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Pilotprojekt in Blumenthal Schutz für die Burg

Über Monate wurden Daten gesammelt, die Aufschluss darüber geben sollen, wie die Burg Blomendal, die Kita und Anwohner besser vor Starkregen geschützt werden können. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor.
25.02.2019, 17:42 Uhr
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Schutz für die Burg
Von Christian Weth

Blumenthal. Ingenieure und Umwelttechniker überprüfen immer wieder, wie groß die Gefahr für Anwohner und Gebäude bei Hochwasser und Starkregen ist. Aber kein Gebiet in Bremen ist bisher so gründlich untersucht worden wie der Verlauf der Blumenthaler Aue und der Beckedorfer Beeke. Über Monate wurden Daten für eine Risikoanalyse gesammelt und ausgewertet. Sie sollen Aufschluss darüber geben, wie die Burg Blomendal, der benachbarte Kindergarten und Grundstücke von Anliegern besser geschützt werden können. Jetzt gibt es erste Resultate – und Ideen für mehr Sicherheit.

Seit April vergangenen Jahres ist das Gebiet der Aue und Beeke quasi Testterrain. Und wird es auch noch für die nächsten Monate bleiben. Das hat zum einen mit der Größe des Geländes zu tun – knapp 60 Quadratkilometer misst das Forschungsfeld. Zum anderen mit dem Prüfverfahren, das aufwendiger ist als bei jeder anderen Gefahrenanalyse bisher. Und damit, dass die Ingenieure und Umwelttechniker hoffen, noch Hinweise zu bekommen, die sie bislang nicht bekommen haben. Anwohner sollen sie während eines dreiteiligen Workshops geben. Für Mittwoch, 27. Februar, ist der Auftakt geplant.

Auch Jens Wunsch wird da sein. Er arbeitet für die Umweltbehörde. Sein Spezialfach: Hochwasserrisikomanagement und Gewässerkunde. Wunsch sagt, dass der Blumenthaler Bereich der Aue und Beeke zwar Überschwemmungsgebiet ist – also im Grunde volllaufen soll, wenn es zu einem Binnenhochwasser oder einem Starkregen kommt. Doch dass das künftig kontrollierter und damit weniger folgenschwer geschehen soll. Nicht nur zum Schutz der Burg, die bisher keine Anlagen zum Schutz hat, sondern auch des Kindergartens nebenan und der bebauten Grundstücke drum herum.

Dass Bremer Bereiche genauer untersucht werden sollen, hat Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) im Vorjahr angekündigt. Die Behörde will auf den Klimawandel nicht nur mit höheren Deichen reagieren, sondern auch Vorsorge treffen für die Bereiche dahinter. Bereiche wie die Blumenthaler Aue und Beckedorfer Beeke. Sie und die Pauliner Marsch in der Östlichen Vorstadt sind Pilotprojekte. „Bresilient“ heißt das Vorhaben des Ressorts, mit dem sich die Stadt für Hochwasser- und Starkregenfälle wappnen will. Der Begriff ist ein Wortspiel aus Bremen und Resilienz – die Fähigkeit, Krisen besser zu überstehen.

Von Krisen spricht Wunsch nicht, aber von Risiken – und die bestehen nach seinen Worten insbesondere für die historische Burg und den Kindergarten. Und zwar sowohl bei einem Binnenhochwasser als auch bei einem Starkregen. Anders als bei der Pauliner Marsch, die ausschließlich überschwemmt wird, wenn die Pegel der Weser steigen, haben die Umwelttechniker in Blumenthal beide Ereignisse untersucht. Laut Wunsch zum ersten Mal. Für die Gefahrenanalyse mussten die Ingenieure ihm zufolge zwar nicht bei null anfangen, Neuland war sie wegen des aufwendigen Prüfverfahrens trotzdem.

Erst wurde eine Serie von Bildern, die von einem Flugzeug aus gemacht wurden, mittels Computer zu einem virtuellen Geländemodell umgeformt, dann das Geländemodell wieder und wieder verfeinert. Wunsch sagt, dass der Verlauf der Aue und Beeke von Niedersachsen bis zur Weser vermessen wurde. Und dass Ingenieure über Wochen damit beschäftigt waren, vor Ort nach markanten Stellen zu schauen, wo das Wasser der beiden Flüsse gut abläuft und wo schlecht. Nach seiner Kalkulation kamen auf diese Weise mehr als hundert Bereiche dazu, die nachträglich in den Rechner eingespeist wurden.

Dann hat der Computer simuliert, was die Ingenieure wissen wollten: Was passiert, wenn Aue und Beeke mehr Wasser aufnehmen müssen als normal? Wenn es zu einem Starkregen kommt, also mehr als zehn Liter pro Quadratmeter in einer Stunde beziehungsweise mehr als 20 Liter pro Quadratmeter in sechs Stunden niedergehen. Mehrere Szenarien spielten die Umwelttechniker durch: einen Starkregen, den es statistisch gesehen alle 20 Jahre geben kann, dann einen, der einmal in 100 Jahren vorkommt. Und einen Extremregen – die höchste Stufe eines Starkregens.

Herausgekommen ist dabei, was Anwohner, Vertreter des Burgverein und Mitarbeiter des Kindergartens schon erlebt haben: Das Wasser, sagt Wunsch, kommt nicht nur an die Gebäude heran, sondern fließt auch in die Gebäude hinein. Und es fließt schnell. Möglichkeiten es zu verlangsamen, gibt es ihm zufolge mehrere. Wunsch spricht von Anlagen, es zu stauen. Von Pumpen, die früher anlaufen könnten als bisher. Und von einer Art Frühwarnsystem – Messstellen, die Warnungen an Smartphones senden, damit Anwohner, aber auch Polizei und Feuerwehr schneller reagieren können.

Was an Schutz vor dem Wasser kommt, kann Wunsch nicht sagen. Das, meint der Risikomanager, soll mit den Anwohnern und Mitarbeitern des Burgvereins, aber auch des Kindergartens beraten werden. Fest steht für ihn bisher nur, dass Vorkehrungen für den Fall der Fälle getroffen werden müssen. Und wann: zwischen 2020 und 2022. Das sind die Jahre, die das Pilotprojekt „Bresilient“ für die Umsetzung vorgibt.

Info

Zur Sache

Die Workshopreihe

Dreimal wollen sich Vertreter der Umweltbehörde mit Anwohnern, Mitarbeitern des Vereins Burg Blomendal, des Kindergartens, aber auch der Polizei, der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks treffen. Auftakt ist am Mittwoch, 27. Februar. Nach Angaben des Ressorts haben sich bisher rund 40 Frauen und Männer angemeldet.

Der erste Workshop trägt den Titel „Starkregenvorsorge: Information und Austausch“. Ingenieure und Umwelttechniker wollen erklären, was sie bisher über das Gebiet wissen und wie sie bei ihrer Arbeit vorgegangen sind. Die Veranstaltung auf Burg Blomendal, Auestraße 9 A, beginnt um 17 Uhr und dauert drei Stunden.

Das zweite Treffen ist für Dienstag, 30. April, vorgesehen. Dann lautet das Motto: „Ideen und Strategien entwickeln.“ Die Ingenieure wollen nicht vorgeben, was zum Schutz unternommen wird, sondern über Lösungen beraten. Wie die aussehen, darum soll es beim letzten Workshop am Mittwoch, 16. Juni, gehen. Die Veranstaltung heißt: „Möglichkeiten und Umsetzung.“

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