Es ist so weit: Die Kröten machen sich wieder auf den Weg von ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern. Für gewöhnlich wandern die Tiere zwischen Mitte Januar und Anfang Mai. Mindestens fünf Grad über null und feucht muss es sein, damit sich die Amphibien zu ihren angestammten Laichgebieten auf den Weg machen. Daran habe sich in all den Jahren auch nichts geändert, sagt Thomas Garz, Sprecher der „Aktion Krötenschutz“. Er sei aber schon verwundert, dass er die Tiere im Januar noch nicht gesehen habe, „es war ja sehr warm“. Der Klimawandel habe bis dato offenbar noch keinen Einfluss auf das Timing der Tiere.
Neu getaktet werden allerdings die Sperrzeiten für den Verkehr am Burgwall und in der Lerchenstraße. Sie werden fortan um eine halbe Stunde nach hinten verschoben. Garz: „6.30 Uhr ist für die Kröten noch zu früh.“ Wurden die Sperren bisher immer von 17.30 bis 6.30 errichtet, werden die Straßen nunmehr zwischen 18 und 7 Uhr für den Verkehr abgeriegelt, wobei sich der Beginn der Sperrzeit – auch wegen der Umstellung auf die Sommerzeit – von Monat zu Monat nach hinten verschiebt. „Anfang April wird dann zwischen 20 und 7 Uhr gesperrt und im Mai zwischen 21 und 7 Uhr“, sagt Thomas Garz.
Für die Sperrmaßnahmen gibt es momentan 15 aktive Krötenschützer. „Die Jüngsten sind Anfang 50“, erzählt der Tierfreund. Ambitionierte Neuzugänge seien willkommen. Es sei aber nicht damit getan, zwischendurch mal mit anzupacken. Vielmehr müssten gerade die Sperrzeiten akribisch eingehalten werden, um die Anwohner nicht zu verärgern. Und das gehe oft mit abendfüllender Warterei einher, beispielsweise am Burgwall-Stadion. „Es kann schon mal mehrere Stunden dauern, bis die Autos alle verschwunden sind.“
Das Öffnen der Sperren sei hingegen mit frühem Aufstehen verbunden. Deshalb seien die Mitstreiter turnusmäßig im Einsatz. Nicht zeitgebunden und daher beliebter seien die Kontrollen der mehr als 30 Gullys, aus denen jedes Jahr einige Tiere befreit werden. Außerdem behütet die Aktion Krötenschutz auch die Amphibien in der Straße Am Steending und an der Lesumbroker Landstraße. Unverzichtbare Hilfe bekommen die Tierschützer dabei von der Jugendfeuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr Blumenthal, die alljährlich am Am Steending einen Krötenschutzzaun aufgestellt.
Thomas Garz setzt sich selbst seit 1983 für die Kröten ein. „Damals war ich noch Bio-Student“, sagt er. Seinen Ursprung hat das Engagement der Tierschützer jedoch schon in den 70er-Jahren. Es begann mit Walter Schröder, dem damaligen Vorsitzenden der Bremer Naturschutzgesellschaft, und einer Gruppe Jugendlicher des nahe gelegenen Jugendfreizeitheims.
Thomas Garz bemüht sich derzeit um neue Verkehrsschilder, auf denen die aktuellen Sperrzeiten korrekt abgebildet werden. „Die verkehrspolizeiliche Anordnung liege seit Anfang Januar vor, aber die Schilder kosten etwa 400 Euro, und wir haben vom Ortsamt Vegesack noch keine Zusage für die Finanzierung„, erzählt der Nordbremer und fügt hinzu: “Ich will das aber nicht aus eigener Tasche bezahlen.“ Natürlich könne man laut Ortsamt die Zeiten auch händisch ändern, „aber das wirkt nicht gut, weil das ja jeder gewesen sein könnte“.
Ob die Kröten-Population in den Jahrzehnten gewachsen ist, kann der der Biologe nicht sagen, ist aber überzeugt: „In den letzten drei bis fünf Jahren waren es auf jeden Fall mehr Kröten als Anfang der 2000er-Jahre.“
Wer sich ambitioniert für den Amphibienschutz in Bremen-Nord einsetzen möchte, kann sich bei Thomas Garz melden unter der Telefonnummer 04 21 / 69 21 807.