Die Fischtown Pinguins bestätigten am Dienstagabend eine alte Eishockey-Weisheit: Je öfter man hintereinander gewinnt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man das nächste Spiel verliert. Die Bremerhavener erwischte es nun am 34. Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in Nürnberg. Nach acht Siegen in Folge und der zwischenzeitlichen Tabellenführung verlor die Mannschaft von Trainer Thomas Popiesch bei den Ice-Tigers überraschend klar und verdient mit 2:4. Die Pinguins, die große Sensation der Saison und längst ein Titelkandidat, konnten ihren famosen Schwung aus 2023 also nicht mit ins neue Jahr nehmen.
Dabei war der Start ins Spiel vielversprechend: Die Pinguins zauberten selbstbewusste, starke Kombinationen aufs Eis und wirkten anfangs in ihrer Abwehrarbeit wieder deutlich konsequenter als zuletzt beim 6:5-Sieg gegen Wolfsburg, als sie so viele Gegentore kassierten wie sonst in zwei Spielen nicht. In Führung gingen sie auch, und das sogar sehr früh: Schon nach drei Minuten sorgte ein typischer Jan-Urbas-Schuss für das frühe 1:0 aus Bremerhavener Sicht, im ersten Überzahlspiel des Abends war der Kapitän halbrechts im Rückraum freigespielt worden und zog ab; Christian Wejse fälschte den strammen Schuss unhaltbar ab.
Auch danach sah es nach dem Glück des Tüchtigen aus, oder: Dem Glück des Selbstbewussten. Beinahe wäre Nürnberg nämlich in der Schlussminute des ersten Drittels zum Ausgleich gekommen. Bei einem Gegenstoß hatte Phillip Bruggisser den Nürnberger Danjo Leonhardt gestört, es gab folgerichtig Penalty. Es war der erste in der DEL-Karriere des Nürnbergers, und er war der Herausforderung nicht gewachsen: Routiniert löste Pinguins-Torhüter Kristers Gudlevskis das Problem und ließ sich nicht überlisten. Damit unterstrich der Torhüter einmal mehr seine starke Form in dieser Saison, in der er Maximilian Franzreb vertritt, den an der Schulter verletzten Nationaltorhüter. Franzreb macht im Training nach der Reha erste Fortschritte, er könnte noch in diesem Januar wieder auf dem Eis stehen, um Gudlevskis zu entlasten. Der Lette spielt weitgehend durch, seit sich Franzreb im September verletzte und operiert werden musste.
Es sah alles nach dem neunten Sieg in Folge aus, doch im zweiten Drittel kassierten die Pinguins doch den Ausgleich. Dominik Uher saß wegen Beinstellens auf der Strafbank, es war das erste Powerplay an diesem Abend für die Ice Tigers. Auch sie nutzten diesen Vorteil sofort. Charly Gerard lief quer übers Spielfeld durch alle hindurch und stocherte den Puck nach dieser Willensleistung unter Gudlevkis hinweg ins Tor.
Jetzt erhöhten die Pinguins wieder Druck und Tempo, zumal es im Fernduell mit den Berliner Eisbären auch um die Tabellenführung ging. Der Hauptstadt-Klub spielte zeitgleich gegen Düsseldorf. Doch die Pinguins verloren in Nürnberg ihre Souveränität und damit auch die Kontrolle über das Geschehen: Vorne ging der Puck nicht rein, hinten konnte der gute Gudlevskis gar nicht alles halten, was plötzlich auf sein Tor flog: Nach einer starken Parade des Letten schob Leonhardt im Nachschuss zur 2:1-Führung für die Franken ein. Bremerhaven hatte bis dahin zwar mehr vom Spiel gehabt, belohnte sich aber nicht durch Tore. Es waren die Kleinigkeiten, die nicht passten: Einmal standen sie in diesem zweiten Drittel mit einem Mann zu viel auf dem Eis, auch das wurde mit einem Platz auf der Strafbank bestraft. Und prompt nutzte Nürnberg diese Überzahl für den Treffer zur 3:1-Führung – eine halbe Sekunde vor der Pause. Der Torschütze war Hayden Shaw.
Pinguins-Verteidiger Philipp Preto war entsprechend angefressen, als er kurz darauf zum Pausen-Interview vors Magentasport-Mikrofon trat. „Es waren zu viele Leichtsinnsfehler in unserem Spiel und Kleinigkeiten, die einfach nicht passten“, sagte er.
Dass sie ein Spiel drehen können, hatten die Pinguins gerade erst bewiesen, als sie im Nordderby aus einem 1:4-Rückstand noch einen 6:5-Sieg machten. Und tatsächlich keimte Hoffnung auf: Nach Vorarbeit von Urbas traf Miha Verlic zum 2:3-Anschluss aus Bremerhavener Sicht, durch seinen sechsten Saisontreffer schien das Spiel also tatsächlich wieder offen. Doch statt des Ausgleichs fiel drei Minuten vor dem Ende das 4:2 für Nürnberg durch Daniel Schmölz.
Am Freitag treten die Pinguins erneut auswärts an, diesmal bei den Löwen in Frankfurt (19.30 Uhr). Am Sonntag folgt das erste Heimspiel des Jahres, das Topspiel gegen Tabellenführer Eisbären Berlin (14 Uhr). Die Partie in der Eisarena ist ausverkauft. Am Abend verteidigten die Berliner ihre Spitzenposition durch einen Sieg gegen Düsseldorf.