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Corona-Pandemie Worte, die Hoffnung geben

Auch wenn die meisten Senioren mittlerweile geimpft sind, fehlt ihnen nach wie vor das gesellige Leben. Für etwas Abwechslung sorgen da Briefe von Schülern.
06.05.2021, 05:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Die Situation von Senioren ist in der Corona-Pandemie nach wie vor schwierig und von großen seelischen Belastungen geprägt. „Zwar sind die meisten Bewohner geimpft, doch es gibt nach wie vor kein geselliges Leben“, sagt Alexandra Blanquett, Sozialdienstleisterin im Stiftungsdorf Rönnebeck. „In normalen Zeiten gibt es bei uns einmal im Monat ein Fest, und viele der Bewohner sind sportbegeistert und halten sich in Gruppen fit – dies alles fällt seit Monaten flach.“

Um den Senioren Mut zu machen, entstand an der Gerhard-Rohlfs-Oberschule in Vegesack die Idee, dass Schüler „Hoffnungsbriefe“ an ältere Menschen schreiben. Sie richten sich an Bewohner von Seniorenheimen oder an Menschen, die allein leben – wobei ihnen die Adressaten unbekannt sind. „Wir hatten von einer solchen Brief-Aktion im Radio gehört“, schildert Jahrgangsleiterin und Lehrerin Eveline Kiesch an der Gerhard-Rohlfs-Oberschule.

„Bei ausnahmslos allen Schülern war die Bereitschaft groß, solche Briefe zu verfassen“, sagt sie – wobei nicht nur Texte, sondern auch Bilder und kleine Zeichnungen im Rahmen des Unterrichts entstanden sind. Rund 50 Briefe für die Bewohner wurden schließlich von Lehrerin Eveline Kiesch an das Stiftungsdorf Rönnebeck überreicht. Parallel gingen die sogenannten Hoffnungsbriefe auch an die Bewohner der Johanniter-Service-Wohnanlage am Buntentorsteinweg in der Neustadt.

Eveline Kiesch unterrichtet die Jahrgangsstufen fünf bis zehn und hat mit Unterstützung ihrer Kollegen die Aktion geleitet. „Zwar erhält angesichts von etwa 160 Bewohnern nicht jeder der Senioren einen Brief, doch wir werden einige Texte auch Leuten vorlesen, die keinen Brief bekommen haben“, sagt Alexandra Blanquett vom Stiftungsdorf Rönnebeck. „Vielleicht ergibt sich aus der Aktion ja ein Briefwechsel zwischen Schülern und älteren Menschen, der länger anhält – unser Personal würde dabei jedenfalls Senioren unterstützen, die Probleme mit dem Schreiben haben“, sagt sie. „Viele jüngere Schüler haben Vorschläge der Lehrer als Grundlage für ihre Schreiben genommen, doch vor allem Schüler älterer Jahrgänge haben sehr persönlich über ihre eigenen Sorgen und Nöte geschrieben oder aus ihrem Leben erzählt“, sagt Eveline Kiesch.

Auch die Schüler der Gerhard-Rohlfs-Oberschule, und zwar aller Jahrgänge, haben unter der Pandemie zu leiden: „Derzeit sind alle im Wechsel-Unterricht“, sagt Kiesch, was für viele Kinder und Jugendliche lange Phasen des Alleinseins zu Hause bedeute. Doch angesichts des Impf-Fortschritts und derzeit sinkender Inzidenzwerte besteht Hoffnung, dass es bald sowohl für Schüler wie für Senioren Erleichterungen gibt. „Wir warten ab, was demnächst an Lockerungen zumindest für geimpfte Senioren kommen wird“, sagt Alexandra Blanquett.

Info

Zur Sache

Zuspruch per Post

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 wurden die Kontakt- und Besuchsmöglichkeiten in Pflege- und Altenheimen stark eingeschränkt. Und auch das gesellige Leben in den Einrichtungen wie Klönrunden oder Spieleabende waren nicht mehr möglich. „Die größten Schwierigkeiten haben Senioren, die allein leben und kein soziales Netz haben“, sagt Gabriele Wilz, Psychologie-Professorin an der Universität Jena. Bereits zu Beginn dieser Einschränkungen kamen einige Einrichtungen, darunter die Diakonie Bremen, auf die Idee, Briefe an Senioren zu versenden, um den älteren Menschen dadurch Zuspruch und Hoffnung zu geben. Auch viele Schüler und Studenten folgten dem Beispiel. Ihre Texte bringen Verbundenheit zum Ausdruck und machen Hoffnung auf eine bessere Zeit nach der Corona-Pandemie.

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