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2. Basketball-Bundesliga Pro A: Die Baustellen der Eisbären

Trainer, Sportdirektor, Spielerkader und Lizenz: In den nächsten Tagen und Wochen müssen Bremerhavens Basketballer einige Baustellen abarbeiten. So sehen die Pläne der Eisbären aus.
12.03.2022, 12:27 Uhr
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Die Baustellen der Eisbären
Von Frank Büter

Noch ist das letzte Spiel nicht gespielt. Noch haben die Eisbären Bremerhaven eine Chance, Platz acht zu erreichen und in die Meisterschafts-Play-offs der 2. Basketball-Bundesliga Pro A einzuziehen. Aktuell ist das Team Zehnter, der Rückstand auf den Achtplatzierten beträgt zwei Zähler. Sechs Partien muss Bremerhaven noch bestreiten, und Nils Ruttmann hat schon mal den Rechenschieber bemüht: "Wir werden wohl eine 5:1-Bilanz brauchen, um das Ziel noch zu erreichen", sagt der Eisbären-Geschäftsführer. Und mit Blick auf die am Sonntag um 15 Uhr in der Stadthalle anstehende Heimpartie gegen den Tabellennachbarn Paderborn sagt er auch: "Dieses Spiel hat schon vorentscheidenden Charakter."

Gecoacht wird das Eisbärenteam auch an diesem Sonntag von Interimstrainer Allen Ray Smith, das steht fest, bestätigt Ruttmann. Wegen ausbleibender Erfolge hatte sich der Klub Ende Februar vom langjährigen Cheftrainer Michael Mai getrennt und dem bisherigen Assistenten die Verantwortung übertragen. Dessen Einstand fiel mit einem Sieg in Ehingen und einer Niederlage in Tübingen durchwachsen aus. Nils Ruttmann war Augenzeuge beider Partien, er war eigens mitgereist nach Baden-Württemberg. Für ihn ging es dabei auch darum, Präsenz zu zeigen in einer schweren Zeit, "das war mir wichtig", sagt er.

Was Ruttmann in diesen Spielen zu sehen bekam, gefiel ihm indes nur in Teilen. Das Team habe besser kommuniziert, ja. Es sei zusammengerückt und habe auch etwas besser verteidigt. Entsprechende Impulse habe er wahrgenommen, sagt Ruttmann. "Trotzdem fehlt uns in der Defensive einfach die Konstanz. Das ist noch ein langer Prozess." Wie lange Smith, der die Trainingsintensität in den vergangenen Tagen erhöht hat, als Coach diesen Prozess begleiten und vorantreiben darf, ist derweil ungewiss. Die Eisbären sondieren aktuell den Markt, Gespräche mit potenziellen Kandidaten laufen, erklärt Ruttmann.

Die Suche bezieht sich dabei übrigens nur auf den Part des Trainers. Den Posten des Sportdirektors, den Mai in Personalunion ebenfalls bekleidet hat, will der Klub erst zu einem späteren Zeitpunkt neu besetzen. Da Bremerhaven langfristige Lösungen  anstrebt, wird es nach Informationen des WESER-KURIER bei der Verpflichtung eines neuen Cheftrainers nun auch keinen Schnellschuss geben. Die Eisbären haben schließlich eine gewisse Erwartungshaltung ans Profil des Mai-Nachfolgers. Er soll nachhaltig arbeiten, Perspektiven aufzeigen und Spieler so auch längerfristig an den Standort Bremerhaven binden. Und natürlich geht es darum, junge deutsche Spieler auszubilden, gerne auch Spieler aus der Region. Lokalmatadoren wie einst ein Adrian Breitlauch, Identifikationsfiguren eben, die auch für eine größere Bindung zum Publikum sorgen sollen.

Einen solchen Trainer zu finden, noch dazu einen, der keinen Vertrag zu erfüllen hat, wird Zeit in Anspruch nehmen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Smith die Eisbären bis zum Ende der Hauptrunde coachen wird – und wenn es in den nächsten vier Wochen richtig gut läuft, auch noch in den am 14. April beginnenden Play-offs. Dabei zu sein, wenn es um den Titel und den Aufstieg in die Bundesliga geht, war das erklärte Ziel der Eisbären, für die nach dem zu Jahresbeginn vollzogenen Übergang in eine neue, schuldenfreie Gesellschaft eine Rückkehr in die BBL formal auch wieder möglich ist. Ob man diese Ambitionen sportlich untermauern kann, ist offen. Klar ist aber, dass die Klubverantwortlichen auch einen Lizenzantrag für Liga eins vorbereiten werden, um für alle Eventualitäten im Saisonendspurt gewappnet zu sein.

Konstantin Konga spielt dabei in diesem Endspurt keine Rolle mehr. Für den Kapitän ist die Saison nach einer Fußoperation im Januar vorzeitig beendet. Ob Jarelle Reischel, der zuletzt wegen eines Hexenschusses ausgefallen war und vor allem in Tübingen schmerzlich vermisst wurde,  gegen Paderborn ins Aufgebot zurückkehrt, war am Freitag noch ungewiss. Vom nachverpflichteten Austin Williams haben sich die Eisbären mittlerweile wieder getrennt. Der 27-jährige Power Forward war erst zum Transferschluss Ende Januar als Big Man für die Centerposition verpflichtet worden und sollte dort für mehr Flexibilität sorgen. Der Amerikaner fiel jedoch in die Kategorie Fehleinkauf. Er kam nur zu fünf Kurzeinsätzen, ohne dabei einen Korb zu erzielen.

Glänzend integriert hat sich derweil der nach dem Konga-Ausfall Mitte Januar aus Bamberg nachverpflichtete Point Guard Elias Baggette. Der 19-Jährige macht einen richtig guten Job – und empfiehlt sich gerade vehement für einen Vertrag über die Saison hinaus. Apropos Vertrag: Die Phase der Verhandlungen hat bereits begonnen. In privaten Runden führt Nils Ruttmann derzeit Vier-Augen-Gespräche mit den Eisbären-Spielern, um deren Ambitionen abzufragen und ihnen gleichzeitig eine Perspektive in Bremerhaven aufzuzeigen.

Diverse Spieler besitzen dabei einen Vertrag mit Option auf eine weitere Saison, das ist ein gutes Fundament für diese Gespräche. Bis zum Monatsende möchte Nils Ruttmann erste Fakten schaffen und Vertragsverlängerungen bekannt geben. Darunter auch gerne die Verlängerung mit Topscorer Kevin Yebo, der eine bärenstarke Saison spielt. "Es sieht ganz gut aus", sagt Ruttmann zu einem möglichen Verbleib Yebos und beziffert die Chancen auf 95 Prozent. Das wäre eine gute Nachricht, doch auch hier gilt: Noch ist das letzte Spiel nicht gespielt.

Zur Sache

Das Restprogramm

Noch sechs Hauptrundenpartien müssen die Eisbären Bremerhaven in der 2. Basketball-Bundesliga Pro A bestreiten. Vier davon in der heimischen Stadthalle, zwei auswärts. „In unserer Situation müssen wir von Spiel zu Spiel denken", sagt Center Robert Oehle. Der Rückstand auf die Play-off-Ränge beträgt zwei Punkte – und das Restprogramm ist durchaus anspruchsvoll. Die Eisbären treffen noch auf Paderborn (9.) und Itzehoe (16.), spielen in Nürnberg (6.) und in Bochum (13.) sowie gegen Leverkusen (4.) und abschließend gegen Schwenningen (14.). Ende der Hauptrunde ist am 9. April, die Play-offs der besten Acht beginnen am 14. April.

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