Ganderkesee/Oldenburg. Dass der prosperierende Online-Handel dem stationären Einzelhandel vor Ort schwer zu schaffen macht, ist längst kein Geheimnis mehr. Mit der Kampagne „Heimat shoppen“ will die Industrie- und Handelskammer (IHK) Oldenburg in Kooperation mit insgesamt 20 Handels- und Gewerbevereinen am Freitag und Sonnabend, 7. und 8. September, die lokalen Unternehmen in den Fokus rücken. An den Aktionstagen beteiligen sich erstmals auch die Werbegemeinschaft „Gantermarkt“, die Aktionsgemeinschaft „Wir in Bookholzberg“ sowie das Citymanagement Delmenhorst.
„Es geht uns darum, die Bedeutung von Handel, Gastronomie und Dienstleistern für unsere Innenstädte, Ortszentren und Stadtteilzentren zu zeigen. Sie haben nicht nur eine Funktion als Versorger, ohne sie würde es auch an Lebensqualität fehlen“, erklärt Carola Havekost, Geschäftsführerin der IHK für den Bereich Handel. Die Geschäfte böten nicht nur Waren und Dienstleistungen an. Sie seien auch engagiert bei Events, sie seien Arbeitgeber, Sponsoren und wichtige Einnahmequelle für die Kommunen. So würde der Einzelhandel etwa ein Viertel der Gewerbesteuereinnahmen in die kommunalen Haushalte spülen. „Mit der Kampagne ,Heimat shoppen‘ wollen wir die Sofa-Shopper motivieren, mal wieder im Ort einkaufen zu gehen“, sagt sie.
In Ganderkesee soll das RockʼnʼRoll-Festival, das parallel auf dem Flugplatz stattfindet, vor allem am Sonnabend, 8. September, auch als Motto in den Geschäften des Ortskerns seinen Widerhall finden. Deshalb werden einige der rund 100 amerikanischen Oldtimer, die die Veranstalter zum RockʼnʼRoll-Festival erwarten, nicht nur im Hangar des Flugplatzes zu bewundern sein, sondern zur „besten Einkaufszeit“ auch einen kleinen Ausflug durch die Rathausstraße unternehmen, kündigt Manfred Neugebauer, Organisationschef des RockʼnʼRoll-Festivals, an.
„Die 50er und 60er Jahre waren schließlich die heile Welt des Einzelhandels“, sieht Neugebauer durchaus Parallelen der beiden Themen. „Heimat shoppen muss eigentlich jeden Tag sein, nicht nur am 7. und 8. September“, betont Timo Vetter, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Gantermarkt“. So wünscht er sich mehr Anreize, beispielsweise dass auch Weihnachtsgeschenke wieder verstärkt vor Ort gekauft werden. Einige Gewerbevereine wie etwa in Rastede haben den Aktionszeitraum deshalb auch auf eine ganze Woche ausgedehnt. Die IHK ist da flexibel. Die 50 000 Papiertüten mit dem leicht retromäßigen Heimat-shoppen-Logo, die die Kammer dem Einzelhandel als außen sichtbares „Giveaway“ zur Verfügung stellt, dürften selbstverständlich zeitlich ungebunden eingesetzt werden, versichert Carola Havekost.
Um den stationären Einzelhandel nachhaltig zu stärken, verweist Havekost zudem auf das Workshopangebot der IHK: Dort geben die Experten unter anderem Tipps zur Kundenansprache, sprechen über „Social Media für Einzelhändler“ oder beraten in Sachen Suchmaschinen-Optimierung. Einen Online-Shop zu eröffnen, sei nämlich nicht einfach nur eine neue Filiale, sondern erfordere ein völlig anderes Knowhow sowie eine völlig andere strategische Ausrichtung. Allerdings erkennt die IHK-Geschäftsführerin auch einen Gegentrend: Statt sich im Geschäft zu informieren und im Internet zu kaufen, würden inzwischen viele Kunden auch den umgekehrten Weg gehen. Doch längst ist auch bei Timo Vetter die Erkenntnis angekommen: „Heute reicht es nicht mehr, einfach den Laden aufzuschließen. Einkaufen muss ein Erlebnis sein, um die Vorteile des Online-Shoppens auf andere Weise aufzuwiegen.“
IHK-Mitarbeiter Lars Litzkow hofft auf jeden Fall auf besseres Wetter als im vergangenen Jahr. „Bei der Premiere hat es geregnet wie aus Kübeln“, erinnert er sich. Das Konzept „Heimat shoppen“ hat eine IHK in Nordrhein-Westfalen bereits im Jahr 2014 entwickelt, seitdem machen immer mehr Kammern mit. In diesem Jahr sind es bundesweit 22, die IHK Oldenburg ist zum zweiten Mal dabei. Bei der Premiere 2017 hatten sich 15 Gewerbevereine beteiligt. Allein die IHK Oldenburg zählt laut Havekost 12 500 Handelsbetriebe (ohne Autohäuser) zu ihren Mitgliedern, das entspricht einer Quote von 18,5 Prozent.