Spaziergänge in der Natur sind durch die Corona-Pandemie als Freizeitbeschäftigung noch beliebter geworden. Auch die Naturschutzgebiete wie Werderland, Ruschdahlmoor, Eispohl und Hammersbecker Wiesen, in denen zahlreiche Wildtiere leben, sind populäre Ausflugsziele. Derzeit haben Wiesenbrüter, Vogelarten, die ihr Nest am Erdboden beziehungsweise in Bodennähe anlegen, Brutzeit. Zu ihnen gehört der Kiebitz.
„Die häufigsten Wiesenwatvögel sind der Kiebitz, der große Brachvogel, die Uferschnepfe und der Rotschenkel, die gerade im Blockland und Niederviehland sowie im Werderland brüten“, erläutert Sven Milz, Jagdpächter im Werderland. Diese Bodenbrüter verzeichneten einen dramatischen Rückgang, „somit haben wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Arten“. Wiesenbrütende Enten (Knäckente und Löffelente) sowie die Sumpfohreule gehören ebenfalls zu diesen als Limikolen bezeichneten Vogelarten.
Vögel, die ihr Nest auf den Boden legen, haben es naturgemäß schwer, denn Eier und Küken liegen für räuberische Vögel und hungrige Säugetiere wie auf dem Präsentierteller. Rabenkrähen, Rotfüchse und Marder können sich leicht am Nachwuchs vergreifen. Limikolen brüten auf feuchtem Grünland, Wiesen oder Weiden. Sie suchen ihre Nahrung – Insekten, Würmer, Schnecken, Fische, Sandaale und Krebstiere – im Boden, auf dem Boden oder im Wasser.
Der Kiebitz ist an seiner charakteristischen Federholle am Kopf erkennbar. Sein Bauch ist weiß und hat ein schwarzes, scharf abgegrenztes Brustband. Er ist mit circa 30 Zentimeter etwa taubengroß. Wegen seines schaukelnden Flugstils hat er den Spitznamen „Gaukler der Lüfte“. Kiebitze brüten zwischen April und Juli. Sie legen drei bis vier oliv-grüne Eier in eine Nistmulde aus Gräsern. Die Brutzeit dauert bis zu 25 Tagen. Die Küken suchen sich ihre Nahrung von Anfang an selbst.
Je nach Verbreitungsgebiet ist der Kiebitz ein Zug- oder Standvogel. Der Teil der europäischen Population, der sein Brutareal verlässt, zieht in südliche und südwestliche Richtung. In Deutschland schätzte man den Brutbestand zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf 67.000 bis 104.000 Brutpaare, so Milz. „Alle Limikolenarten sind unheimlich brutempfindlich. Sie reagieren auf die kleinsten Störungen durch Hunde, Sporttreibende und Spaziergänger. Bei jeder Störung wird die Brut abgebrochen und die Küken zurückgelassen. Deshalb ist es wichtig die Brutflächen nicht zu betreten.“ Jeder vom Menschen gelaufene Weg werde von Füchsen und Mardern zu den Brutplätzen verfolgt.
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Das Wildtier des Monats: Welche Wildtiere leben in den Schutzgebieten? In den kommenden Monaten stellen wir regelmäßig Tiere vor, die im Werderland, aber auch in anderen Nordbremer Gebieten vorkommen.