Nicht nur Arztpraxen und Krankenhäuser sind wegen des Coronavirus' derzeit mit einer Ausnahmesituation konfrontiert. Auch Pflegeeinrichtungen, Schulen und Unternehmen müssen Wege finden, um mit der Krise und ihren Auswirkungen umzugehen. Wir haben uns in Bremen-Nord und Umgebung umgehört und gefragt, welche konkreten Maßnahmen getroffen werden.
Für Krankenhäuser gilt dieselbe Regelung wie für Arztpraxen, betont Timo Sczuplinski, Sprecher der Krankenhausgesellschaft Gesundheit Nord: „Ganz wichtig ist, dass niemand auf eigene Faust ins Krankenhaus kommt, wenn er einen Corona-Verdacht abklären lassen möchte.“ Dafür gibt es seit Montag die Bremer Corona-Ambulanz am Klinikum Bremen-Mitte, eine zentrale Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten mit Überweisungsschein.
Im Klinikum Bremen-Nord gibt es laut Sczuplinski eine enge Abstimmung zwischen allen Bereichen und Kliniken inklusive der Krankenhaushygiene, über die Abläufe, wenn ein Patient mit Corona-Verdacht doch im Nordbremer Krankenhaus auftaucht. Darüber hinaus sei für Mitarbeiter eine Hotline eingerichtet worden, falls noch offene Fragen auftauchen. „Wir informieren nicht nur die Beschäftigten umfassend, sondern auch Patientinnen und Patienten auf allen möglichen Wegen. Zum Beispiel über zusätzliche Plakate und das Internet zu Hygiene- und Verhaltensregeln, um der Verbreitung von Infektionskrankheiten aller Art vorzubeugen“, so Sczuplinski.
Der Bestand an Schutzmaterialien sei im Klinikum Bremen-Nord derzeit ausreichend. Dennoch seien Vorsichtsmaßnahmen als Reaktion auf die bundesweiten Lieferengpässe getroffen worden. „Wir gehen derzeit besonders sorgsam mit der Nutzung von Schutzmasken um, damit der Bestand möglichst lange ausreicht“, sagt Sczuplinski. Dazu gehöre, dass Masken so lange wie möglich und unter bestimmten hygienischen Voraussetzungen – zum Beispiel durch personalisierten Einsatz und wenn die Masken nicht kontaminiert oder beschädigt sind – mehrfach genutzt werden können.
Desinfektionsmittel entwendet
Des Weiteren dürfen Infektionspatienten, die zum Beispiel wegen der Grippe oder anderer ansteckender Krankheiten im Krankenhaus liegen, aktuell nur einen Besucher pro Tag bekommen. Auch diese Regelung wurde laut Sczuplinski getroffen, um den Verbrauch von Schutzmaterialien klein zu halten. Als Folge dessen, dass in der vergangenen Woche vereinzelt Schutzmasken und Desinfektionsmittel von den Stationen und aus öffentlichen Bereichen entwendet wurden, hat das Klinikum Bremen-Nord zudem eine zentrale Ausgabestelle eingerichtet, „um einen guten Überblick zu behalten“ so Sczuplinski. Händedesinfektionsmittel seien auf den Fluren und Stationen weiterhin für jeden verfügbar. Die Mitarbeiter auf den Stationen haben die Spender jedoch zusätzlich im Blick.
Auch Firmen und Unternehmen reagieren mit speziellen Maßnahmen. So hat beispielsweise die Lürssen Werft als Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus unter anderem die ursprünglich geplante Teilnahme beziehungsweise Besuche von Messen zum Teil abgesagt. Laut Sylke auf dem Graben, Sprecherin der Werft, sei das Unternehmen darüber hinaus mit den Mitarbeitern im ständigen Austausch, was etwa die Planung von Dienstreisen angeht.
Die Stiftung Friedehorst hat in den nächsten Wochen keine größeren Veranstaltungen wie Feste oder Ausflüge im Kalender und muss somit auch nicht über Absagen oder Verlegungen nachdenken. Das Coronavirus ist hier wie in allen Gesundheitseinrichtungen aber naturgemäß ein viel beachtetes Thema. „Unsere Hygienefachkraft steht regelmäßig mit dem Gesundheitsamt im Kontakt“, sagt Friedehorst-Sprecherin Gabriele Nottelmann.
Aufs Händeschütteln verzichten
Personal in der Pflege und Betreuung desinfiziere sich sowieso regelmäßig die Hände. Nottelmann: „Unsere Hände- und Flächendesinfektionsmittel sind wie vorgeschrieben viruzid und somit sicher in der Anwendung gegen Viren, auch gegen Corona.“ Verschärft wurden die Hygieneregeln in Friedehorst nicht, „aber wir haben unseren Mitarbeitern empfohlen, nach Möglichkeit auf das Händeschütteln zu verzichten und sich an die Nies-Etikette zu halten“, erläutert die Sprecherin. Zur sogenannten Nies-Etikette gehört das Niesen in die Armbeuge, ausreichend Abstand halten und die Benutzung von Einmal-Taschentüchern. Auch das sei eine Maßnahme, die in Friedehorst generell in der Grippesaison gelte, aus Anlass der allgemeinen Aufmerksamkeit auf das Thema Corona intern jedoch noch einmal kommuniziert worden sei.
Desinfektionsmittel, Masken und Handschuhe stehen laut Nottelmann in Friedehorst genügend zur Verfügung. „Es ist zurzeit alles ausreichend vorhanden.“ Im Umgang mit Schutzkleidung und zum Thema Übertragungswege werden die Mitarbeiter regelmäßig geschult.
In Schulen werden ebenfalls Vorkehrungen getroffen, um den Ausbruch des Coronavirus' zu verhindern beziehungsweise einzudämmen. So betont die Kreisverwaltung des Landkreises Osterholz: „Wichtig ist eine gute Aufklärung der Schüler. Diese umfasst unter anderem die allgemeinen Hygieneregeln wie richtiges Händewaschen, Abstand zu erkrankten Mitschülern und eine adäquate Nies- und Hustenhygiene“, erläutert Malte Wintjen, Sprecher des Landkreises Osterholz.
Generelle Schulschließungen sind dort aktuell – wie auch im Land Bremen – kein Thema. „Nach Ansicht des Landkreises sollten Schulen derzeit nicht ohne besonderen Infektionsgrund geschlossen werden, denn hier ist bei bekannten Kontaktdaten eine weitaus bessere Nachverfolgung möglich. Außerdem ist die Durchmischung geringer, da der Unterricht in einzelnen Klassenverbänden und nicht in Großräumen stattfindet.“
Corona-Fälle in Schwanewede
Das neuartige Coronavirus wurde am Dienstag bei vier Personen aus dem Landkreis Osterholz festgestellt. Zwei von ihnen befinden sich nach der Rückkehr von einer Reise mit leichten Symptomen in einer Klinik in Frankfurt am Main. Zwei weitere Einwohner aus Schwanewede sind ebenfalls Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet und haben sich während des Urlaubs mit dem Coronavirus infiziert. Sie befinden sich in häuslicher Quarantäne. Laut Landkreis haben sie vorbildlich gehandelt; es müssen keine weiteren Kontaktpersonen ermittelt werden.
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Michael Brandt, Patricia Brandt, Gabriela Keller