Die Situation spitzt sich zu bei den Eisbären Bremerhaven. In eigener Halle verlor das Team von Coach Michael Mai am Mittwochabend das Derby gegen Rasta Vechta mit 95:109 (54:54) und kassierte damit die elfte Niederlage im 22. Saisonspiel. Zehn Partien stehen noch aus in der Hauptrunde, und noch befinden sich die Eisbären als Tabellenachter auf einem Play-off-Rang. Doch die Konkurrenz sitzt Bremerhaven bereits im Nacken. Kirchheim und Bochum liegen nach Pluspunkten gleichauf in Verfolgerposition.
Statistikfreunde mag der Bremerhavener Tabellenstand verwundern. Schließlich erzielen die Eisbären 94,8 Punkte pro Spiel, neunmal waren es sogar 100 Punkte und mehr. Das ist Ligabestwert. Und auch die Trefferquote von mehr als 50 Prozent bedeutet Platz eins in der Pro A. Dass man trotz der Offensivqualitäten nur im Mittelfeld dümpelt und um die Play-off-Teilnahme zittern muss, liegt an den Schwächen in der Verteidigung. Bremerhaven lässt pro Spiel im Schnitt 90,3 Punkte zu, nur drei Teams sind in diesem Bereich schlechter als die Mannen von Coach Michael Mai.
Es ist etwas mehr als zwei Jahre her, da spielte Kontrahent Vechta noch in der Champions League. Als Aufsteiger hatte Rasta in der Bundesliga für Furore gesorgt, das Play-off-Halbfinale erreicht und sich erstmals in der Vereinsgeschichte für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Der in der eigenen Außendarstellung "geilste Club der Welt" reiste damals quer durch Europa und verschaffte sich Respekt. Der Klub gewann sechs der 14 Gruppenspiele und besaß in diesem zweithöchsten Wettbewerb nach der Basketball-Euro-League bis zum letzten Spieltag Anfang Februar 2020 sogar die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale.
Erfolge, die inzwischen verblasst sind. Denn dem Höhenflug folgte in der Vorsaison der sportliche Absturz: Mit nur sieben Siegen aus 34 Spielen taumelte Rasta in die zweitklassige Pro A und rangiert auch dort aktuell nur im Tabellenkeller. Nach einem Fehlstart mit fünf Niederlagen zu Saisonbeginn hatte Ex-Eisbär Derrick Allen den Trainerstuhl räumen müssen und wurde von Vladimir Lucic abgelöst. Das Debüt gab Lucic im Hinspiel gegen die Eisbären – es war ein erfolgreicher Einstand: Rasta gewann 85:78.
Im Rückspiel standen nun beide Teams wieder unter Druck. Vechta, weil es viermal in Folge verloren hatte. Die Eisbären, weil sie nach der Pleite in Trier aus den Play-off-Rängen zu rutschen drohen. Vor 486 Zuschauern entwickelte sich von Beginn an ein munteres Korbschießen. Eisbären-Coach Mai vertraute dabei exakt den neun Akteuren, die zuletzt in Trier zum Einsatz gekommen waren. Vechta kam zwar etwas schleppend in die Partie (2:9), ging aber beim 13:11 erstmals in Führung und zog zwischenzeitlich sogar auf 32:21 davon. Noch aber ließen sich die Eisbären nicht abschütteln. Mit einem krachenden Dunk sorgte Topscorer Kevin Yebo beim 38:37 wieder für einen Führungswechsel (15.), zur Pause stand es 54:54. Nach dem Wechsel aber setzte sich Rasta dann allmählich ab, führte 73:58 (26.) und 94:79 (34.). Der Gast hatte die Partie unter Kontrolle und nutzte die Defensivschwächen der Eisbären weidlich aus. Überragende Akteure waren dabei Joel Aminu (29) und Josh Young (28).
Eisbären Bremerhaven: Baggette (10), Moore (15), Reischel (5), Williams, Alvano (10), Laster (7), Oehle (17), Love (6), Yebo (25), Richards (n.e.), Klesper (n.e.), Heiken (n.e.).