"Starke Partner für eine sportliche Stadt": So steht es als Überschrift auf der Seite der Stadthalle Bremerhaven, wenn vom "Markenbündnis" zwischen dem Betreiber der beiden großen Stadt-Arenen und den etablierten Profiklubs Fischtown Pinguins (Eishockey) sowie Eisbären (Basketball) berichtet wird. Auch für die Tanzformation der TSG Bremerhaven ist die Stadthalle die heimische Wettkampfstätte. So stark das Bündnis, so schwach die derzeitige Infrastruktur: In der Eisarena musste vor einer Woche während eines DEL-Spiels die voll besetzte Arena evakuiert werden, wegen einer angebohrten Ammoniak-Leitung. Die 50 Jahre alte Stadthalle nebenan bekommt schon seit mehr als einem Jahr keine Betriebserlaubnis mehr, sie hangelt sich von einer Einzelgenehmigung zur nächsten. Ab dem Sommer dürfen die Basketballer und Tänzer zu ihren Veranstaltungen nur noch maximal 1000 Zuschauer in die Halle lassen. Der WESER-KURIER gibt einen Überblick zum aktuellen Stand in der sportlichen Stadt:
Wie läuft die Reparatur in der Eisarena? Die Arena ist mittlerweile knapp 14 Jahre alt. Unter dem Eis und Beton sind einst zwecks Kühlung 4,5 Kilometer Ammoniak-Leitungen verlegt worden. Die Metallhülsen, in die die Torpfosten gesteckt werden, sind besonders beansprucht. Jedes Mal, wenn die Eismaschine drübergefahren ist, muss gebohrt werden, um die Pfosten zu verankern. Dabei passierte in der vorigen Woche am Freitagabend das Malheur. Die Hülse schützte nicht mehr, und die Bohrung wurde wohl einen Tick zu schräg angesetzt. Noch in der Nacht begannen die Reparaturarbeiten. Seitdem wird geschweißt, zu Testzwecken Stickstoff verpresst, eine neue Bewährung aufgebracht, darüber ein schnelltrocknender Estrich. Schließlich wird der Beton auf minus acht Grad heruntergekühlt, was zwei bis drei Tage dauern wird.

Othmar Gimpel
Wann kann wieder Eishockey gespielt werden? Die Pinguins mussten ihre für diesen Freitag (gegen Iserlohn Roosters) sowie nächsten Dienstag (gegen Adler Mannheim) geplanten Heimspiele verschieben. Sie sollen nun am 12. beziehungsweise 25. Februar nachgeholt werden. "Läuft alles wie geplant, kann ab dem 2. Februar wieder in der Eisarena gespielt werden", sagt Othmar Gimpel, Geschäftsführer der Stadthallen-GmbH. Ironie des Spielplans: Am 2. Februar geht es erneut gegen Tabellenführer ERC Ingolstadt, der am verhängnisvollen Ammoniak-Abend 2:0 vorn lag, als nach einem Drittel abgebrochen wurde. Das Spiel war mit 5:0 für den ERC gewertet worden, Gastgeber Fischtown war zudem mit einer satten Geldstrafe belegt worden. "Zum Glück ist aber niemand verletzt worden", sagt Gimpel. Wäre das Leck in der Leitung nur geringfügig größer ausgefallen, hätte mit Druck austretendes giftiges Gas erheblichen Personenschaden verursachen können.
Warum stecken die Eisbären in einem Dilemma? Der ProA-Klub muss in der 2. Basketball-Bundesliga eine Zuschauerkapazität von mindestens 1500 Personen vorweisen können, sonst gibt es keine Lizenz. Sollte den Eisbären gar der Aufstieg in die erste Liga gelingen, wäre für die Lizenz sogar eine Kapazität von 3500 Zuschauern nötig. Wenn ab Sommer nur noch 1000 Personen zugelassen sind, könnten die Eisbären in Bremerhaven keine Heimspiele ausrichten. Die Stadt hatte im Mai nach langem Hin- und Her beschlossen, dass die marode Halle saniert wird, statt sie abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Eine Sanierung, die nach vorsichtigen Schätzungen 30 bis 40 Millionen Euro kostet, wird im Sommer noch lange nicht abgeschlossen sein.
Wie soll die 1500er-Auflage erfüllt werden? Eine erste Ausschreibung werde es in diesem Jahr wohl nicht mehr geben, sagt Othmar Gimpel, der dann auch gar nicht mehr Geschäftsführer sein wird. Er wird seinen Ende August auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Der Plan bis dahin: Sicherheitsrelevante Vorgaben von Bauordnungsamt und Feuerwehr so zu erfüllen, dass bereits zur kommenden Saison die Halle für mindestens 1500 Zuschauer zugelassen wird. Mit dem erfahrenen Architekten Andreas Geywitz sitze ein Mann als Leiter im Bauordnungsamt, mit dem man bislang sehr gut zusammengearbeitet habe. Die ersten Maßnahmen sollen dabei nicht nur wegen der nötigen Lizenzerteilung erfolgen, sondern sich sinnvoll ins gesamte Sanierungskonzept einfügen. Bildlich gesehen ist eine Operation am offenen Herzen im Gange.
Warum sind auch die Tänzer betroffen? Auch für die Tänzer der TSG Bremerhaven ist das 1000-Zuschauer-Limit ein Problem. An diesem Sonnabend richten sie zum 45. Mal ihr Formationsfestival in der Stadthalle aus. Die Lateinformationen treten am Nachmittag zur 2. Bundesliga (mit der TSG) an und am Abend zur 1. Bundesliga (mit den Bremer Grün-Gold-Weltmeistern). "Womöglich ist das 45. auch erst mal das letzte Formationsfestival", sagt TSG-Sportwart Marcel Herb. Nicht nur wegen der Zuschauer-Begrenzung könne man sich nicht mehr um größere Turniere bewerben am Standort Bremerhaven, der einst Weltmeisterschaften vor 5000 Leuten gesehen habe. Auch die Infrastruktur in der Halle sei nicht mehr konkurrenzfähig. Für die 16 Formationen, die am Sonnabend tanzen wollen, stünden lediglich neun Kabinen zur Verfügung. Drei davon seien noch nicht mal Sport-Kabinen. Zum Stückpreis von 1000 Euro müssten sieben weitere provisorische Umkleiden hinzugekauft werden.