Der "Puszta-Zauber" vereinte sich mit "Einmal noch nach Bombay", der "Spanische Zigeunertanz" und der "Deutschmeister Regimentsmarsch" feierten musikalische Vermählung mit dem maritimen Klassiker "Capitano, Capitano". Beim Frühlingskonzert in der Schützenhalle war unter den zahlreich erschienenen Gästen viereinhalb Stunden lang durchweg gute Laune angesagt.
Schwanewede. Mit den "Münchner Bläserbuben" hatte der Veranstalter, das Blasorchester der SG Aumund-Vegesack, sich zünftige Verstärkung aus der bayrischen Landeshauptstadt in die Schwanengemeinde geholt. Stimmlich abgerundet wurde das musikalische Königstreffen der beiden Instrumentalkapellen aus Nord und Süd vom Schulschiff-Deutschland-Chor.
Bereits vor viereinhalb Jahren, wie Organisator Detlev Schaper erzählt, war die Bläsertruppe aus Bremen-Nord zusammen mit den Bajuwaren im Vegesacker Kuba aufgetreten. Später hatte man die bayrischen Musikerkollegen anlässlich eines Konzerts in der bayrischen Metropole besucht. Nun aber gastierte der Besuch aus dem Freistaat erstmals in Schwanewede. An den Tischen, die mit Efeuranken und Teelichtlampions festlich dekoriert waren, feierte man den mehrstündigen Musikmarathon. Unter den Zuschauern waren auch etliche Mitglieder des Schützenvereins wie Bernd Wallrabe und Fritz Humborg, die die Schützenhalle für das Ereignis gern zur Verfügung gestellt hatten. Detlef Schaper von den Gastgebern des SAV zeigte sich von der Resonanz des Publikums überwältigt und überließ dem im Reisebus angereisten Besuch aus Bayern den Vortritt.
25-köpfige Delegation
Während die Männer der 25-köpfigen Delegation mit grünen Westen, wadenlangen Knickerbockern oder der klassischen Krachledernen gekleidet waren, hielten die adretten Damen mit Trachtenröcken dagegen. Trotz des diesbezüglich irreführenden Namens ist bei den "Münchner Bläserbuben" nämlich auch das vermeintlich zarte Geschlecht mit von der Partie, wenn es heißt, Flöten, Klarinetten, Posaunen, Waldhörner und Trompeten nach Herzenslust erklingen zu lassen. Das Orchester trat bereits zur Eröffnung der Olympischen Spiele in München und beim Papst-Empfang 1987 auf. Unter der Leitung von Marcus Fees vom Luftwaffenmusikkorps München erklang das berühmte "The Glory of love", wurde in mitreißenden Bläsersätzen die "Schwäbsche Eisenbahn" bestiegen oder mit dem "Harry-Lime-Thema" die berühmte "Zither-Partie" aus "Der dritte Mann" mit Orson Welles angestimmt.
Bruno Köstler versorgte die Gäste mit grantelnd bajuwarischem Dialekt mit Informationen. So war anlässlich des Stücks "Stell dich ein in Oberkrain" zu erfahren, dass Slavko Arsenik bereits im Kindesalter auf dem slowenischen Gasthof seiner Eltern die Gäste auf der Mundharmonika unterhielt, bevor er später die Original Oberkrainer gründete, für die er 500 Lieder komponierte. Spätestens bei der "Nepomuk-Polka" kochte dann die Stimmung im Saal. Im Zweivierteltakt begann ein fröhliches Kampfschunkeln, das von eifrigem Mitklatschen und im Geiste mitgesungenen Texten zu den Instrumentalklassikern begleitet wurde.
Für den Nordbremer Schulschiff-Chor war es zwar ein Novum, zwischen zwei Blasorchestern aufzutreten, gern aber nahm man die Herausforderung an. Zwischen unverzichtbaren Seemannsliedern im Potpourri wie "La Paloma" und "Windstärke 10" ließ man mit "The Hills of Isle Au Haut" auch besinnliche Klänge zu. Harald Wolff übernahm mit viel Schmelz in der Stimme die Solopartie des Shantys, in dem sich Seeleute aus dem britischen Plymouth auf eine einsame Insel sehnen. Der Umstand, dass die Seefahrt auch mit allerlei Tücken versehen sein kann, thematisierte "The Mermaid" .
Im Inhalt des Traditionals sticht ein Matrose ausgerechnet am Freitag, dem 13., in See und verfällt prompt den verführerischen Reizen einer Meerjungfrau. Das auf plattdeutsch intonierte "Magelhan-Lied" entpuppte sich zur Freude der Gäste schon bald als bewegender Klassiker "Rolling home". Mit Blick auf die bayrischen Gäste frotzelte man, man habe die Schulschiff Deutschland wohlweislich vorsichtshalber versteckt, damit "die Bayern es uns nicht klauen". Das Vollschiff hat seinen angestammten Platz derzeit verlassen und weilt in Berne , damit der versandete Ankerplatz in der Lesummündung ausgebaggert werden kann. Die angereisten "Bläserbuben" aber nahmen den Scherz nicht übel.
Schließlich hatten die gutgelaunten Bajuwaren zusammen mit einer Delegation des SAV-Blasorchesters während ihres dreitägigen Aufenthalts bereits eine ausführliche Stadtbesichtigung in Bremen unternommen und sich im Vegesacker Atlantic Hotel zum Abschiedsfrühstück mit den Gastgebern verabredet. Diese wiederum begeisterten mit Titeln wie "Muzne Vpred"- auch unter dem deutschen Titel "Schneidig voran" bekannt - den "Gablonzer Perlen", "Rimbalzello" und dem auch in der Schlagerversion von Semino Rossi beliebten "Rot sind die Rosen". Das SAV-Blasorchester nahm bereits achtmal am Düsseldorfer Karnevalsumzug teil und brachte dank der humorigen Ansagen und Anekdoten von Maik Schneider sogar rheinischen Frohsinn in die Schützenhalle. Kostprobe: "In welcher Tonart spielten die Trompeten von Jericho? In d-Moll, denn die haben alles de-mollliert".
Nachdem alle Formationen zweimal je einen Block gespielt hatten, hieß es im vom Schulschiffchor und den SAV-Bläsern gemeinsam bestrittenen furiosen Finale: "Matrosen bitten zum Tanz". Mit weiteren Zugaben wie dem "Böhmischen Traum" stießen die beiden Instrumentalgruppen aus München und Bremen-Nord dann noch mal mit vereinter Kraft ins Horn.