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Fischtown Pinguins Franzrebs langer Weg zurück ins Tor

Maximilian Franzreb, der Torhüter der Fischtown Pinguins, hat eine schwere Verletzung hinter sich. Nun plant er sein Comeback. Wie sieht sein Weg zurück ins Tor aus und was sind seine Ziele?
30.12.2023, 14:04 Uhr
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Franzrebs langer Weg zurück ins Tor
Von Jean-Julien Beer

In seiner Karriere als Eishockey-Torhüter machte Maximilian Franzreb keinerlei Erfahrung mit schweren Verletzungen. An jenem Septembertag in der Bremerhavener Arena wusste er dennoch sofort, dass es ihnen übel erwischt hatte. Im Heimspiel gegen den Deutschen Meister Red Bull München wollte Franzreb einen Puck auf der Torlinie klären, ein normaler Reflex, tausendmal erprobt. Doch dann ging in seinem Arm nichts mehr. Die Schulter war draußen und das Gelenk drumherum lädiert. Der Mann, der im Sommer noch spektakulär den zweiten Platz bei der Eishockey-Weltmeisterschaft feiern durfte, war von einem Moment auf den nächsten hart gelandet, im wahrsten Sinne.

„Mental war das gar nicht einfach, denn ich hätte den Schwung aus den Play-offs und aus der WM gerne mitgenommen in diese Saison“, sagt der 27-Jährige rückblickend. Gerade erst hatte er sich als Stammtorhüter bei den Fischtown Pinguins durchgesetzt und erstmals den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft, als sympathischer Sportsmann sollte er das Gesicht des nördlichsten Vereins in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) werden. Auch deshalb wurde sein Vertrag bis 2025 verlängert. Bei der Saisoneröffnung am Hafen feierten ihn die Fans voller Stolz für die erste Medaille, die ein deutsches Eishockeyteam seit 70 Jahren bei einer WM gewonnen hatte. Auch wenn Franzreb bei der WM nur Ersatzmann sein durfte – er war endlich oben dabei, nach vielen Jahren Schinderei. Und jetzt lag er auf dem Eis und konnte den linken Arm nicht mehr bewegen.

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Er wurde schnell in ein Bremerhavener Krankenhaus gebracht, wo man die Schulter wieder einrenkte. Doch nach ein paar weiteren Untersuchungen gab es die Gewissheit, dass er operiert werden muss, um wieder als Profi auf dem Eis stehen zu können. Was gleichzeitig bedeutete: mehrere Monate Pause, Stammplatz futsch, und auch keine Nominierung für die nächsten Länderspiele.

Nach dem ersten Frust konnte Franzreb der Verletzung etwas Positives abgewinnen. „Wenn es mich denn schon erwischen musste, dann wenigstens so früh in der Saison“, meint er, denn jeder andere Zeitpunkt wäre fataler gewesen: direkt vor der Weltmeisterschaft etwa, oder während der Play-off-Spiele. Zudem lernte er einen der spannendsten deutschen Sportärzte kennen, die Kölner Legende Peter Schäferhoff, langjähriger Mediziner beim 1. FC Köln und erfahrener Operateur in der Klinik am Mediapark. Mit seinem rheinischen Frohsinn nahm Schäferhoff dem verletzten Pinguin die Angst vor dem Eingriff. Am 2. Oktober war die Schulter operiert, am folgenden Feiertag kam Schäferhoff in Jeans vorbei, um die Drainage zu ziehen, und flachste gut gelaunt mit Franzreb herum. „So ein erfahrener Arzt ist natürlich wichtig, um direkt wieder Vertrauen in die operierte Schulter zu bekommen“, sagt der Torhüter.

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Während seine Mannschaft in der DEL bis an die Tabellenspitze stürmte, packte Franzreb in Bremerhaven seine Sachen und zog mit Frau und Kleinkind in eine Ferienwohnung in der Nähe von Bad Tölz, seinem Geburtsort. Dort spielte er vor seinem Wechsel zu den Pinguins, in den Bergen kann er abschalten. „Es war wichtig für den Kopf, die Reha unten in Bayern zu machen“, erklärt er, „du musst dir bei so einer Verletzung die nötige Zeit nehmen. Wenn du jeden Tag die Mitspieler siehst, bist du gedanklich zu sehr bei der Mannschaft und den Spielen, dann willst du vielleicht zu schnell zu viel.“ Immerhin: Weil sein Vertreter im Pinguins-Tor, der Lette Kristers Gudlveskis, eine starke Saison spielt, konnte sich Franzreb Zeit lassen, bis die Schulter wieder alle Belastungen aushielt. Erst kurz vor Weihnachten ging es zurück in den Norden, nach harter Reha fühlte sich Franzreb bereit für den Schritt zurück aufs Eis.

Sein ursprünglicher Plan, schon gleich nach dem Jahreswechsel wieder in der DEL im Tor zu spielen, war aber etwas zu ambitioniert. „Ein bisschen mehr Zeit muss ich mir wohl noch nehmen“, sagt Franzreb, „aber weil Kristers seine Sache gut macht, kommt es auf eine Woche mehr oder weniger nicht an.“ Auf jeden Fall will er noch im Januar wieder spielen. Viel Praxis brauche er nicht, da ist er sicher: „Ich war nur drei Monate raus. Ich weiß, was ich kann. Und ich habe das Vertrauen in meine Fähigkeiten, um schnell wieder zeigen zu können, was ich drauf habe.“

Die Spiele der Pinguins hat er natürlich verfolgt, viele im Fernsehen, manche auch vor Ort in Süddeutschland. „Alle Ausfälle, die wir zwischenzeitlich hatten, wurden von den Jungs super aufgefangen“, lobt Franzreb, „die Mannschaft wirkt defensiv viel stabiler als in der vergangenen Saison.“ Das stimmt ihn zuversichtlich, mit den Pinguins erstmals in den Play-offs das Halbfinale zu erreichen: „Und wenn man das mal geschafft hat, ist alles möglich.“ Er weiß: Erst in den K.-o.-Spielen wird es richtig zur Sache gehen, „auch eine noch so gute Hauptrunde hilft dir wenig, wenn du dann nicht die beste Leistung aufs Eis bekommst“. Heimrecht wünscht er sich, das schon, „und so etwa ab dem 40. Spieltag werden wir besser sehen können, wo wir wirklich stehen. Ich freue mich jetzt schon total auf den Saisonendspurt.“

Dass seine Schulter hält, daran zweifelt er nicht. Es wieder ganz nach oben zu schaffen, das war sein Antrieb bei der Schinderei in der Reha. „Auch Bundestrainer Harold Kreis hat nach der Verletzung den Kontakt zu mir gehalten, das hat mich sehr gefreut“, erzählt Franzreb. Im Prinzip sind es drei konkrete Ziele, die er jetzt hat: Schnell zurück ins Tor der Pinguins, dann gute Play-off-Spiele machen – und dadurch wieder den Sprung ins Nationalteam schaffen. Denn im Mai steht in Tschechien die nächste Weltmeisterschaft an. „Und da“, sagt Franzreb, „möchte ich unbedingt wieder dabei sein.“

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