Lilienthal. Tanja Ruczynski wird im September nicht als Bürgermeisterkandidatin der CDU gegen Amtsinhaber Willy Hollatz antreten. Sie hat ihre Kandidatur "nach reiflicher Überlegung und nach diversen Gesprächen innerhalb der Familie" zurückgezogen, wie sie in einer persönlichen Erklärung schreibt. Die Seebergerin ist tief enttäuscht über das Verhalten einzelner Parteimitglieder. Die hatten dafür gesorgt, dass die 43-Jährige bei der parteiinternen Nominierung am 9. April nur 14 Stimmen bekam - bei zwölf Gegenstimmen und drei Enthaltungen.
Es war ein niederschmetterndes Ergebnis: Gegen den nicht nur von seiner Partei, den Grünen, sondern auch von der SPD unterstützten Hollatz hätte Ruczynski ohne volle Rückendeckung durch die Partei und ihre Funktionsträger wohl nicht den Hauch einer Chance gehabt. Eine hoffnungsvolle Nachwuchspolitikerin wäre "verbrannt" worden, meinten einige Christdemokraten hinter vorgehaltener Hand.
Namen von politischen Widersachern in der CDU wollte Tanja Ruczynski nicht nennen: "Kein Kommentar". Sie sei nicht enttäuscht von der Partei, stellte sie gestern klar. Von vielen CDU-Mitgliedern und aus der Bevölkerung habe sie "großen Zuspruch" bekommen. "Ich bin enttäuscht von einzelnen Personen - aber damit meine ich nicht Axel Miesner", sagte die Seebergerin.
Miesner habe im persönlichen Gespräch klargestellt, dass er seinen Fehler bereue und daraus nachhaltig gelernt habe. Nach der Nominierung von Tanja Ruczynski als Bürgermeisterkandidatin hatte der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes zunächst ein geschöntes Wahlergebnis mit irreführenden Formulierungen wie "deutliche Mehrheit" und "eindeutiges Votum" präsentiert. Knapp eine Woche später hatte er sich korrigiert und seinen Fehler bedauert.
In Parteikreisen werden "Grabenkämpfe in den Gremien" für das schlechte Nominierungsergebnis verantwortlich gemacht. In Platzhirsch-Manier verhinderten alteingesessene Politiker, "dass Jüngere hochkommen", hieß es. Tanja Ruczynski hofft bei den Menschen, die sie unterstützt hätten, auf Verständnis für ihre Entscheidung.
Kandidieren wird die 43-Jährige bei den Kommunalwahlen im September - für den Lilienthaler Gemeinderat. "Selbstverständlich", sagt die gelernte Sparkassenkauffrau. Sie will sich in der nächsten Wahlperiode wieder "aktiv einbringen"; schließlich gehe es um die Entwicklung Lilienthals. Voraussichtlich wird der CDU-Gemeindeverband seine Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat am 16. Juni nominieren.