Zum 55. Mal drehen in diesem Jahr die Bahnradfahrer bei den Bremer Sixdays ihre Runden. Das ist eine lange Tradition, und es gibt nicht wenige Menschen, die sich jedes Mal freuen, wenn es wieder soweit ist. Sechs tolle Tage mit Sport und Unterhaltung. Viel Party am Abend und ein guter Anlass, Kontakte zu pflegen. Prominenz in den Logen, darunter am Donnerstag der Bremer Bürgermeister.
Carsten Sieling hält die Sixdays für eine großartige Veranstaltung, wie er beim Startschuss sagte. Die Ausrichter werden darüber frohlocken, und das sollen sie zur Freude aller gerne auch am Tag nach dem Finale tun, wenn Bilanz gezogen wird: Wie viele Besucher, wie viel Einnahmen, hat es sich gelohnt?
Doch wird man darauf je eine ehrliche Antwort bekommen? Eher nicht. Das war früher schon so, als die Sixdays noch rein privat ausgerichtet wurden. Frank Minder, Mr. Sixdays, wie er nach Jahrzehnten in dem Gewerbe genannt wurde, jonglierte solange mit den Zahlen, bis keiner mehr richtig durchblickte. Das war nicht weiter wild, weil die Veranstaltung auf seine Rechnung ging. Er musste selbst sehen, wie er klarkam.
Beteiligte Unternehmen stehen in Bezug zur Stadt
Heute ist das anders. Seit acht Jahren gehört die Stadt dazu, zunächst mit einer Beteiligung von 24,9 Prozent. Formal hat sich daran zwar nichts geändert, nachdem es im vergangenen Jahr einen Wechsel in der Veranstaltungsgesellschaft gab. Schaut man sich die aktuell beteiligten Unternehmen an, wird aber klar, dass sie zum größten Teil einen mittelbaren oder unmittelbaren Bezug zur Stadt haben. In Wahrheit führt bei den Sixdays also die öffentliche Hand das Zepter.
Das kann man wollen, gewiss, es war aber nie geplant und schon gar nicht beschlossen. Die städtischen Gremien haben sich mit dem Thema noch nicht einmal befasst. Transparent ist so ein Vorgehen nicht. Den Besuchern mag egal sein, wer die Veranstaltung ausrichtet, solange sie sich vergnügen können. Die Allgemeinheit muss davon aber erfahren. Sie braucht auch eine genaue Aufstellung von Kosten und Nutzen, um auf dieser Grundlage entscheiden zu können, ob die Sixdays in Bremen eine Zukunft haben.