Vegesack. Vor zwei Jahren wechselte der Hafenkran von Abeking & Rasmussen die Uferseite, jetzt den Besitzer: Der Kutter- und Museumshavenverein hat sein Projekt, ihn als Hingucker für Touristen nach Vegesack zu schaffen, aufgegeben. Statt an die Maritime Meile kommt der 15 Meter hohe und 70 Tonnen schwere Kran jetzt in den Hohentorshafen in die Neustadt – auf eine Bootswerft, die ihn nicht als Attraktion will, sondern als das, was er ist: ein Arbeitsgerät.
Rolf Noll sagt, dass er keine andere Wahl hatte. Und dass er lange genug versucht hat, den 50 Jahre alten Kran als Vegesacker Sehenswürdigkeit zu etablieren. Im Grunde, meint der Chef des Kutter- und Museumshavenvereins, hätte alles so einfach sein können: Die Fraktionen des Beirates waren dafür, auch Vertreter des Senats lobten das Vorhaben, nur voran ging es mit ihm nicht. Jedenfalls nicht so, wie Noll es sich gewünscht hätte. Und wie es für den Verein, der irgendwann verbindlich wissen wollte, woran er denn nun ist, notwendig gewesen wäre.
Dabei hatte der Vorsitzende über Monate mit Behörden über fast nichts anderes als den ausrangierten Werftkran des niedersächsischen Schiff- und Jachtbauers gesprochen – und wie er endlich dort aufgestellt werden könnte, wo Vereinsmitglieder und Stadtteilpolitiker ihn haben wollten: am Vegesacker Hafenwald. Zwischen Spielschiff und Hafenbecken sollte er stehen, quasi als ein weithin sichtbares Zeichen für Vegesack-Besucher, die vom Bahnhof kommen: Hier seid ihr richtig, hier geht es zum Weserufer und zur Maritimen Meile.
Nur so einfach war das eben nicht. Zumindest nicht für alle Behörden. Noll hatte eine Baufirma, die das Fundament für den Hafenkran gießen wollte – und das Amt für Straßen und Verkehr, das das Okay geben sollte, immer wieder Fragen. Dem Vorsitzenden kamen Ideen, wie die regelmäßige Wartung und technische Überprüfung des Krans finanzierbar werden könnte – und dem Wirtschaftsressort immer neue Bedenken. Auch, wie der Verein dafür sorgen wollte, dass keinem Meilenbesucher etwas passiert. Noll wollte, dass der Kran nicht einfach nur so dasteht, sondern ihn auch im laufenden Betrieb zeigen.
Der Vorsitzende sagt, dass es mehrere Vereinsmitglieder gab, die sich um den Kran kümmern wollten – und Sponsoren, die sich bereit erklärt hatten, sich an den wiederkehrenden Tüv- und Reparaturkosten zu beteiligen. Noll spricht von einem halben Dutzend Firmen, die er schon nach kurzer Zeit zusammenhatte. Und von Wimpeln, die mit den Namen der Geldgeber versehen und am Kran aufgehängt werden sollten. Er ist davon überzeugt, dass seine Rechnung am Ende aufgegangen und dass das Kran-Projekt ein gutes Projekt für Vegesack geworden wäre.
Jetzt ist der Kran offenbar ein gutes Geschäft. Der Vertrag ist längst unterschrieben. Es ist kein Kauf-, sondern ein Kooperationsvertrag. Der Kutter- und Museumshavenverein hat ihn mit der Neustädter Bootswerft Maleika geschlossen. Geschäftsführer Björn Richter ist jetzt Mitglied im Verein und seine Werft ein Partner, wenn es um die Reparatur, Pflege und Wartung der Vegesacker Traditionsschiffe geht. Im Vertrag ist von einer Übernahme des Krans die Rede. Und davon, dass der Verein ihn der Werft für eine Spende überlässt. Wie hoch die ausgefallen ist, sagt Noll nur so ungefähr. Nach seinen Worten war sie erheblich.
In dem Vertrag ist auch geregelt, dass der Verein den Kran bei Bedarf benutzen kann. Ansonsten hat er – wie bei einem Eigentümerwechsel üblich – nichts mehr mit ihm zu tun. Für den Transport zum Hohentorshafen und die Montage auf dem Werftgelände ist die Maleika GmbH zuständig. Auch das steht in dem Kooperationspapier. Und dass Verein und Werft ihre Internetseiten gegenseitig verlinken und am Kran, wenn er am neuen Standort in der Neustadt aufgestellt wird, ein Schild anzubringen ist, das auf die Zusammenarbeit beider hinweist.
Wann er wie 2018, als es für ihn vom Gelände des Schiffbauers Abeking & Rasmussen zu einem Nordbremer Grundstück ging, noch einmal auf einen Ponton gestellt und von einem Schlepper gezogen wird, ist unklar. Nach Angaben von Maleika-Chef Richter muss erst noch eine Spundwand auf dem Neustädter Werftgelände erhöht werden, bevor der Kran dort aufgestellt werden und zum Einsatz kommen kann. Ihm zufolge wird das frühestens im Herbst so weit sein.
Das meint auch Jan-Gerd Kröger, auf dessen Firmengelände am Rönnebecker Weserufer der Kran vor zwei Jahren quasi zwischengeparkt wurde. Der Blumenthaler Bauunternehmer geht fest davon aus, dass es nicht vor Oktober zu einem Standortwechsel kommen wird. Einen Vertrag mit der Bootswerft Maleika hat nämlich nicht nur der Kutter- und Museumshavenverein geschlossen, sondern auch Kröger. Der neue Eigentümer zahlt Miete dafür, dass der Werftkran auf dem Grundstück in Rönnebeck steht.