Im Jahr 1234 haben Stedinger Bauern in einer vernichtenden Schlacht bei Altenesch erbittert für ihre Freiheit gekämpft. Gegen die Übermacht ihrer zahlenmäßig weit überlegenen und besser ausgerüsteten Gegner mussten sie sich geschlagen geben. Dieser Kampf ist nicht vergessen und bis heute ein Anlass, am Jahrestag „Den Stedingern zum Gedenken“ Kränze am St.-Veit-Denkmal nieder zu legen.
Auch in diesem Jahr fanden sich am Sonntag der Europawahl auf Einladung des Heimatvereins Altenesch und nach dem Gottesdienst in der St.-Gallus-Kirche dort rund 50 Gäste zum Gedenken zusammen: die Bürgermeister von Lemwerder und Berne, Regina Neuke und Franz Bittner, der stellvertretende Landrat Dieter Kohlmann, Mitglieder unter anderem des Landesverbands Oldenburg der Klootschießer, der Freiwilligen Ortswehr Altenesch, des evangelischen Gemeindekirchenrats, des I. Oldenburgischen Deichbands und der politischen Parteien aus Lemwerder.
Regina Neuke blickte in ihrer Rede kurz auf die geschichtlichen Daten und Hintergründe der Schlacht bei Altenesch am 27. Mai 1234 zurück. Die Stedinger wurden auf der einen Seite als Ketzer verurteilt, galten bei den Nazis jedoch als Helden, berichtete sie. Die Bürgermeisterin selbst wollte nicht urteilen, welche Darstellung die richtige und beste sei, sondern mahnte, die geschichtlichen Ereignisse so wertfrei wie möglich zu betrachten. Unbestritten sei jedoch, dass damals Tausende im Kampf für ihre Ideale ihr Leben ließen. Die von den Stedingern mit Waffengewalt verteidigte Freiheit ersetzte Neuke durch die Begriffe Selbstverwaltung und Steuerfreiheit, also Errungenschaften, die viele erstrebten und deshalb in diesen Landstrich zuwandern ließen. Sie riefen aber auch den Neid des Umlandes hervor.
Mit Blick auf die Ostukraine zeigte die Bürgermeisterin auf, dass in unseren Tagen wieder für Freiheit gekämpft werde und Menschen – im festen Glauben, das Richtige zu tun – ihr Leben lassen. „Der Wille und der Drang nach Freiheit ist richtig und menschlich“, erklärte sie. Deshalb sei es wünschenswert und wichtig, die Ziele statt mit Waffengewalt mit Worten auf demokratischem Weg zu erreichen. Hier schloss sie den Appell an, mit einem Ja für ein friedliches Europa zu votieren.
Für den Heimatverein Altenesch hatte deren zweiter Vorsitzender, Andreas Wienholz, die Besucher begrüßt. Er bat um eine Gedenkminute und lud die Gäste anschließend zum Gespräch in die Heimatstube in Süderbrook ein.