Bauwillige in Delmenhorst müssen sich weiter in Geduld üben. Die Zahl der noch nicht bearbeiteten Anträge hat zum 31. Dezember 2018 einen neuen Höchststand erreicht. Das berichtete der zuständige Fachdienstleiter Gunter Bott im Ausschuss für Planen, Bauen und Verkehr. 303 Bauantragsverfahren, Bauvoranfragen, Beteiligungsverfahren oder andere seien noch offen. Die Zahl der gestellten Anträge sei im vergangenen Jahr auf hohem Niveau stagniert, führte Bott aus. So wurden bei der Stadt 248 neue Bauantragsverfahren gezählt, elf mehr als im Vorjahr. Anfang Januar 2018 waren aber laut Statistik des Fachdienstes nur rund 220 Vorgänge offen.
Bott dankte den Politikern im Ausschuss dafür, dass im Rahmen der Haushaltsberatungen 1,5 neue Stellen in seinem Fachdienst geschaffen wurden. Das hatte selbst die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement gefordert, sozusagen eine auf öffentliche Verwaltungen spezialisierte Unternehmensberatung, weil es absehbar sonst nicht gelingen würde, den Antragsstau abzubauen. Die Verwaltungsspitze wollte allerdings nur eine Vollzeitstelle genehmigen, die Politik sah in dem Feld aber eine zu wichtige Aufgabe. Bott machte aber auch deutlich, dass diese neuen Stellen nicht sofort Linderung bringen werden. „Bis die neuen Stellen greifen, wird es eine Weile dauern. Parallel sind wir aber dabei, im Hintergrund die Dinge weiter zu optimieren“, führte Bott aus.
Neue Baugebiete
Dass die neuen Mitarbeiter dringend benötigt werden, ergibt sich auch noch aus einem anderen Aspekt als dem Abarbeitungsstau: Aktuell werden keine größeren Neubaugebiete in der Stadt vermarktet, doch das wird sich absehbar in diesem Jahr ändern. Am Bremer Postweg mit knapp 5,5 Hektar Fläche und westlich der Langenwischstraße (ebenfalls 5,5 Hektar groß) können die vorbereitenden Arbeiten an Neubaugebieten beginnen. Zudem hat der Bebauungsplan für das Piekmoor-Areal im vergangenen Jahr Rechtskraft erlangt. Da sich die fast 13 Hektar große Fläche in privater Hand befindet, ist allerdings unklar, wann dort mit der Erschließung gestartet werden soll. Der von der Stadt stets prognostizierte große Bedarf an Flächen insbesondere für Einfamilien- und Doppelhäuser lässt aber erwarten, dass Bauwillige nun sehr massiv vorstellig werden. Das bedeutet, dass jede Menge zusätzliche Arbeit auf die Bauordnung in Form von Bauanträgen zukommt.
Darüber hinaus sind noch einige größere Neubaugebiete aktuell in der Bearbeitung der Stadtplaner, unter anderem die Fläche auf dem ehemaligen Delmod-Areal mit einer Größe von 5,3 Hektar. Dazu kommt eine ebenfalls noch einmal 5,5 Hektar große Fläche in Heidkrug hinter der Gastronomie Schierenbeck. Beides Projekte, bei denen die Politik bislang keine Einwände angebracht hat, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die Bebauungspläne im kommenden Jahr veröffentlicht werden können und auch dort in naher Zukunft die ersten Neubauten entstehen. In der jüngsten Ausschusssitzung hatte die Politik eine Auflistung aller in den vergangenen fünf Jahren vom Rat beschlossenen und aktuell in Bearbeitung befindlichen Bebauungspläne bekommen, die nahelegt, dass der Bauboom in der Stadt erst noch kommt.
Ein weiteres Problem des Fachdienstes ist die Qualität der Bauanträge, die eingereicht werden. Stadtbaurätin Bianca Urban hatte in dem Zusammenhang in einer früheren Ausschusssitzung alle Bauwilligen gebeten, möglichst vollständige Unterlagen einzureichen, damit der Fachdienst nicht auch noch Zeit dadurch verliert, dass er Unterlagen nachfordern muss. Bott wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass intern auch an diesem Problem gearbeitet werde. Die Fraktionen Bürgerforum/Freie Wähler/Unger und Die Grünen hatten Anträge gestellt, dass Bauwillige unter anderem vom Fachdienst „einen Laufzettel oder Links auf eine entsprechende Internetseite bekommen, auf welchem vollständig aufgelistet steht, welche Unterlagen sie in Delmenhorst – auch bei genehmigungsfreiem Bauen – für einen Bauantrag beziehungsweise eine Bauvoranfrage einreichen müssen“.
In der Praxis scheint es so zu laufen, dass Antragsteller je nach Bearbeitungsstatus nur scheibchenweise auf fehlende Unterlagen hingewiesen werden, sodass ein Antrag oftmals mehrmals hin- und hergeht. Mit dem aktuellen Verfahren seien auch seine Kollegen nicht glücklich, erläuterte Bott. „Ziel ist, dass Bauanträge vollständig eingereicht werden und nur einmalig bearbeitet werden müssen“, heißt es im Antrag aus der Politik.