Verden. Plötzlich Berufspolitiker: Adrian Mohr, bisher Bilanzanalyst bei der Verdener Kreissparkasse, ist jetzt Landtagsabgeordneter. Am vorigen Sonntag hat der CDU-Mann den Wahlkreis Verden mit 42,4 Prozent der Stimmen direkt gewonnen. Johannes Heeg sprach mit dem 39-Jährigen aus Dörverden-Stedorf über seine Pläne, Hoffnungen und Wünsche.
Verdener Nachrichten: Herr Mohr, wie fühlt sich das an, Landtagsabgeordneter zu sein?Adrian Mohr:
Noch bin ich kein Abgeordneter, denn die neue Wahlperiode beginnt erst am 19. Februar. Dass ich Mitglied des niedersächsischen Landtags bin, daran muss ich mich schon noch gewöhnen.
Wann kam bei Ihnen die Idee auf, dass Sie in den Landtag wollen?
So ganz genau weiß ich das nicht mehr. Und so richtig planbar ist so etwas ja nicht, denn das hängt von vielen Faktoren ab, die man nicht selbst beeinflussen kann.
Sie meinen: Wann räumt der Amtsinhaber endlich seinen Stuhl?
Das Wort ,endlich’ finde ich hier unpassend. Wilhelm Hogrefe, der seit kurzem CDU-Ehrenkreisvorsitzender ist, hat den Wahlkreis 19 Jahre in Hannover vertreten, und zwar, wie ich finde, sehr gut und erfolgreich. Es ist richtig, dass er überlegt hat, noch einmal anzutreten. Heute sagt auch er, dass es gut war, mich vorzulassen. Wir haben vieles gemeinsam, und mir gefällt sein Politikstil. Wilhelm ist ein guter Zuhörer und Moderator. Er versteht es sehr gut, auf die Menschen zuzugehen und sich auf sie einzustellen, ohne dass er sich anbiedert. Ich kenne kaum jemanden, der eine schlechte Meinung von ihm hat. Er wird im Landkreis Verden sehr geachtet, weil bei ihm Parteipolitik nie die Hauptrolle gespielt hat. Ich freue mich, dass er Vorsitzender unserer Kreistagsfraktion bleibt.
Haben Sie außer Hogrefe noch andere politische Vorbilder?
Ich bin in einem politisch interessierten Haushalt aufgewachsen. Mein Vater und mein Bruder waren kommunalpolitisch bei der CDU aktiv. Schon als kleines Kind habe ich auf der Rückseite von ausgedienten Wahlplakaten gemalt. Das erste Wort, das ich als Vier- oder Fünfjähriger schreiben konnte, war Barzel, der Name eines CDU-Kanzlerkandidaten. Mit 16 bin zur Jungen Union gegangen, deren Ehrenkreisvorsitzender ich heute bin. Außerdem bin ich CDU-Kreisvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Kreistags.
Welche Fachgebiete wollen Sie in Hannover beackern?
Meine Schwerpunkte sehe ich im Bereich Finanzen und Haushalt, weil ich im Kreistag und beruflich als Bilanzanalyst seit Jahren damit zu tun habe. Ob ich in den Finanzausschuss komme, weiß ich aber nicht. Interessieren würde mich auch der Ausschuss Bund, Europa und Medien, dem Wilhelm Hogrefe angehört hat. Als der einzige neu gewählte Abgeordnete in der CDU-Regionalgruppe Elbe-Weser, die sich am Dienstag vor der Fraktionssitzung getroffen hat, habe ich gesagt: Ich bin neu hier und spiele dort, wo ich der Mannschaft am besten helfen kann.
Was wollen Sie auf keinen Fall machen?
Bildungspolitik. Dafür gibt es bei uns genügend Experten.
Werden denn die Ausschüsse nur nach Qualifikation und Interesse besetzt?
Nein, auch nach Regionalproporz, denn alle Regionen des Landes sollen berücksichtigt werden. Ich hoffe nicht, dass es für den Landkreis Verden ein Problem wird, dass aus unserer Region kein SPD-Abgeordneter gewählt worden ist. Ich werde jedenfalls alles tun, um die Interessen des Kreises und seiner Menschen im Landtag zu vertreten. Wer mich kennt, weiß, dass ich keine Berührungsängste vor unserem SPD-Landrat und den SPD-Bürgermeistern habe. Ich verstehe mich auch als deren Ansprechpartner.
Wie bereiten Sie sich auf den Job im Landtag vor? Mit einem Rhetorikseminar?
Es gibt tatsächlich Rhetorikschulungen für Abgeordnete und auch für Kandidaten. Bei mir passte das terminlich nicht, aber ich glaube, dass ich mit meiner 17-jährigen kommunalpolitischen Erfahrung das Rüstzeug für meine neue Aufgabe mitbekommen habe. Im Gemeinderat habe ich mich lange genug an Heiner Falldorf abgearbeitet, der in Dörverden Bürgermeister und danach SPD-Fraktionschef war. Das härtet ab, ich habe vor Ort viel gelernt.
Was verdient ein Landtagsabgeordneter?
Das Gehalt beträgt 6100 Euro, die steuerpflichtig sind. Zudem gibt es eine steuerfreie Pauschale, und das Gehalt der Mitarbeiter wird vom Landtag bezahlt.
Wer wird für Sie arbeiten?
Ich werde Jörn Gehrmann aus Dauelsen einstellen. Er wird sich um meinen Internetauftritt, die Pressearbeit und um die Terminverwaltung kümmern.
Politiker brauchen ein dickes Fell, heißt es.
Das stimmt. Bei mir ist das noch nicht so ausgeprägt, und ich muss aufpassen, dass ich mir bestimmte Dinge nicht so zu Herzen nehme. Im Wahlkampf hatte ich sehr viele freundschaftliche Rückmeldungen, aber auch ein paar negative. Besonders getroffen hat es mich, wenn mich Menschen, die mich gar nicht kennen, persönlich mit pauschalen Urteilen abqualifizieren. Das empfinde ich als ungerecht. Aber ich weiß natürlich: Wer keinen Wind abkann, soll sich nicht auf den Deich stellen.
Ihre Frau erwartet demnächst ihr zweites Kind. Werden Sie einen Teil der Elternzeit übernehmen?
Als Angestellter der Sparkasse wäre das sicher leichter als für einen Abgeordneten, der sich nicht so einfach für mehrere Monate ausklinken kann. Der Landtag gönnt sich aber eine sechswöchige Sommerpause, in der relativ wenig Termine liegen. Diese Zeit will ich nutzen, um mich intensiv unserem Baby zu widmen. Unser Sohn soll Ende April zur Welt kommen, und ich will auf jeden Fall dabei sein – wie ich auch bei der Geburt unserer Tochter dabei war. Zum errechneten Geburtstermin hat die CDU-Landtagsfraktion eine Klausurtagung auf Borkum angesetzt. Ich hoffe, dass ich beides unter einen Hut kriege und nicht auf der Insel festsitze, wenn die Wehen einsetzen.
Was ist, wenn Sie in fünf Jahren nicht wiedergewählt werden?
Oder wenn ich nicht mehr antrete? Dann könnte ich zur Kreissparkasse zurück, auf eine vergleichbare Position. Das ist gesetzlich geregelt. Ich denke, dass ich mit etwas Einarbeitung wieder einsteigen könnte, denn so viel ändert sich bei den Bilanzanalysen hoffentlich nicht.
Was wird für Sie ab dem 19. Februar anders?
Ich muss mich selbst und meine Arbeit eigenständig organisieren. Es gibt zwei Sitzungswochen in Hannover mit Sitzungen von Arbeitsgruppen, Fraktion und Plenum. Die übrige Zeit werde ich überwiegend im Wahlkreis verbringen. Ich habe jetzt vier Wochen Zeit, mir eine vernünftige Arbeitsstruktur zuzulegen.
Wie sind Sie als Abgeordneter erreichbar?
Ich werde regelmäßig Bürgersprechstunden in Verden anbieten. Erreichbar bin ich zudem per E-Mail unter amo@adrianmohr.de sowie über die CDU-Geschäftsstelle unter Telefon 04231/ 3047.