Verden. '1025 Jahre Domweih - das ist schon ein kleines Jubiläum', stapelte Bürgermeister Lutz Brockmann tief, als er am Dienstag die Domweih-Schausteller im Rathaus begrüßte. Das Treffen war eine Besonderheit, sonst findet die Marktbeschickerversammlung traditionell auf der Domweih statt. Der Bürgermeister lud seine Gäste ein, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Eine Ehre, die er mit dem 'besonderen Engagement der Marktleute um die Domweih' begründete.
Carl-Hans Röhrßen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Bremer Märkte, war der erste, der sich im Buch verewigen durfte. Der für den Bremer Freimarkt zuständige Röhrßen war zuvor voller Bewunderung für die Verdener Domweih. 'Ich bin ja ein bisschen neidisch', räumte er ein. '1025 Jahre sind es hier in Verden. In Bremen bringen wir es nur auf 975', grämte er sich augenzwinkernd und stellte Überlegungen an, wie man durch geschicktes Rechnen auch in Bremen auf eine längere Tradition kommen könnte. Ein weiterer Neidfaktor sei für ihn die enge Verbindung von Stadt und Volksfest. 'Es ist toll, wie das hier verschmilzt. Schön, dass an dem Standort hier nicht gerüttelt wird', sagte Röhrßen unter dem Applaus seiner Zuhörer.
Besucher-Befragung vorgestellt
Doch neben Dank und Ehrung ging es wie immer bei den Marktbeschickerversammlung um das Heute und Morgen des Verdener Volksfestes. Die Domweih, obwohl seit Jahrhunderten ein beliebtes Volksfest, sei keinesfalls ein Selbstläufer, so Brockmann. 'Jede Generation muss aufs neue begeistert werden', betonte er. Um dem auf die Spur zu kommen, was die Besucher der Domweih wollen, wurde im letzten Jahr eine Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse stellte Angelika Revermann von der Touristinformation Verden den Schaustellern vor.
Auch für die Befragten war das Thema Innenstadt ein wichtiger Faktor. Die Frage, was die Domweih einzigartig mache, beantworteten die meisten mit 'Es ist das Highlight in Verden', am zweithäufigsten wurde der Standort genannt. 'Grundsätzlich ist das Ergebnis für uns sehr positiv', freute sich Angelika Revermann. So bewerteten 97 Prozent der Befragten das Angebot auf der Domweih als gut, die stark überwiegende Mehrheit fühlt sich außerdem sicher. Als negative Punkte nannten die Befragten zu wenig Abwechslung, schlechtes Wetter, hohe Kosten sowie Verkehrsbehinderungen. 'Gerade an dem letzten Punkt arbeiten wir natürlich immer weiter', versprach Revermann.
Uwe Jordan, Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz, freute sich besonders darüber, dass sich die Domweihbesucher auf dem Gelände sicher fühlen. Auch in diesem Jahr versuche man, schnell an den Ort der Konflikte zu kommen und so Unruhestifter vom Domweihgelände fernzuhalten. Meist ließen sich die Konflikte schnell klären, wenn man nur früh genug eingreife, sagte er und betonte die gute Zusammenarbeit mit den Sicherheitsleuten vor Ort.
Wie die Schausteller und Marktleute selbst die Domweih einschätzen, zeigte sich in einer offenen Runde, in der sie Gelegenheit zu Bedenken und Kritik bekamen. Ein großes Thema war hier der Alkoholkonsum der Besucher.
'Viele kommen mit Rucksäcken voller Flaschen auf die Domweih', ärgerte sich Karin Pleines von der Eventstickerei Pleines. 'Das ist doch sehr traurig', bedauerte sie und wies darauf hin, dass es in anderen Städten ab einer gewissen Uhrzeit keinen Alkohol mehr in der Umgebung eines Volksfests - etwa an Tankstellen - zu kaufen gibt.
Siggi Friedt, Inhaber des Schinderhannes, ärgerte sich über den Staub, der bei Trockenheit am Johanniswall aufgewirbelt wird. 'Es wäre gut, wenn man da zum nächsten Jahr zum Beispiel Rasen pflanzen könnte, damit das verhindert wird', schlug er vor. In der Frage, ob die Domweih den richtigen Standort habe, waren sich alle Beteiligten einig. Auch wenn der Platz für viele dadurch knapp bemessen sei - die Domweih gehöre in die Innenstadt.