle

Nicht immer bedeutet Schwangerschaft nur Freude. Die Nachricht kommt auch ungewollt oder geht mit Sorgen und Ängsten einher. Hilfe finden Betroffene bei Klara Landwehr, der Neuen in der Frauenberatungsstelle.
05.10.2018, 16:45 Uhr
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Von Marie Lührs

Verden. Die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, dieses Recht vertraut der Staat einer jeden Frau an. Doch, wenn es um einen Schwangerschaftsabbruch geht, greift das Gesetz bevormundend ein. Das ärgert das Team der Frauenberatungsstelle in Verden. Sie bietet neben einer generellen Schwangerschaftsberatung auch die im Abbruchsfall verpflichtende Beratung an. Zwei Vollzeitstellen sind hierfür vorgesehen – eine davon hat seit diesem Monat Klara Landwehr inne.

Für die 25-Jährige ist es der Einstieg in das Berufsleben. Praktische Erfahrungen konnte die Wahlbremerin jedoch schon während ihres Studiums sammeln. In Bremen studierte sie Psychologie mit dem Fokus auf Beratung. An der Hochschule Merseburg macht sie nun berufsbegleitend ihren Master-Abschluss in Familienplanung und angewandter Sexualwissenschaft.

Die Stelle in Verden ist für sie und ihre Kollegin Regine Balk gleichermaßen ein Glücksfall. Denn Landwehr hat damit eine Anstellung in ihrem Wunschbereich gefunden und die Frauenberatungsstelle eine Kandidatin, die die selbe Grundhaltung innehat. „Die Selbstbestimmung der Frau steht bei uns im Mittelpunkt“, erklärt Balk. Jede Frau sei in der Lage, eigenständig eine Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft zu fällen.

Doch nicht nur im Fall einer nicht geplanten Schwangerschaft steht Landwehr Frauen aus Verden und dem Umland unterstützend zur Seite. Ihre Arbeit umfasst die psychosoziale und sozialrechtliche Beratung von Schwangeren. Insbesondere die Beantragung von Unterstützungsgeldern der „Mutter-Kind-Stiftung“ oder von „Familie in Not“ stehen auf ihrer Agenda. Auch die Kostenübernahme von Verhütungsmitteln, die der Landkreis Verden zuletzt regelmäßig für jeweils drei Jahre gewährt hat, und die allgemeine Beratung über Verhütungsoptionen fällt in den Zuständigkeitsbereich der neuen Kollegin.

Landwehr übernahm den Posten von der langjährigen Beraterin Inge Dotschkis-Hillejan, die Ende September in Rente ging. Doch einen Fuß behält ihre Vorgängerin auch weiterhin in der Tür. „Für die besonders schweren Fälle“, wie Balk sagt, bleibt Dotschkis-Hillejan Ansprechpartnerin. Sie wird als Beraterin zu den Themen Trauerbegleitung nach plötzlichem Kindstod, Begleitung bei postpartaler Depression und Krisen nach Kaiserschnitt erhalten bleiben.

Die Themen, die den Beraterinnen im Alltag unterkommen, sind vielseitig, „bunt wie das Leben“, sagt Balk. Frauen von 13 bis 53 suchen an der Grünen Straße 31 Hilfe. Es sind Frauen, die mitten in der Ausbildung stecken, die schwanger und von ihrem Partner verlassen wurden, die sich keine Verhütungsmittel leisten können oder trotz Verhütung schwanger wurden. Die Frauenberaterinnen fangen vieles auf, was andernorts unter den Tisch fällt. Gynäkologen klären oft nur mangelhaft über die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel auf, moniert Balk. Für die Fragen von Schwangeren fehle häufig die Zeit. Die wiederum finden auch immer seltener frühzeitig eine Hebamme. So ist die Frauenberatungsstelle gefragt. Und für die arbeiten die Kolleginnen aus Leidenschaft.

„Ich arbeite sehr gerne mit Menschen“, sagt Landwehr. Schon früh wusste sie, dass sie beratend tätig sein möchte. Auch die feministische Psychologie weckte schnell ihr Interesse. In der sexualpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen konnte sie schließlich erste Erfahrungen sammeln. Später hospitierte sie in einer Beratungsstelle für Frauen in Hamburg-Harburg, ehe sie zwei Monate lang in das Verdener Team hineinschnupperte.

„Die Verantwortung wird total auf die Frauen abgeschoben“, sagt Landwehr. Insbesondere bei einer ungewollten Schwangerschaft laste so viel Druck auf ihren Schultern. „Ich möchte für die Frauen einen Raum schaffen, in dem Platz für ihre eigenen Gefühle ist.“ So können die Hilfesuchenden eigenständig für sich eine richtige Entscheidung fällen.

Einmal in der Woche wird Landwehr in Achim Beratungen anbieten. Sonst ist sie in Verden anzutreffen. Die Beratungsstelle ist telefonisch unter 0 42 31/ 8 51 29 zu erreichen.

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